AW: geduckter Schwanz beim Hund
Ich habe in diesem Zusammenhang noch etwas Interessantes zu berichten:
Lara, die 2 jährige Hündin meiner Hundegehfreundin Andrea, ist ein Irish Terrier mit einem kleinen Schlag Collie. Weil die erste Rasse selten ist, so dass nicht jeder sie kennt, stelle ich mal einen link mit einem Foto ein.
http://www.vivatier.com/Hunde/Irish_Terrier
Lara - Schulterhöhe 54 cm - sieht sehr ähnlich aus. Fell und Farbe sind gleich, aber wegen der Colliebeimischung ist sie noch etwas schlanker und ihre Rute ist leicht "befedert".
Jetzt seht Ihr auf dem Bild, wie der Hund die Rute hochträgt, in leichtem Kringel. So ist es bei Lara immer. Sogar wenn sie schwimmt, trägt sie die Rute hoch, die dann hinten höchst putzig aus dem Wasser guckt!
Als Junghund wurde Lara von einem fremden Hund gebissen. Das war nicht so toll, blieb aber emotional für sie ohne Folgen. Ein Jahr später wurde sie wieder gezwackt, diesmal mit dem Ergebnis, das sie nun vor fremden Hunden Angst bekommen hatte. Also, immer wenn im Wald jetzt fremde Hunde unseren Weg kreuzten, suchte sie jammernd Schutz bei meiner Freundin. Andrea, die ich erst kurz vorher näher kennengelernt hatte, tat dann etwas, was ich nicht verstand: Sie schützte Lara nicht. Sie tat so, als würde sie die dringende Bitte ihres Hundes, doch bitte jetzt Andreas Hand auf dem Rücken zu spüren, oder auch an die Leine genommen zu werden, um in dieser Sicherheit an den anderen Hunden vorbeigehen zu können, nicht wahrnehmen.
Sie ließ Lara regelrecht im Regen stehen, weil sie irgendwann mal mitbekommen hatte, einen wehleidigen Hund solle man nicht trösten.
Ich redete ihr ernsthaft zu, sie bräuchte Lara ja auch nicht zu trösten, sie solle ihr nur Sicherheit geben, ihr Mut machen, ihre Angst auffangen; sie vielleicht wirklich mal bei Fremdbegegnungen eine Zeitlang an die Leine nehmen, bis Lara wieder neues Vertrauen in die Hundewelt gefasst hatte.
Ich meine, ich würde das nicht empfehlen, wenn diese Hündin in solchen Situationen nicht regelrecht jammernd danach gedrängt hätte, eng bei Fuß zu gehen, beim Gehen Andreas Hand auf dem Rücken zu spüren, oder tatsächlich an die Leine zu kommen.
Andrea weigerte sich aber standhaft noch eine Woche lang, bis zu folgendem Ereignis: Lara lief nach dem Hundegang vielleicht 7 Meter vor auf den Parkplatz, und dort schoss eine fremde Howawarthündin aus dem Unterholz. Beide Hunde erschraken fürchterlich, die Howawarthündin reagierte spontan etwas angriffig -*bellte, fletschte die Zähne. Lara wollte zu Andrea rennen, die drehte ihr demonstrativ den Rücken zu. Jetzt musste die Hündin sich selbst verteidigen. Wie eine Furie begann sie mit gefletschten Zähnen zu geifern und sprang blitzschnell die Howawarthündin an, um sie in den Hals zu beissen. Na, da war Andrea aber flugs zur Stelle! "Auuus! Lara!" brüllte sie der Hündin zu, die nur allzugern von ihrem Treiben abließ. Lara kam SOFORT - und Andrea war sauer auf sie. Sie packte Lara kurz beim Nacken und schimpfte sie aus. In dem Moment hätte ich schreien mögen und diese Frau verhauen können! Aber ich mäßigte mich, um die Situation nicht noch mehr - rein geräuschmäßig - eskalieren zu lassen.
Im Auto versuchte ich Andrea die Zusammenhänge zu erklären.
Jedenfalls, seit dem Tag, trug Lara, etwa zwei Wochen lang, die Rute unten.
Hängend, wie bei einem Collie.
Das stand ihr deutlich besser als der Kringel über dem Rücken, da muss ich Andrea recht geben. Für mich war es aber ein Novum. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Hund solange, entgegen der normalen Stellung, die Rute anders trägt. Mich sorgte das auch, muss ich zugeben, und ich nahm es zum
Anlass, Andrea mehr und mehr ins Gewissen zu reden, insbesonders, weil Lara nach diesem Tag auf jeden fremden Hund von sich aus mit Knurren und Bellen losging.
" Andrea, du musst das zurücknehmen! Die hat Angst, deshalb verhält sie sich so! Du musst sie schützen!"
Was tun, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, und eine neue Verhaltensweise anfängt, sich zu etablieren?
Wir haben es hingekriegt. Andrea konnte Lara - die ja eigentlich gar nichts anderes wollte - bei den nächsten Angriffigkeiten gegen fremde Hunde zu ihren Beinen abrufen. Dort legte sie beim Weitergehen die Hand auf Hundis Rücken und redete ihr zu: "Larinchen, du schaffst das! Wir gehen jetzt ganz gemütlich hier durch! Siehste, es passiert nix!"
Lara hat sich die Angriffigkeit wirklich wieder abgewöhnt, denn ihr Frauchen ist eine verständnisvollere Hundemama geworden.
Seitdem trägt Larinchen den Schwanz wieder freudig hoch, und auch beim Schwimmen guckt er wieder hinter ihr aus dem Wasser.
Lieben Gruß,
Geli :blume2: