AW: kleiner junger Dackel.. wie erziehen?
Meine Güte, Chicho, 
Du arme Socke! Hast den Verstand zu begreifen, dass da was massiv schief läuft und wirst nicht gehört! Und erst recht der arme Dackel!
1. Babyhund geht sofort vom ersten Tag an raus, um zu lernen dort seine Geschäfte zu erledigen ( Er kann ja nah am Haus machen - Garten? - dort wird er sich, obwohl noch nicht umfassend geimpft, nicht auf der Stelle mit schweren Krankheiten infizieren.)
Damit er's lernt, bringt man Babyhund nach jedem Schlafen, nach jedem Fressen und nach jedem Spielen zum Piseln in den Garten. Tagsüber ansonsten alle zwei Stunden. Nachts schläft er ja. Die Häuflein sind seltener als das Pipimachen, sie sollten aber auch von vorn herein draußen gemacht werden. Bei irgendeinem Pipigang wird er auch seinen Darm erleichtern. Bald bekommt man - bei halbwegs regelmäßigem Fressen - auch heraus, wann ungefähr das ist.
Babyhunde sind wirklich wie Babys und brauchen einige Wochen das volle Aufmerksamkeitsprogramm, damit sie die Grundlagen des Zusammenlebens mit Menschen lernen. Die ersten Wochen ist das richtig anstrengende Arbeit.
2. Hunde werden ohne Beisshemmung geboren. Die trainieren sich die Welpen in der Regel von selbst im Welpenspiel an. Das läuft nach Versuch und Irrtum: Einer beisst in den anderen rein, der andere schreit und mag nun nicht mehr spielen. Erstes Hundi ist verduzt, bemüht sich nochmal reinzubeissen, oder am Öhrchen zu zerren - wieder mit dem gleichen Ergebnis. Das zweite Welpi schreit und kehrt ihm die kalte Schulter zu. Nun kommt drittes Hundi, stärker und mutiger als erstes, und zwackt diesen! "Aua!" Auf einmal hat erstes Hundi begriffen, dass Welpenmausezähnchen wehtun!
Wird kleiner Hund aber so früh weggegeben, dass es dies noch nicht lernen könnte, muss der Mensch die Aufgabe der Mitwelpen übernehmen.
Mensch tut dabei das, was seiner Neigung entspricht: Wenn er gezwackt wird, schreit oder quiekt er entsetzt auf und sucht erstmal etwas Distanz.
Hat man das zwei Wochen geübt und Hund reagiert auf spontane Schmerzenslaute immer noch nicht, kann man auch mal etwas zurückkneifen. In die Öhrchen, den Hals, da wo es ihm etwas wehtut. Anders machen die Welpen es auch nicht.
Auch wenn Dackelchen unter dem Tisch Eure Beine drangsaliert, müsst Ihr im Prinzip reagieren. Schmerzensschrei, "Aus" oder "Nein!" rufen, aber möglichst immer das gleiche Kommando. Hört Hundi mit dem Bedrängen nicht auf, und kann man ihn noch nicht in den Platz legen ( entweder unter dem Tisch oder in seinem Körbchen) , wird er halt etwas abseits angebunden, wo er keine Beine mehr maltretieren kann. Er muss jetzt beruhigt werden, damit er vor Empörung nicht dauernd bellt, dazu bekommt er jetzt einen Knochen oder einen alten Lederhandschuh - was zum Kauen.
3. Denn kauen und knabbern und zerbeissen ist für Welpen ungeheuer wichtig. Einmal drückt es hinter den spitzen Mausezähnchen bald ungeheuer, da beginnen sich schon die neuen Zähne Platz zu schaffen ( Zahnwechsel kann bis zum achten Monat gehen). Von daher ist es für Welpi zu seinem Wohlbefinden absolut wichtig, lange genug GENÜGEND Zeug zum Zerbeissen zu haben.
Zum zweiten erkundet der kleine Hund seine Welt durch das Maul. Menschenbabys machen es ja auch nicht anders, indem sie sich alles in den Mund stecken und ablutschen. Nur, Menschenbabys haben noch Hände mit denen sie die Welt "begreifen" können, ein kleiner Hund hat vor allem NUR das Maul. Und da er die Welt zum ersten Mal sieht, ist klar, dass er in ALLES reinbeisst, und in das was ihm Freude verursacht und den Drück seiner Mausezähnchen lindert, um so öfter: Schuhe, Stromkabel... etc.
Hier gibt es nur eins: Welpi muss früh genug lernen, was ihm ERLAUBT ist, und was nicht. Denn auf die Idee hier durch Erfahrung zu lernen - aha, Stromlabel ist tödlich, Wischwasser im Eimer macht krank - kommt kleiner Hund erstmal nicht. Die Evolution hat nicht vorgesehen, dass es in Hundchens natürlichem Babynest Stromkabel mit Spannung drauf oder Eimer mit verdünnter Chemikalienlösung gibt. Weder benutzt die Hundemama künstliches Licht, noch scheuert sie ihr Erdloch mit Sagrotanlösung.
Also, kleiner Hund ist hier völlig unbedarft und hat evolutionär keinerlei Erfahrungen aufzuweisen. Folglich muss der Mensch ihm das beibringen.
Anstatt den Hund mit irgendwas zu schlagen , sollte es ein festes Wort geben, für alles was ihm verboten ist: "Pfui!", "Nein!", Aus!" Es muss nachdrücklich vorgebracht werden und dem Hund wird das betreffende Teil weggenommen. Weil das Zerbeissbedürfnis des Hundes aber etwas natürliches ist, bietet man ihm satt der verbotenen Teile jetzt etwas anderes an. Man tauscht! Hunde nehmen das gerne an. Die angebotenen Dinge können tausend verschiedene Sachen sein, denn Welpi braucht VIEL davon! Schließlich lernt er ja auch die Welt darüber kennen!
Kauknochen aus Büffelhaut sind gut, sie nehmen den Druck von den Zähnen. Das Lernbedürfnis wird allein dadurch aber nicht gedeckt.
Meine Welpen hatten immer alte Ledersachen - dagegen kann man die eigenen Schuhe gut abgrenzen - wie alte Lederhandschuhe, eine alte Ledertasche, einen alten Lederhut ( sollte so was nicht im Haus vorhanden sein: Flohmarkt). Dann Bälle natürlich, um dem Spielbedürfnis Rechnung zu tragen, Stoff- oder Jutetiere, alte Socken oder alte Handtücher zum damit feudeln oder zerbeissen, das schont auf Dauer die T-schirts. ( Ich habe in die Stoffsachen die die Welpen haben durften immer einen Knoten rein gemacht, an dem Knoten lernten sie zu erkennen, dass das "ihres" war, während Sachen ohne Knoten verboten waren.)
Diese drei Kategorien ( Leder, Ball, Stoff,) waren sozusagen die " Langzeitspiel- und Zerkaudinger".
Na, halt, was vergessen: Als Langzeitspiel - und Zerkauding sind auch geeignet ein alter Handfeger mit Borsten, alte Holzbürsten mit Borsten, meine liebten auch Plastikblumentöpfe ( sie zerbeissen sie, aber fressen das Material nicht). Wenn der Korb des Kleinen Deiner Freunde so bestückt ist, lässt er bald die Kabel! - " Das "Aus!" und "Nein!" nicht vergessen.
Daneben wünscht Welpi sich täglich neue Herausforderungen für seinen Entdeckungsdrang. Schließlich lernt er über die Dinge die Welt kennen.
Es ist eigentlich überhaupt kein Problem, dem nachzukommen. Er bekommt quasi alles, was irgendwie ungiftig ist, und was er zerbeissen und bespielen darf: Holzstöckchen aus dem Garten oder Park, alte Brötchentüten, sowohl leer oder auch noch mit einem alten Brötchen darin, leere Klorollen, ein rohes Ei zum Entdecken und ausschlürfen ( die Schalen schaden übrigens nicht), einen Apfel, eine Kartoffel - die er nicht fressen wird, aber damit kullern - die leere Packung Cornflakes; es fällt am Tag ja so vieles ab, was uns gar nicht bewusst ist und wir es arglos fortwerfen. Für kleines Welpi ist es aber wieder eine Entdeckung mehr.
Wenn Ihr so verfahrt, und er das "Nein!", "Pfui!" "Aus!" gegen "tauschen" kennenlernt, wird er bald keine Müllsäcke mehr plündern.
4.Es versteht sich von selbst, dass der Mensch, wie bei einem eigenen Baby,
seiner Sorgfaltspflicht genüge tun muss, und für den Hund gefährliche Dinge nicht in seiner Nähe stehen lässt. Dazu gehören Eimer mit chemisch bedenklichem Wischwasser. Der Hund kann nicht lernen, daraus nicht zu trinken, weil ihm dazu das evolutionäre Wissen fehlt. Er kennt auch keine Angst vor Autos. Auch das müssen Deine Freunde ihm beibringen, indem sie immer wieder warnen, wenn sie an Straßen stehen.
5. Es ist nicht so wichtig, den Hund immer ganz pünktlich zu füttern. Hunde haben da schon eine recht große Toleranz. Und Deine Freunde werden ja auch in Zukunft am Wochenende länger schlafen, so dass er sich damit abfinden muss. Ich frage mich nur, ob der Hund genug bekommt, wenn er so eilig seine Portionen verschlingt und am Tisch noch so sehr bettelt.
Prüf das doch mal nach. Ich habe meine Welpen immer 5x am Tag und, wenn es passte, immer bei/knapp nach unseren Mahlzeiten gefüttert.
Da kam dann auch immer etwas von dem begehrten Menschenfutter mit in den Napf.
Damit schließe ich für heute.
Frag, wenn Du noch Fragen hast, und erzieh' Deine argentinischen Freunde ein bisschen, dass sie Dackelchen in Zukunft bessere Herrchen sind!
Einen lieben Gruß rund um die Welt
sendet
Geli :blume2: