AW: Kleine Hundeschule für Elisabeth 79 und andere...
Neuer Hund - neues Glück
1. Neuer Hund/ erstes Kennenlernen und Grundkommandos
(Komm, Sitz, Platz, Such, Warte, Leinegehen, Fuß)
Ein neuer Vierbeiner kommt ins Haus. Vielleicht ein verspielter Welpe, ein stürmischer Junghund, ein verängstigter Hund aus dem Tierschutz, ein wilder Hund aus dem Tierschutz. Der erste Gang an der Leine hat ja schon mal geklappt, sonst wär der Hund ja nicht im Haus. Setz dich hin und trink in Ruhe einen Kaffee, und lass den Hund erstmal ankommen. Lass ihn in allen "ungefährdeten" Räumen schauen und schnüffeln, also vielleicht nicht gleich allein ins Schlafzimmer lassen, oder in den Wintergarten, wo die Erde zum umgraben anregt.
Eine Schüssel voll Futter und ein Napf voll Wasser, werden seine Bereitschaft sich daheim zu fühlen stärken.
Nach dem Fressen muss der Welpe sofort wieder rausgebracht werden, um sein Geschäft zu erledigen --- hohes Lob! - bei den anderen hast du noch etwas Zeit. Setz dich gemütlich herunter auf den Teppich - geh also mit ihm auf Augenhöhe - und lock das neue Hundi. Streichele und kose es, bis es vor Behagen schnurrt. Gib ihm Spielzeug und spiel ein bisschen mit ihm, sofern er jung genug ist, das anzunehmen. Zeig ihm auch einen Platz, wo er liegen mag, sei aber nicht enttäuscht, wenn er sofort wieder aufspringt. Und dann geh einfach deinen Alltagstätigkeiten in der Wohnung nach.
Sofern Hund aus seinem früheren Leben nicht völlig verängstigt ist, wird er dich sehr stark beobachten und jeden deiner Schritte mitmachen. Sofern dein Hund seelisch halbwegs gesund ist, bitte die folgenden Zeilen unter 4. überspringen. Lies weiter bei 1.
4. Der gestörte Hund
Angstverhalten und Reaktion darauf, Anleinen oder nicht?
Der verängstigte, vielleicht geschlagene Hund beobachtet dich genauso stark, er liegt aber dabei unter einem Versteck, wie dem Tisch oder der Sitzbank. In diesem Falle tust du gar nichts. Du und deine Leute ignorierenden den verängstigten Köter ab jetzt vollkommen. Ausnahme: Fressen hinstellen und Gassi gehen. Greif auch nicht unter dem Tisch oder unter der Bank zu ihm hin, er könnte beissen. Ein solcher Hund MUSS mit wachsendem Vertrauen von selber kommen. Und wenn er sich dann von sich aus frei in der Wohnung bewegt, oder deine Nähe sucht, geht es weiter wie gleich beschrieben.
Bedenke nur für die nächsten Wochen und Monate: ein verängstigter Hund mag es absolut nicht, wenn man ihm direkt in die Augen guckt ( das empfindet er als Angriff), er mag es nicht, wenn du ( oder ein Fremder) mit der Hand unvermittelt zu ihm hinlangst (= Angriff), er mag es nicht, wenn sich jemand über ihn beugt, insbesonders nicht, wenn er festgemacht ist. Ein verängstigter, vielleicht einmal misshandelter Hund MUSS ausweichen können.
Draussen wird sich ein solcher bei äußeren Anreizen ( andere Menschen, andere Hunde, Radfahrer,etc.) entweder defensiv zurückziehen, oder gerade wenn er festgemacht ist, laut und scheinbar aggressiv bellen (während sein Hinterteil mitunter vor Angst zittert und sich lieber verkriechen will) . Hier muss man sehr genau bobachten, ob die angelegte Leine ihm innere Sicherheit gibt (daran hat er weniger Angst), ob sie für ihn ein Gefängnis darstellt ( kann vor dem vermeintlichem Feind nicht ausweichen), oder ob sie ihm, anderen Hunden und Menschen gegenüber, eine Scheinsicherheit liefert, in der er sich in seiner Ängstlichkeit noch groß fühlt und von der Leine aus andere attackiert. Das kann von Hund zu Hund verschieden sein, aber bei einem verängstigten Zeitgenossen können auch alle DREI Möglichkeiten abwechselnd nebeneinander vorkommen. Mit etwas beobachtendem Feingefühl kriegt man die situativen Unterschiede leicht raus und kann entsprechend handeln. Ich kann nur sagen: OFT ist es so, dass es ihm besser tut, draussen, in überschaubaren Situationen, von der Leine gelassen zu werden. Hund muss dann seine Belange selber regeln, und OFT wird er dann NICHT aggressiver werden, sondern sich lieber auf auf freundlichen Rückzug besinnen. Selbst wenn er Anfangs aus Angst schnappt, gibt sich das mit richtiger Behandlung oft innerhalb eines Jahres. Sie müssen erst erneut Vertrauen lernen.
Was ist mit dem wilden, gestörten Tierschutzhund? Die Spezies ist in der Reinform relativ selten, erscheint aber häufig in allen mittleren Schattierungen. Das sind die Kötis, die, kaum guckst du weg, mitten auf deinem Esstisch oder Herd stehen, um alle verfügbaren Speisen an sich zu reissen und schnellstmöglichst zu vertilgen. Das sind die Kötis, die - wenn man sie lässt - bis nachts um drei vor dem Schrank mit den Futterdosen bellen und anschließend die Wohnzimmercouch zerfetzen, es sei denn, du lässt sie in dein Bett, in das sie anschließend dich aber nicht mehr hineinlassen. Die nachts vor Trauer und Verquersein die Sofakissen zerbeissen und wenn du aufstehst und dich nach einen Teil des Chaos bückst, auch noch hinten auf dich aufspringen und dich rammeln.
Auch diese müssen erneut lernen zu vertrauen, aber auch ihre Grenzen zu kennen. Man braucht viel Zeit. Und sicher ist bei dem einen oder anderen Übergriff neben harter Worte auch die Wasserspritzflasche angesagt, wenn neues Hundchen mit äußerster Penetranz und gefletschten Zähnen zum Beispiel deinen Sonntagsbraten verteidigt. Sie brauchen Klarheit, Liebe und Geduld.
Auch diese Hunde kommen irgendwann an, lernen Regeln zu akzeptieren, werden lieb und brav.
Manchmal sind sie sehr intelligent, brauchen Spiele, die ihren Kopf fördern, das gemeinsame Spielen festigt wiederum die Bindung.
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Neuer Hund/ erstes Kennenlernen und Grundkommandos
(Komm, Sitz, Platz, Such, Warte, Leinegehen, Fuß)
Wir sind wieder bei dem ungestörten Hund, der zum ersten Mal in deiner Wohnung ist.
Wie lernen wir am besten und schnellsten Sitz? ( Platz/Komm/ Fuß)
Zuallererst durch Beobachtung. Irgendwann innerhalb der ersten Stunden wird Klein-Welpi/Junghund/ Neuhund sich hinsetzen. Das kommentiert man dann in den höchsten Lobestönen mit: "Ja fein machst du Sitz!" Hund weiß natürlich überhaupt nicht um was es geht, findet es aber toll, belobigt zu werden. Man wiederholt das, immer wenn Hund von selber sitzt, streichelt ihn.
Ja, nun ist man ja im Haushalt beschäftigt ( im Inneren aber doch beim Hund) , räumt hin und her, der Inhalt von Küchenschränken und raschelnde Tüten erregen die die Neugier des neuen Kötis.
Und wenn man dann eine besonders schön knisternde Tüte hat und vielleicht ein Stückchen Schinken in der anderen Hand, was beides seine absolute Aufmerksamkeit erregt, sagt man dem Hund zum ersten Mal: "Mach Sitz!" Ich halte dazu das Leckerli in der linken und mit der rechten deute ich mit dem Zeigefinger abwärtszeigend auf seinen Popo. Da lernt er das erforderliche Handzeichen gleich mit.
Manche checken es nicht sofort, bei denen muss man in der Situation den Popo nach unten drücken. Großes Lob, sobald Hund sitzt und Leckerli! Manche checken es sofort, denn sie haben die Vorübung mit dem Lob , immer wenn sie von selber saßen, nun begriffen.
Von hier aus ist es nur ein klitzekleiner Schritt, den Hund bei der nächsten Übung aus dem Sitz, freundlich mit den Händen - Ziehen an den Vorderpfoten - in den Platz zu bringen. Sobald er liegt, wird sein "Platz" ausreichend belobigt. "Ja fein machst du Platz!" - Und mit Leckerli versehen.
Sofern er sich bald von selber irgendwo hinlegt, wird wieder das "Platz" belobigt, sofern er sich irgendwo hinsetzt, wird ihm Lob ausgesprochen für das Sitz. Es dauert nur vielleicht 30 Minuten, dann kann man beides selber abrufen.
So kann seelisch gesunder Hund innerhalb der zweiten Stunde im neuen Heim Sitz und Platz lernen.
Das ist der größte Trick zum Verständnis des Hundes, ihm eben nicht ein unbekanntes Verb - sitzen, platzmachen - daherzusagen, sondern SEINE normalen Bewegungsabläufe im Vorfeld des Kommados zu benennen und zu belobigen.
Z.B. Warum lernt ein normaler Hund nicht schnell "Bei Fuß"? -- Weil er vielleicht einfach die Vokabel nicht versteht und nicht begreift, was man von ihm will.
Zurück zum ersten Lernen.
Hundi sitzt jetzt schon, und immer wenn wir die nächsten Tage ein Leckerli geben wollen, fordern wir das Sitzen durch Wort und Handzeichen ein. Das Handzeichen ist bei mir der nach unten zeigende Zeigefinger, der auf seinen Popo gerichtet ist. ( Manche Hundeschulen benutzen den aufgerichteten Zeigefinger, wie: "Achtung". Das missbehagt mir als Symbol. Er soll doch hinten runter!)
Jedenfalls, bald sitzt der Hund völlig automatisch, wenn es um Leckerligabe geht. Auf das Handzeichen der ausgestreckten Hand, die nach unten drückt, macht er Platz, und empfängt da seine Gabe.
Aus dem Sitz können wir ihm nun auch leicht "Gib Pfötchen!" beibringen.
Wir legen uns zu Hund auf den Teppich, kuscheln eine Runde, lassen ihn sitzen, haben ein Leckerli in der einen Hand und sagen ihm dann: "Gib Pfötchen!" Der weiß natürlich überhaupt nicht was das ist. Also nehmen wir sein eines Pfötchen in die Hand, heben es hoch, erklären mit zuckersüßer Stimme: "So fein gibst du Pfötchen!" und schenken ihm das Leckerli. Es braucht nur wenige Wiederholungen, dann hebt der Hund das Pfötchen von selbst.
Also, er muss einfach verstehen, um was es geht! Und das geht am aller einfachsten, indem wir SEIN natürliches Verhalten belobigen und spiegeln.
Kommando: "Komm"
Irgendwann kommt jeder Hund, selbst der Wildeste und der Verängstigste. Kommt der Hund von selbst, loben wir in höchsten Tönen: "Ja so fein kommst du! So ein lieber Hund!" - Streicheln, eventuell Leckerli.
Vom selber kommen bis zum Kommen auf Kommando "Komm, Sowieso!" , ist es nur ein kleiner Schritt, weil Hundi ja jetzt weiß, um was es geht.
Beitrag zu lang. Muss trennen.