Umgang mit dem Tod

svala

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Ruhlsdorf / Nuthe-Urstromtal
Der Umgang mit dem Tod ist für viele Menschen eine sehr schwere Angelegenheit und daher werden Gedanken daran gerne verdrängt.
Der Tod ist aber Teil des Lebens und wird uns täglich vor Augen geführt.
Der erste Schritt heißt einfach loslassen und ist zugleich der schwerste.

Ich persönlich habe da für mich einen Weg entdeckt, der mir immer geholfen hat.
Ich schreibe meine Erinnerungen und Empfindungen in ein „Trauerbuch“.
Mit jedem Wort wird der Schmerz in mir kleiner.
Wichtig ist, dass man etwas findet, das einem diesen Schmerz lindert.
Meine Freundin z.B. schreibt Briefe, die sie dann an einen Luftballon bindet und fliegen lässt.

Oft stellt man sich die Frage nach dem Warum? Oder hätte ich etwas anders machen können?
Diese Fragen sind sehr zermürbend und lösen Schuldgefühle aus.
In solch einem Fall hat auch mir das Schreiben geholfen, indem ich pro und kontra aufgelistet habe. So konnte ich meine Gedanken ordnen.

Trost…woher nehmen?
In erster Linie muss man ihn sich selbst geben…das klingt vielleicht einfach, ist aber oft schwer.
Mir hilft immer…er/sie hatte ein schönes, erfülltes Leben…oder – da wo du jetzt bist, bist du frei von Schmerzen und Krankheit. Positive Gedanken sind in diesem Fall sehr wichtig, ebenso wie ein Gegenüber, dass einem zuhört und versteht.

Schmerz – Trauer ist etwas ganz legitimes und man sollte sich erlauben es frei zu zeigen.
Jeder Mensch braucht unterschiedliche Zeit dieses zu verarbeiten.
Aber denkt immer daran:
Sie sind nicht fort…sondern nur einen Schritt voraus.
 
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Ich kann nur schwer mit Trauer umgehen und brauche sehr, sehr lange um es zu überwinden. Denn mein Kopf und mein Herz (Gefühle) sind zweierlei Dinge. Letztendlich muss man es aber akzeptieren und das dauert bei jedem unterschiedlich lange.
 
leider ist der tod in unserer kultur kaum ein thema. man hat immer das gefühl, dass alle ewig jung bleiben und ewig leben. ich habe ehrenamtlich oft mit dem tod zu tun und sehe die verschiedensten reaktionen. aber svala hat es schön umschrieben. die, die uns vorausgehen, sind uns einen schritt voraus und sie wissen wie es auf der anderen seite ist. und der tod ist teil unseres lebens und wir sollten lernen ihn anzunehmen, wie und wann er eintritt. ich halte es für mich so, dass ich vieles nicht verstehe, aber ich versuche es zu akzeptieren. wir können es nicht ändern und je mehr wir hadern und zweifeln, umso schwerer machen wir es uns selber. und was mir auch aufgefallen ist, dass viele trauernde von der gesellschaft alleine gelassen werden, weil viele menschen mit dieser emotion nicht umgehen können/wollen und auch mit diesem thema nicht konfrontiert. wie bei vielen dingen im leben sollte man sich genau diesen themen stellen und so den umgang besser lernen und vielleicht auch vieles besser verstehen und so vielleicht doch auch ein wenig die angst davor verlieren.....
 
Ich habe im Juni erst von jetzt auf gleich meine Freundin durch Tod verloren. Ich muss gestehen, ich stand einige Zeit sehr unter Schock.
Das Bewußtsein, dass es ihr jetzt besser geht, sie keine Schmerzen hat und leiden muss, hat mir sehr dabei geholfen es zu aktzeptieren. Ich weiß das es viele Menschen gibt, die mit Trauer und den damit verbundenen Emotionen nicht umgehen können. Aber der Trauernde sollte in diesem Moment das Recht haben, sich damit auseinander zu setzen. Nach einiger Zeit geht es dann auch besser.
 
Mir fällt immer auf, wie schnell Trauernde alleine gelassen werden.
Ich möchte, wenn es euch nicht stört, nicht nur im Allgemeinen schreiben, sondern direkt aus meinem Leben.
Wie einige von euch wissen, verlor ich meinen Papa vor nun 3,5 Jahren am Sekundentod-er wurde nur 67 Jahre alt.
Meine Ma hat noch 4 Geschwister, als sie vom Tod erfuhren, kamen sie flugs zur Mama, beteuerten ihr, wie sehr sie für sie nun da sein würden....
Ich sagte ihr damals schon, sie möge sich nicht darauf verlassen.
Meine Mama hatte durch meinen Vater ein sehr behütetes Leben, das völlig anders verlief als das meine....darum sagte sie mir auch, dass sie nie alleine sein würde.
Nun, meine Eltern waren nicht "nur"meine Eltern, sondern jeder vom anderen auch die große Liebe, es gab beide nur im "Doppelpack" und nun....Mama sagte mir einmal:"Kind, es ist, als habe Papa die Hälfte von mir mitgenommen."
So kam, was wohl kommen musste: Mama erkrankte an Depressionen...und: sie war nicht mehr die alte, nicht mehr so pflegeleicht und NIEMAND mehr kam....schon nach Papas Beerdigung liess sich niemand mehr blicken.
In vielen Gesprächen hat sie das nun akzeptiert, dass viele Menschen eben so sind, da gibt es den Tod einfach nicht und wenn man diesen so deutlich vor Augen geführt bekommt-nun, dann zieht man sich lieber zurück.
Heute lebt Mama bei uns, bei vielen Tieren, Neelix machte damals den Vorschlag, wir sollten Mama nun flugs holen und dafür bin ich sehr dankbar.
Wir geben ihr die Ruhe, aber auch das Leben um sie herum, dass sie braucht und alle Hilfe und sie weiss heute, dass der Tod ein Übergang in ein anderes Leben ist.
Ich hoffe, es ist euch nicht zu lang und zu persönlich geworden.
 
Flauschi, Du, fühle Dich sehr gedrückt! Ich bin bei Dir! :)))

Ich finde, Du hast da einen schönen Weg gefunden, Svala. :)))

Aufschreiben hat mir auch sehr oft geholfen. Es war über lange Jahre mein einziger Weg mit einem Tod klarzukommen. Was mir in den letzten drei Jahren aber auch unwahrscheinlich geholfen hat, ist folgend zitiertes Gedicht. Ich meine, dazu gehört, dass man von sich aus an das Weiterleben der geliebten Person, des geliebten Tieres glaubt. Ist das von innen gegeben, empfinde ich es als ungeheuer tröstlich. Ist das vom Empfinden her nicht gegeben, erscheint mir der Schmerz deutlich größer.

Was ist sterben?

Ein Schiff segelt hinaus und ich beobachte
wie es am Horizont verschwindet.
Jemand an meiner Seite sagt: "Es ist verschwunden."
Verschwunden wohin?
Verschwunden aus meinem Blickfeld - das ist alles.
Das Schiff ist nach wie vor so groß wie es war
als ich es gesehen habe.
Dass es immer kleiner wird und es dann völlig aus
meinen Augen verschwindet ist in mir,
es hat mit dem Schiff nichts zu tun.
Und gerade in dem Moment, wenn jemand neben
mir sagt, es ist verschwunden, gibt es Andere,
die es kommen sehen, und andere Stimmen,
die freudig aufschreien: "Da kommt es!"
Das ist sterben."

Charles Henry Brent

Lieben Gruß Euch,
Geli
 
@ Andrea
Mir fällt immer auf, wie schnell Trauernde alleine gelassen werden.
Ja, das ist leider so, weil unsere heutige Gesellschaft den Tod als etwas unangenehmes empfindet.
In alten Kulturen gehörte der Tod noch zum Leben und in vielen Kulturen wird nicht geweint und getrauert, sondern ein Fest gefeiert mit Musik und Tanz weil er/sie nun in einer besseren Welt sind.
Dank der Christianisierung "dürfen" wir das nicht mehr so sehen....sondern"sollen" leiden.:(

@ Geli
Oh ja, das ist ein sehr schönes Gedicht und trifft es genau.

Eine alte weise Frau hat mir einmal gesagt:
Der Sinn des Lebens besteht darin zu erkennen, dass es Dinge gibt die Unweigerlich mit dem Leben zusammenhängen. Unsere Aufgabe ist es sie anzunehmen.
Tod ist nicht Ende, sondern ein neuer Anfang.
Trauerschmerz ist die Lücke die in unserem Leben entsteht und diese gilt es zu füllen.
 
Sie schon erwähnt, tue ich mir anfangs schwer damit, damit umzugehen. Aber ich habe noch nie jemanden alleine gelassen. Auch jetzt habe ich noch regelmäßigen Kontakt zu dem Mann meiner verstorbenen Freundin, obwohl ich zu Lebzeiten meiner Freundin mit ihm eher weniger zu tun hatte. Er aber hat seine Frau verloren und ich eine Freundin, somit verbindet uns etwas. Wir sprechen auch über sie, lachen über Dinge die wir durch und mit ihr erlebt haben. Dies hilft uns beiden.

Ich bin mit dem Tod auch schon mehrfach konfrontiert worden, von Mensch und Tieren. Mir ist jedoch aufgefallen, dass ich da auch Unterschiede mache. Ein guter Freund von mir, welcher sehr schwer krank war, ich diesen gepflegt habe, ist gestorben. Ich war schon sehr traurig, aber ich wußte, nun muss er nicht mehr leiden und sich quälen und konnte somit besser damit umgehen. Der Tod meiner Freundin z.B. kam wie aus dem nichts, mittags noch zusammen telefoniert und nachts ist sie gestorben, das hat es mir zunächst sehr erschwert, nun geht es, denn ich sage auch jetzt, ihr ist vieles erspart geblieben (wie wäre Pflegefall gewesen) was sie nicht gewollt hätte. Wenn es dann soweit ist, dass diese Gedanken die zunächst im Kopf vorhanden sind, aber bis zum Herz noch nicht vorgedrungen sind, ihren Weg geschafft haben dorthin zu gelangen, kann man besser damit umgehen. Ich vermisse dennoch jeden Menschen und jedes Tier welche ich gehen lassen musste, in meinem Herzen sind sie immer dabei.
 
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Geli, ich danke dir vielmals für das Gedicht, ich finde es wunderbar und meine Mama auch, ich hab es ihr sofort vorgelesen.
Der Tod gehört für mich, seit mein Opa 1975 viel zu früh starb, zum Leben dazu.
Ich fing damals mit 11 Jahren mit meiner Suche an, wo er nun hin ist, denn einen Tag vor seinem Tode versprach er mir, immer bei mir zu sein....
Mein Vater erkrankte mit 57 Jahren an Lymphdrüsenkrebs und sagte einmal zu mir:"Kind, ich sehe schlimm aus und du leidest bei dem, was sie mit mir tun, aber du läufst nicht weg....du läufst einfach nicht weg..."
"Nein Papa, ich laufe nicht weg, ich bin an deiner Seite und wir stehen das durch. Ich liebe und ich brauche dich, du bist der beste Papa der Welt."
Er sagte mir, nachdem er gesund wurde einmal:"Kind, du hast mir die Kraft gegeben, gesund zu werden."
Diesen Satz trug ich vortan als Geschenk meines Vaters an mich mit mir und als wir das Riesengeschenk bekamen, dass er gesund wurde-ich kann es euch nicht in Worte fassen, was damals in mir passierte.
Das er genau 10 Jahre später auf die andere Seite ging, konnte keiner ahnen.
 
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