AW: Erdäpfeln liebt Pinky über alles....
Hallo liebe Foris,
von wegen solches Zeug fressen... Ich muss Euch eine Geschichte erzählen, von der ich hoffe, dass sie zu Eurer Erbauung beiträgt.
Ich hatte einen Kater, der hieß Wurst ( eigentlich hieß er Pinkus, aber sein Verhalten rief diesen Übernamen hervor, also Pinkus Wurst), der fraß am allerliebsten rohe Champignons. Gab es gemischten Salat - und den gab es in meiner Jugend sehr oft bei mir - nahm Wurst manierlich auf einem Esstischstuhl Platz und wartete auf seine Champignons, die er mit der Pfote von einem Tellerchen angelte und ebenso manierlich verspeiste. Das war ja toll und rechtfertigte den Namen Wurst nicht. Aber den hatte er zur der Zeit schon bekommen.
Wurst war mit 4 weiteren Kitten das Kind meiner Katze Chica.
Spielten nun 5 Katzenkinder auf meinem Bett, war Wurst derjenige der erbärmlich schrie, weil er sich in den Kopfkissenbezug verirrt hatte und allein nicht mehr herausfand.
Tranken 5 Katzenkinder aus einer breiten Schüssel, hub wieder Wurst erbärmlich zu quieken an, weil er mitten drin saß und einen nassen Popo bekam. Selbst aussteigen? Niemals. Wie sollte das denn gehen?
So fanden auch 4 Katzenkinder in Kürze neue Familien, nur der dicke Wurst blieb übrig.
Seine Mutter - eine ehemalige Straßenkatze, die mir etwa 4 Monate jung und hungrig an irgendwelchen Mülltonnen in die Hände fiel - war eine tüchtige Jägerin, die halbe Kaninchen anschleppte. Die eine Hälfte fraß sie unten vor dem niedrigen Balkon, weil sie sie ganz nicht hinauf bekam, die zweite brachte sie Wurst und mir, damit wir auch etwas davon hätten.
Bisweilen war ich nicht zu Hause, wenn sie Kaninchen brachte. Wurst hatte es vor allem der Darm der Tiere angetan, den er nicht fraß, sondern wie ein Gummitwist in der Wohnung verspannte. Mei, was war das immer ein glückliches Heimkommen, wenn ich schon im Wohnungsflur auf so eine halbblutige Stolperschnur stieß, die auf der einen Seite um den Schirm im Ständer, und auf der anderen liebevoll um meine weiß lackierten Trockenzweige in der Bodenvase gewickelt war.
Jedenfalls, eines Maientages verließ auch Wurst die Wohnung über den Balkon, ging nach draussen - jagen. Ich muss sicher nicht darauf hinweisen, dass er zunächst auf einen Baum kletterte, von dem er, jämmerlich schreiend, mittels einer Leiter befreit werden musste?
Nun, der tapfere Wurst setzte seine Jagd am nächsten Tag fort. Ich beobachte ihn längere Zeit auf der Wiese, wo er hin und herging und mit seiner Pfote die Samen der Pusteblumen abservierte. Nach diesem heiteren Spiel verschwand er aus meinem Blickfeld. Eine Stunde später kehrte er, sichtlich stolzgeschwellt, als erfahrener Jäger zurück. Was hatte er erbeutet? - Eine ansehnliche graue Taubenfeder!
Nachdem ich ihn gestreichelt hatte, demonstrierte er mir im Wohnzimmer auf der Stelle noch einmal die nervenaufreibende Jagd, indem er ganz nach oben auf das Klavier hüpfte, und die Feder fallenließ. Sie trudelte herab. Aber bevor sie noch den Boden berührte, war Wurst schon über Kommode und Klavierstuhl herbeigeschossen, und jagte das leichte Ding mit den Pfoten schleudernd über den Holzboden quer durchs ganze Zimmer, um es bei der Balkontür wieder mit dem Maul zu fangen und stolz zu mir zurückzutragen. "Mau! Schnurr!" Der Schwanz steht hoch, der dicke Katerkopf reibt an meiner Wade. "Ach, du süßer Wurst!"
Das Jagen der Feder wiederholte er nun jeden Tag, Stunde um Stunde, bis sie so zerfleddert war, das ich Mitleid mit ihm empfand, und jetzt im Park immer nach Vogelfedern Ausschau hielt, die ich ihm mitbringen könnte. Aus der Wohnung ging er nicht mehr. Der eine Jagdausflug hatte ihm eindeutig gereicht.
Ein 3/4 Jahr später musste ich studienhalber für längere Zeit nach London.
Wurst kam zu jungen, freundlichen Bauersleuten im Münsterland - Freunde von Freunden - wo er hoffentlich noch lange lebte. Ich sah ihn ein Jahr später besuchsweise noch einmal wieder, da ging es ihm sehr gut.
Chica verließ mich schon vorher. Sie hatte mir nie wirklich verziehen, dass ich sie nach der Geburt ihrer Babys hatte kastrieren lassen. Immer häufiger hielt sie sich bei den Eltern der Liebsten eines Freundes von mir auf, die in der Nähe wohnten und eine Metzgerei hatten. Chica ist 24 Jahre alt geworden.
Einen lieben Gruß,
Geli :blume2: