Eckdaten zur Haltung von Wasseragamen (Physignathus cocincinus & Physignathus lesueurii)

Blondi

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Eckdaten zur Haltung von Wasseragamen (Physignathus cocincinus & Physignathus lesueurii)
Dieser Beitrag soll keine Literatur zum Thema ersetzten. Sinn dieses Beitrags ist es häufige Fragen zu klären die so selten bis garnicht in Büchern behandelt werden,daher gehe ich auf Grundsätzliches wie Temperaturen,Luftfeuchte und sowas nicht genauer ein da man dies in jedem Buch nachlesen kann.

Terrariengröße (adulte Tiere):
Für eine Gruppe von 1,2 adulter Tiere sollte das Terrarium die Maße von (BxTxH) 200x100x200 nicht unterschreiten,so ist gewährleistet das die Tiere auch die Möglichkeit haben sich mal aus dem Weg zu gehen. Grade bei den Weibchen kommt es nicht selten vor das sie die Nähe eines anderen Weibchens nicht zulassen, dieses Verhalten konnte ich persönlich während der Trächtigkeit sehr oft beobachten. Bei Paarhaltung sollte das Terrarium die Maße von 180x80x200 nicht unterschreiten,wobei ich sagen muß das auch hier eine Tiefe von 100 sehr empfehlenswert ist um ein passendes Wasserbecken einsetzen zu können und auch sonst mehr Platz für eine passende Einrichtung des Terrariums gegeben ist.

Terrariengröße (Jungtiere)
Da die Jungtiere erst mit 1,5-2 Jahren ihr Endterrarium beziehen sollten sind für sie andere Maße erforderlich. Grund dafür ist ganz einfach das man die Aufzucht besser kontrollieren kann und so ein „verkümmern“ einzelner Tiere besser ausschließen kann.
Als gutes Maß für die Zeit bis sie ins Endterrarium ziehen hat sich bei mir ein Terrarium mit den Maßen 120x80x120 (für die ersten 1,5 Jahre) bewährt. Eine anfängliche Haltung in kleineren Terrarien ist möglich,dann sollten die Tiere aber früher in ein entsprechend größerem Terrarium,das die Maße des oben genannte Aufzuchtbecken hat, umgesetzt werden. Wichtig bei Aufzucht von Jungtieren ist auch das die Gruppen nicht zu groß sind da es sonst oft zu abgebissenen Schwanzspitzen kommt.
Kleiner Tip: Jungtiere sollte man im Alter von 3 Monaten oder älter kaufen.Ab diesem Alter sind die Tiere im allgemeinen Futterfest und überstehen den Stress eines "Umzugs" problemloser.
Es besteht auch die Möglichkeit Jungtiere direkt im Endterrarium aufzuziehen,dies ist allerdings mit größter Sorgfalt zu tun und auf folgendes
genau zu achten.Bei der Fütterung sowie bei der Verabreichung von Vitaminen und Zusätzen wie Kalzium muß sichergestellt sein das alle Tiere ausreichend davon bekommen. Der Entwicklungsverlauf jedes einzelnen Tieres muß genau beobachtet werden,tägliche Beobachtung und eventuelles durchzählen ist unabdingbar um bei Problemen schnell eingreifen zu können. Man muß sich auch im klaren darüber sein das das heraus fangen eines Jungtieres in einem so großen Terrarium keine leichte Aufgabe ist falls dieses mal nötig sein sollte.

Beleuchtung:
Das Thema Beleuchtung ist auch bei diesen Tieren nicht zu unterschätzen und sehr wichtig für eine erfolgreiche Haltung der Tiere. Das Beleuchtungsbeispiel bezieht sich auf ein Terrarium mit den Maßen 200x100x200 und ist bei größeren Terrarien natürlich entsprechend zu erweitern.

Für das Endterrarium:
Als Grundbeleuchtung:
3x HQI/HCI mit je 150 Watt Ausführungsvariante mit rechteckigem Reflektor mit in der Regel 63° Abstrahlwinkel,sogenannte Floodstrahler.

Erklärung:
Diese Leuchten sorgen dafür, das selbst in einem gut bepflanzen Terrarium ,eine ausreichende Lichtmenge bis in den Bodenbereich dringt. Es entstehen zwar auch mit diesen Leuchten Schattenzonen,aber diese sind nicht nachteilig sondern werden auch gerne von den Tieren aufgesucht.
Bei starker „Leuchtinselbildung“ hat es sich bewährt die Grundbeleuchtung mit T5 Leuchten aufzustocken,da diese Leuchten diesen Effekt sehr gut neutralisieren.

Sonnenplätze und UV:
Wahlweise 1-2 x Bright Sun UV Jungle mit 70 Watt (separates Vorschaltgerät nötig)
oder 1-2 x T-Rex Active UV Heat mit 160 Watt (ohne Zusatzhardware einsetzbar)
Weitere Sonnenplätze können mit handelsüblichen PAR Strahlern in passender Wattzahl
Anschaffungskostengünstig eingerichtet werden.
Meine Empfehlung ist 1x eine der genannten UV Leuchtmittel + 1-2 PAR Strahler.

Erklärung:
Beide genannten Strahler haben sich bei mir zur UV Versorgung gut bewährt und geben zusätzlich nochmal ein gutes Maß an Lichtmenge.Auch sorgen sie für die nötigen Temperaturen von ca 40°C an den Sonnenplätzen. Für zusätzliche Sonnenplätze reichen die PAR Strahler vollkommen aus und werden auch sehr gerne aufgesucht. Durch ihre robuste Bauweise und ihrem Pressglaskolben sind die PAR Strahler unempfindlich gegen Luftfeuchte und sogar Spritzwasser und dadurch sehr Haltbar.

Für die Beleuchtung von Aufzuchtterrarien ist das oben genannte Beispiel in Wattzahl und in ihrer Anzahl reduziert einzusetzen,die Leuchtenart aber so zu übernehmen.


Terrarienausstattung:

"Das Scheibenspringen-Problem"
Dieses Problem wird oft beobachtet und ist schwer in den Griff zu bekommen. Der Grund dafür liegt aber in den seltensten Fällen in der Natur der Tiere. Spiegelungen in der Frontscheibe können Grund für dieses Phänomen sein aber auch Ausstattung des Terrariums. Gegen die Spiegelungen kann man wenig ausrichten,aber eine gut strukturierte Einrichtung mit vielen Klettermöglichkeiten,Verstecke und Pflanzen hilft das auftreten dieses Problems zu minimieren.

Wasserbecken,Beregnungsanlage,Nebler und Co:
Vorweg der Hinweis das auf Nebler jeglicher Art ,meiner Meinung nach, verzichtet werden sollte da diese zu nicht unerheblichen Gesundheitsschäden bei den Tieren führen können.
Ein Wasserbecken ist unumgänglich für diese Tiere. Das Wasserbecken sollte mindestens die Größe der Tiere haben. Als optimale Größe hat sich eine Fläche von 2/3 der Bodenfläche des Terrariums ergeben. Im Aufzuchtbecken kann es jedoch auch etwas kleiner gehalten werden da es oft auch noch nicht so sehr genutzt wird wie es bei adulten Tieren der Fall ist. Die Tiefe sollte mindestens so sein das die Tiere grade noch darin stehen können. Bei tieferen Wasserbecken ist eine Uferzone einzurichten die die Tiere auch sehr gerne aufsuchen. Das Wasserbecken braucht bei optimalen Temperaturen im Terraium nicht zusätzlich beheizt werden. Auf Sauberkeit und dadurch gute Wasserqualität ist zu achten. Gängige Filter helfen die Wasserwechselintervalle zu zu reduzieren, sie sollten aber das doppelte bis dreifache der vorhanden Wassermenge reinigen können. Beispiel: Bei 90L Wassermenge sollte mindestens ein Filter gewählt werden der für ein 200L Becken geeignet ist.
Auch ein kleiner Grobfilter mit beispielsweise einer kleinen Springbrunnenpumpe hat sich zusätzlich bewährt und wird von den Tieren als „dusche“ gerade in der Häutungsphase gerne genutzt.
Für das Endterrarium ist eine Beregnungsanlage empfehlenswert,sie sorgt unter anderen auch für eine gute Luftfeuchte im Terrarium. Für Aufzuchtbecken haben sich Drucksprüher bewährt und reichen vollkommen aus.


Bodengrund:
Als Bodengrund ist vieles geeignet. Wichtig ist das dieser ungedüngt und unbehandelt (nicht künstlich gefärbt z.B.) ist. Torf-Sandgemisch eignet sich genauso gut wie Pinienrinde oder ähnliches. Vom Einsatz von Rindenmulch rate ich allerdings ab,da in diesem sehr lange Faseranteile sein können und diese bei Aufnahme durch die Tiere sehr hohe Risiken bergen.
Ich persönlich nutze unbehandelte Pinienrinde aus dem Gartencenter (70L ca 6-8 €) in der Körnung 8-12. Diese Körnung ist unbedenklich wenn sie von adulten Tieren mal aufgenommen wird.
Bei Jungtieren sollte eine gröbere Körnung gewählt werden um eine Aufnahme durch die Tiere völlig auszuschließen. Eine Bodengrundhöhe von mindestens 15 cm ist empfehlenswert,bei mir sind es ca 30cm Bodengrundhöhe.


Liegeflächen und Äste:
Diese sollten ausreichend und in passenden Größen vorhanden sein. Die Äste sollten mindestens den Umfang der Tiere haben damit diese sie auch gut nutzen können.
Sehr gut geeignet sind Korkrindenstämme die durch ihre raue Oberfläche ideal bekletterbar sind.
Liegeflächen sollten in allen Temperaturzonen des Terrariums und in entsprechender Anzahl angelegt werden da diese von den Tieren im Tagesverlauf sehr gerne gewechselt werden.


Bepflanzung:
Als Pflanzen eignet sich eigentlich alles was dem Klima im Terrarium entspricht.
Pflanzen aus dem Herkunftsgebiet sind natürlich Ideal. Es eignen sich aber auch:
Yucca Palmen,Efeututen,Bromelien,Fensterblatt und einige Ficusarten.
Wichtig ist das auf Ungiftigkeit der Pflanzen geachtet wird um eine Vergiftung völlig auszuschließen da es immer mal vorkommt das die Tiere am Pflanzensaft lecken oder beim Futterfang Blattteile mitfressen.

Beregnungsanlagen effektiv einsetzen

Ich wollte dieses Thema mal aufgreifen um eventuell den einen oder anderen dabei zu helfen wie man eine Beregnungsanlage effektiv einsetzt um die LF zu erreichen die man braucht ohne das das Becken versumpft.
Wichtig für einen wirksamen und effektiven Einsatz der Beregnungsanlage ist das schon mal passende Grundbedingungen herrschen.
Das das Terrarium verschiedene Temperaturzonen haben sollte wird wohl jedem klar sein,diese sind auch für das Thema LF sehr wichtig da sie unter anderem dafür sorgen das die Luftfeuchte sich auch über längere Zeit hält.
Eine weitere Voraussetzung ist das die beregneten Flächen das Wasser halten und unterschiedlich (durch Verdunstung) an die Luft abgeben. Es bringt rein garnichts wenn die Anlage so installiert ist das der Bodengrund nass wird und ihm keine möglichkeit gegeben wird die Feuchtigkeit wieder abzugeben,was sich schon alleine aus der Beckenhöhe und der dadurch großen Entfernung zur Wärmequelle ergibt.
Was hält also nun das Wasser so wie wir es wollen?
Ganz einfach,die passende Einrichtung des Terrariums.Alle folgenden genannten Beispiele sollten von der Anlage erreicht werden dann kommt man bei logischer Schlussfolgerung von selbst drauf das so die LF über länger Zeiträume in einem guten Bereich bleibt.
Hier mal ein paar Beispiele.

Der Sonnenplatz:
An dieser Stelle verdunstet das Wasser sehr schnell was zur folge hat das die LF gleich merklich steigt. Ist der Sonnenplatz als Felsen oder Plateu angelegt hält das Wasser besser da er eine unterschiedliche Temperatur besitzt und somit auch das Wasser unterschiedlich schnell verdunstet.

Der Pflanzenteppich:
Pflanzen sorgen an sich schon für eine gewisse LF,was man aber noch unterstützen kann. Durch großblättrige Pflanzen wie z.B. das Fensterblatt wird ein zusätzlicher Wasserspeicher geschaffen. Da Die Blätter unterschiedliche höhen haben halten sie auch die auf ihnen hängenden Wassertropfen unterschiedlich lange. Nebeneffekt einer guten Bepflanzung ist das kaum Wasser den Boden erreicht ,und das Wasser was den Boden erreicht sorgt dafür das auch der Bodengrund feucht bleibt.

Schattenzonen:
Sie halten Feuchtigkeit am längsten und geben diese nur sehr langsam ab. Auch sie sollten,wenn auch nur leicht, in den Beregnungskreis mit eingeschlossen werden.

Wenn man dies so bei der Planung des Einbaus berücksichtigt braucht man nur noch am verlauf der LF Werte die Intervallzeiten und die Beregnungsdauer anpassen und die LF passt ohne das das Becken versumpft.

Allgemein gilt aber auch,lieber öfter mit etwas kürzerer dauer beregnen als das man die Beregnungsdauer verlängert.Bei zu langer Beregnung läuft das Wasser nur ab und sammelt sich z.B. im Bodengrund wo es uns oft wenig dabei hilft die LF zu halten.


So,dies mal als kleine Ergänzung zu dem was man so in den Büchern findet. Alles was ich hier genannt habe, sind Dinge die aus der Erfahrung entstanden sind und dienen als kleine Hilfestellung.
Falls ich was vergessen habe oder falsch dargestellt habe bitte ich um Nachricht damit ich es ändern kann.

Hier noch ein Einrichtungsbeispiel. Das Bild zeigt das Terrarium meiner Physignathus lesueurii und meiner Physignathus cocincinus
 

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