AW: Mein HUnd stielt
Hallo Weisswolff,
ich würde sagen: die Dame hat Langeweile. Und das Ausweiden von Kissen ist ein wunderbares Geschäft, was Langeweile stillt. Hinzu kommt, das gerade das Herauspflücken von Füllwatte oder Schaumstoff aus etwas Weichem ( wie Kissen, Stofftiere), für den Hund offenbar etwas Rudimentäres hat: Im übertragenen Sinne weidet er ein ehemals lebendes Wild aus. Für den heutigen Haushund erscheint es wie eine befriedigende Ersatzhandlung aus jener Zeit, in der er noch selbst erjagte Kaninchen ausweiden durfte. Deshalb besticht es viele Hunde auch, das "Ausweiden" von Kissen und Stofftieren immer wieder zu tun.
Ich halte bei solchen Aktionen überhaupt nix vom Ignorieren, ich finde, ein Hund muss wissen, was man von ihm will und was man von ihm erwartet. Wie Du das machst, finde ich schon sehr gut!
Bei uns hätte das beim ersten Versuch ebenfalls geheißen: Kissen sind "aus!" "Nein, das zerbeisst du nicht! Pfui!" - Tiefer Abscheu! ---- Und statt dessen kriegt Hund etwas anderes!
Ochsenziemer, Kauknochen, einen alten Lederhut --- kurz: erlaubtes Zerkauzeug, meinetwegen auch ein Plüschtier vom Flohmarkt zum Innenwolle ausnehmen. Aber immer wieder darauf hinweisen: Dieses Spielzeug ist deins, das darfst du haben, dieses nicht! Scharfe Stimme.
Alte Handtücher/alte Socken mit je einem Knoten darin eignen sich wunderbar dem Hund eine Differenzierungsmöglichkeit zu den Kissen aufzubauen, sozusagen: alles was aus Stoff ist und gleichzeitig Knoten darin hat, darf zerfleddert werden.
Indem Du dem Hund Alternativen anbietest, ihn bei dem einen Zerbeissen lobst, beim Zerbeissen eines anderen Dinges tadelst, lernt Hund bald zu unterscheiden, was erlaubt ist und was nicht.
Und wenn er jung ist - und das ist Dein Hund - dazu am besten noch Spielrunden, und sei es nur einmal am Tag.
Dieses Auseinanderreissen von Kissen geschieht aus Unausgelastetsein, als Ersatzbefriedigung, bei gleichzeitigem Nichtwissen, was erlaubt ist und was nicht.
Und am besten schlägst Du beide Fliegen mit einer Klappe beim jungen Hund durch eben eine Spielrunde.
Da kannst Du der Hündin erlaubte Alternativen anbieten, die Du z.B. durch 10 Minuten zerren spielen, das Ding am eigenen Körper verstecken und sie suchen lassen, für sie attraktiv machst. Greift sie trotzdem ein Kissen, verbietest Du das und nagelst Du sie wieder auf ihr erlaubtes Spielzeug fest.
Nichts übt die Differenzierung besser, als Spielen mit dem erlaubten Spielzeug mit dem Hund. Dem so innerlich befriedigten Hund kann man dann auch später besser und klarer "Nein" sagen, und sie auf ihr Zeug zurückverweisen.
Nochmal auf den Punkt gebracht: Ihr Kaualternativen anbieten, mit ihr spielen, um das Unausgelastetsein in ihrem Kopf zu vertreiben, dabei schult sich die Differenzierung für erlaubtes und verbotenes Zerkauzeug.
Dies ist meine Meinung zum Ignorieren bei solchen Fragen:
https://www.tierliebe.at/forum/showpost.php?p=54202&postcount=97
Lieben Gruß,
Geli :blume2:
P.S: Ich habe gerade einen recht schwierigen Hund aus dem Tierschutz als Pflegeköti.
4 Jahre alt, 3 davon verbrachte er in einem maltesischen Tierheim. Anfangs hat er nur seine eigenen Nägel abgekaut, lag dabei unter dem Tisch und knurrte alles und alle an. Seitdem er sich nach einigen Wochen lockerer und befreiter fühlte, wechselte das Nägelkauen mehr und mehr zum Kissenausnehmen, was ihn sehr zu befriedigen schien. Durch die täglichen ( und gar nicht mal so langen) Spielrunden, kommt er jetzt mehr und mehr zum Ballspielen, zum Spielen mit - und rumschleppen von - erlaubten Fleecedecken.
Das ist der Weg!