AW: Versammlung der Tiere...
Eine sehr schöne Geschichte, Elli!
Muss ein bisschen die Tränen wegwischen...
Heute will Bonnie erzählen!
"Dass die Menschen auf einmal die Tiersprache verstehen, das gibt es, ich kann es bestätigen! Mir ist das auch einmal passiert - und tatsächlich war es auch vermutlich gerade Weihnachten!
Deshalb hier mein Bericht!
Hallo liebe Leute!
Seit gestern - den 16. Dezember - bin ich auf den Tag genau schon das zweite Jahr bei meiner neuen Familie. Ich verstehe mich unwahrscheinlich gut mit meinem Frauli, ihren Söhnen und der Oma - aber vor allem auf Frauli ruht ständig mein Blick, denn sie ist der Mittelpunkt meines Lebens.
Als ich kurz vor Weihnachten 2005 angekommen war, durfte ich nicht mit in Frauchens Bett schlafen. Sie hatte mir ein weiches Polster vor ihrem Bett in einem Weidenkorb bereitet, und ließ von oben immer ihre Hand zu mir herunterhängen, mit der sie mich streichelte, bis sie einschlief. Dann zog sie die Hand unter die Decke. Ich schlief aber nicht, und so ohne Hand, das war blöd.
Ich war wach und einsam und gerade einen Tag lang da.
So kroch ich auf die freie Seite von Fraulis Bett und machte es mir dort gemütlich! Denn dort konnte ich ihr mehr nahesein!
Aber, oh Schreck, sie liebte es gar nicht!
Was hörten meine verwunderten Ohren direkt am nächsten Morgen?
" Raus!", brüllte Frauli. " Raus, sofort raus!"
Dabei konnte ich gar nicht raus, denn sie lag ja vor mir! Und auf der anderen Seite war ja die Wand! Der Befehl war undurchführbar!
Mir blieb nichts anderes übrig, als feste die Augen zuzukneifen und so zu tun als hätte ich nichts gehört. Dabei muss ich aber doch etwas schamvoll gegrinst haben, ich weiß noch, wie meine Lefzen sich nach oben zogen.
Und mit kleinem Augenplinkern sah ich, wie Frauli mein Gesicht überrascht betrachtete. Sie starrte und starrte es ungläubig an, so schien es mir, hatte aber das Schimpfen eingestellt. Und nach einer nachdenklich Pause stand sie kurzentschlossen auf!
Na, ich hinterher! Was soll ich liegen bleiben, wenn mein süßes Frauli weggeht?
Die Sache wiederholte sich in den nächsten und übernächsten Nächten. Immer wieder kroch ich heimlich ein, immer wieder schmiss sie ich raus! Sie stand einfach auf und schickte mich in den Korb! - Mist!
Sie war aber ein wirklich sooo süßes, liebes, neues Frauli! Mein Herz begehrte nach ihr!
Warum sollte ich nicht neben ihr liegen?
Also stellte ich es in einer Nacht ( es war vielleicht die Weihnachtsnacht?) geschickter an!
Als sie eingeschlafen war, krabbelte ich auf die freie Bettseite, auf's freie Kopfkissen, aber doch soweit weg, dass sie mich nicht spüren konnte. Frauchen schlief auf der Seite, mir zugewandt, eine Hand hatte sie unter dem Kopf. "Na, die hol ich mir!", hab ich gedacht!
Und vorsichtig, urvorsichtig, ohne Lärm zu machen und süßes Frauchen aufzuwecken, hab ich angefangen, die Hand versuchsweise mit der Pfote unter ihrem Kopf hervorzuscharren. Das ging aber nicht!
Schließlich musste sich das Maul zur Hilfe nehmen.
Unendlich leise und behutsam - nur nicht aufwecken! - fasste ich Fraulis Hand mit den Zähnen, und zog sie weit, weit zu mir herüber auf das andere Ende des freien Kopfkissens.
Dort legte ich mich entfernt von Frauchens Körper leise nieder - und wie habe ich dann meinen Kopf in die erbeutete Hand gekuschelt! Ohhhh, sooo schööööön! Ich musste erleichtert schnaufen vor Glück! Und Frauli hatte nichts bemerkt! Noch ein bisschen rieb ich erneut meinen Kopf in ihre Hand, wollte dabei selig ihr mir zugewandtes, schlafendes Gesicht anschauen ---- und blickte in ihre wachen Augen!
Horror!
Sofort war ich bereit, weg und in den Hundekorb zu springen!
Aber Frauli schimpfte nicht. Sie sagte gar nichts. Ich kniff die Augen zu und zog die Lefzen hoch, was sollte ich auch anderes machen?
Nach einiger Zeit spürte ich, wie die Hand unter meinem Kopf mich zu kraulen begann. " Bleib, Bonnie, " flüsterte Frauli, und ich hatte den Eindruck, sie war irgendwie gerührt.
Ich sag ja, es muss Weihnachten gewesen sein!
Seitdem habe ich eine Decke auf Fraulis freier Bettseite. Zu dieser Decke gehören einige Absprachen bezüglich "sauber" sein.
Wenn ich zum Beispiel nachts noch mal in den Garten muss, ist klar, dass ich nicht in Fraulis Bett marschiere. Ich schlafe dann auf meiner Hundeschlafstelle, neben dem Bett, bis Frauli morgens die Entwarnung gibt.
Generell weiß ich, ich darf auf ihrem Platz im Bett nicht liegen. Jedenfalls nicht, bis sie kommt! Dann räume ich sofort und ungefragt das Feld!
Im großen Bett schlafe ich immer ein Stück entfernt auf meiner Decke. Aber Abends schiebt Frauli mir zum Einschlafen die Hand rüber, ich kuschele meinen Kopf hinein und das ist gut so!
Morgens, wenn sie mir im Schlaf ihren Rücken zudreht, fiepe ich.
Ich möchte, dass ihr Gesicht mir zugewandt ist! Selbst wenn sie schläft! Aber ich bin ja ein artiger Hund und kann nix machen, ausser auf meinem Platz bleiben und ein bisserl fiepen, dass sie sich umdreht.
Das Umdrehen macht die aber nicht, weil die dann noch halbwegs schlummert und sich in ihrer Schlafposition gerade wohlfühlt.
Aber sobald sie das Fiepen leis und schlaftrunken erwidert, weiß ich, jetzt darf ich kommen!
Mein Fiepen heißt ja: Wende dich mir zu!
Und wenn sie jetzt auch solche Laute von sich gibt, weiß ich, jetzt darf ich naherücken! Dafür ist Sprache schließlich gut, gell? Das man sich versteht! Also, wenn sie leis zurückfiept, kann's ja gar nichts anderes heißen!
Dann bette ich begeistert meine Pfoten in ihr Haar und lecke von hinten vorsichtig ihre Ohren.
Und wisst Ihr was mir dann passiert? - Dann schlafe ich auf der Stelle ein!
Egal welche Tages- oder Nachtzeit es ist, sobald meine Pfoten irgendwie im Bett Fraulis Körper berühren, sobald meine Nase irgendwie ihrem Körper nahe ist - penne ich! Als hätte man einen Schalter umgelegt.
Ich nicker von einer Sekunde auf die andere völlig ein! Und ich kann nichts dagegen machen!
Das ist ein Ding!
Eben hatte ich noch den Ball im Kopf, das Fressen, das Rausgehen - spüre ich Fraulis Körper, ist nichts mehr davon da, ich bin weg! Ich schlafe tief und selig, bis Frauli sich wieder regt.
Wenn Ihr mir das mal bitte erklären könntet?
Äußerst neugierig,
Eure Bonnie 