AW: Soll es das Ende sein...
Auch hier greife ich mal wieder auf, weil es ganz aktuell ist.
Es ist und bleibt ein Kampf, den wir bisher gewonnen haben.
Aber die letzten Wochen waren schlimm.
Winnica stand plötzlich ganz krumm und konnte nicht mehr gerade aus gehen, sie hatte Schmerzen. ich rief natürlich den TA, der uns keine Chance mehr gab. Wir hatten uns damit abgefunden, dass es jetzt das Ende bedeutet.
Ich brauchte noch ein paar Tage zum Abschied nehmen...ich wußte, das war es jetzt....
Jetzt stehe ich neben Dir und kraule Deine Stirn die Du so sanft gegen meine Hand schmiegst, eine Zärtlichkeit die nur uns beiden gehört und die wir beide genießen. In Deinen wunderschönen, großen glänzenden Augen sehe ich mein Spiegelbild; sehe mich darin klein, verzerrt und unbedeutend. Und doch habe ich die Verantwortung für Dich, die Pflicht Deine Interessen wahrzunehmen und damit auch diese entsetzliche Not nun über Dein Sterben bestimmen zu müssen. Wie gut ich Dich kenne, Deine Vorlieben und Deine Abneigungen... Du senkst den Hals, drehst den Kopf zu mir und steckst ihn unter meinen Arm.
Seit Wochen bange ich um Dich. Oder mehr um mich ? Ich weiß es nicht, weiß nur dass diese Entscheidung bei Dir so unendlich schwer ist. Schon oft musste ich diese fürchterliche Entscheidung treffen und immer war sie schwer, selbst wenn sie nur noch schnelle Erlösung bedeutete. Doch Du hast einen besonderen Platz ganz tief in meinem Herzen eingenommen, der nur Dir gehören kann.
Ihr alle seid unvergleichlich, aber Du bist für mich die unvergleichlichste unter Deinen Artgenossen. Ich weiß noch, als wir uns kennen lernten: abweisend warst Du, voller Angst und dennoch stolz, schienst weder die Pferde noch die Menschen zu mögen.
Ich weiß noch, wie Du in unserem Stall Einzug hieltst, anders kann man es nicht nennen, denn in allem Stolz betratest Du Dein neues Zuhause wie eine Königin.
Irgendwie war es seltsam, Du warst hier und ich wusste was Dir wichtig war und Du wusstest was mir wichtig war, wir brauchten keine Zeit um uns verstehen zu lernen, wir waren ganz selbstverständlich vertraut miteinander. Die Arbeit mit Dir war immer etwas Besonderes für mich, nie ein Muss, sondern immer ein Dürfen. Du hattest eine besondere Fähigkeit Dich mir mitzuteilen und gleichzeitig mir jeden Wunsch schon im Voraus zu erfüllen.
Ja, so war und so ist sie.....
Jeder der ein Tier hat weiß, wie schwer es ist Abschied zu nehmen.
Aber wann ist es der richtige Zeitpunkt? Wenn das leben nicht mehr lebenswert ist und Schmerzen überwiegen.
Ich war sicher, JETZT ist der Zeitpunkt gekommen....
In diesem Augenblick wird mir Dein tiefes Vertrauen und Deine Zuneigung zur Qual. Diese tiefe Nähe macht mir gleichzeitig schmerzhaft klar, wie weit wir dennoch voneinander entfernt sind, denn ich kann Dir nicht mitteilen, was mir durch den Kopf geht. Kann Dir nicht sagen, dass ich um Dich gekämpft habe und den Kampf verloren habe. Vielleicht spürst Du viel mehr, als ich ahne. Wahrscheinlich, denn schon oft habe ich mich gefragt, woher Du wusstest, was ich wollte oder worauf es ankam, wenn Du schon gehandelt hattest bevor ich Dich dazu auffordern konnte. Du, wir müssen Abschied nehmen, vielleicht nicht heute, aber irgendwann werde ich Dich auf diesem letzten Weg begleiten müssen.
Das letzte was Du spüren sollst, soll meine Liebe zu Dir sein, nicht meinen Schmerz Dich zu verlieren. Ich will daran glauben, dass es einen Himmel für Euch gibt, dass Du ohne Schmerzen auf himmlischen Weiden frei und glücklich sein wirst, ich will mich üben in diesen letzten Tagen nicht mehr zu trauern, sondern nur dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit. Welch ein Glück Euch achten, lieben und verstehen gelernt zu haben und nicht als Sportgerät missverstehen zu müssen. So ist meine Trauer eigentlich Glück, denn trauern kann nur derjenige, der liebt. Ich muss aufhören, um meinen Verlust zu bangen und stattdessen die Kraft aufbringen, Dir zuliebe diese für mich so schwere Entscheidung zu fällen. In meinem Herzen und in Deiner Tocher Fee wirst Du immer weiterleben, an diesem ganz besonderen Platz, der Dir gehören kann.
Ich rief den Ta, es gab keinen anderen Weg.....
aber Winni wäre nicht Winni, wenn sie nicht weiter gekämpft hätte.
Der Ta gab ihr nochmal ein Mittel, welches die Schmerzen nehmen soll, aber mit wenig Hoffnung auf Erfolg, aber DAS wollte ich noch probieren.
Sie blieb mit Fee ein paar Tage in der Box um sie ersteinmal in Ruhe zu bringen. Es half, das Mittel schlug an.
Ich denke für DIESEN Augenblick alleine, hat es sich gelohnt zu kämpfen:
Ihre Lebensfreude ist zurück.....und ich bin glücklich.
Wir wissen alle, dass es ein Aufschieben ist, aber bis hier her hat Winnica den Kampf gewonnen und ich bete zu Gott, dass er sie mir noch eine Weile läßt....
Danke!!!!