AW: Angst vor dem Geschirr
Ich stimme Sanfter Riese und Marikka zu. Geschirre sind eine Erfindung der letzten drei/vier Jahre und haben der Hundezubehörindustrie einen enormen Wachstumsmarkt beschert.
Demgegenüber wurden 14.000 Jahre lang Hunde zunächst frei und dann an Bändern um den Hals gehalten; vielleicht ist die evolutionäre Anpassung einiger heutiger Exemplare noch nicht so weit gediehen, dass sie ein Geschirr akzeptieren? *grinz*
Das ist jetzt ein bisschen ein Joke, okay? Auch Fahrradhelme sind beim heutigen Verkehrsaufkommen sinnvoll, selbst wenn Menschen lieber 'nen freien Kopf hätten.
Aber trotz und alledem, ganz so ernst würde ich den aufgeblühten Geschirrwahn nicht nehmen. Ein Geschirr muss nicht sein! Man kann dem Hund tatsächlich das Zerren abgewöhnen! Das ist die sinnvollere Methode!
Guck Arthos, vielleicht finden Forscher in drei Jahren heraus, dass Geschirre, gerade bei Junghunden, die Entwicklung des normalen, gesunden Körperempfindens inklusive aller sensorischen Gleitbewegungen in Kontakt mit der Natur und anderen Hunden hindern? Dass sich ein geschirrtragender Junghund nie so ganz umfänglich sinnlich den schlappenden, kosenden, spielerisch zuzwackenden Schnauzen seiner Mithunde öffnen kann, weil er immer irgendwie "behindert" ist? Mich würde das nicht überraschen.
Grade auch, wenn ich sehe, wie viele junge Hunde ein Geschirr massiv ablehnen oder Angst vor ihm haben. Ja, sie werden regelrecht steif darin!
Und nun zurück zur Evolution, ernster Teil: Unsere jetzigen Hunde wurden über Generationen alle als Hüte-, Gebrauchs-, und Jagdhunde gezüchtet. Terrier wurden zum Beispiel dahingehend geprägt, dass sie den unterirdischen Bau ihrer Beute aufgraben, um an sie heranzukommen und sie herauszutreiben.
Wenn der kleine Kerl bei einer solchen Aktion ein Geschirr getragen hätte, er hätte beim Aufgraben eines Fuchsbaus an Wurzeln hängenbleiben und sterben können. Nicht nur durch Ersticken oder Verhungern, er wäre selbst das Opfer des Fuchses geworden. Und ich denke, das steckt schon noch in den Genen dieser Hunde drin, dass sie ahnen, dass ein solches Kleidungsstück auf eine Weise lebensbedrohend gefährlich ist.
Wer als junger "Bauaufgrabehund" so angetan ist, kann eigentlich gar nicht mehr seiner ursprünglichen Aufgabe gerecht werden, die er in sich spürt.
Gut, wir wollen heutzutage auch gar nicht mehr, dass ein Terrier Fuchsbauten aufgräbt. - Aber wissen das die Gene der Hunde?
Ich sehe, es gibt Hunde, die recht gerne Geschirre tragen. Huskys und ihre Verwandten scheinen dazuzugehören. Alle Retriever die seit 40 Jahren in Schowlinie gezüchtet sind ( groß, dick, fellschön) scheinen keine Probleme damit zu haben. Mit Beaglen und ihren Verwandten kann man eh so ziemlich alles machen was man will, sie schlucken es. Viele Pudel tragen stolz ihr schönes Geschirr! Ruhige, große Rettungshunde sind dem Geschirr nicht abgeneigt. Selbst Windhunde nehmen es eher an, weil es sie beim Laufen nicht hindert ( sie wissen ja nichts von Reibungsverlust) .
Aber alles was sich naturgemäß schnell bewegt und eine Vergangenheit als Hüte-, Grabe- und Jagdhund hat, hat als junger Hund gewisse Probleme damit.
Auch hier gibt es Ausnahmen: Manche Jack-Russel und seine Verwandten sind so von sich überzeugt, dass sie das Ding völlig zu ignorieren scheinen.
Ob das nun stimmt weiß ich nicht, ich kann nur beobachten.
Bei diesen Hunden scheint es mir mitunter, als würde ihr Temperament ihnen erlauben, es völlig zu vergessen.
Ich sehe nur: Je naturnäher ein junger Hund noch ist, lehnt er ein Geschirr ab. Dieses sanfte festgezurrt werden um Brust/Bauch in Verbindung mit Rücken scheint ihm nicht zu schmecken. Hund sagt eindeutig: "Das will ich nicht! Dann werde ich ganz steif!" --- Und warum sollen wir ihm da nicht glauben?
Lieben Gruß,
Geli :blume2: