AW: warum keine hunde aus dem tierheim ?
Hallo Ihr,
man kann die Frage auch umgekehrt stellen: "Warum keine Hunde vom Züchter?" Es gibt immer noch genügend Züchter, die keine wesensfesten, seelisch urgesunden Hunde hochziehen, sondern die der schnelle Euro lockt, und/oder merkwürdig verbogene Vorstellungen davon haben, wie ein Welpe am besten groß wird: Abgesperrt mit Muttertier im verglasten, innen mit Gittern versehenem Zwinger, von zukünftigen Käufern nur von aussen zu besichtigen.
Körperkontakt und Anfassen verboten. Da bin ich (mehrfach) gleich wieder gegangen, als ich einen jungen Goldie haben wollte.
Einen Beagle holte ich vom Züchter, da wuchsen die kleinen Beagle innerhalb einer Familie mit Kindern auf, ihre Wurfkiste war im Bügelzimmer. Das war gut, und das lob ich mir mehr. Die kleine Tüpfel, die natürlich mit Geburtsnamen Cäcilia von der Sonstwieweide hieß, war komplett selbstbewusst und ausgeglichen. Die Welpen wurden bei unserem Besuch in den Reihenhausgarten der Familie gesetzt und stolperten dann freudig hinter mir und meinen Kindern her - allen voran die Tüpfel. Sie hat sich quasi
uns ausgesucht. Wollte auch SOFORT mitgehen, als wir dann mit der Leine kamen, war problemlos im Auto, wollte beim Kinderfütterungsstopp in der Pommesbude auch sofort Fritten fressen, hat auch nie ihrem Heim hinterhergeweint. Und, was auch so toll war: Diese Züchter gaben keine Welpen vor der 12 Lebenswoche ab. Die Tüpfel war mit drei Monaten wirklich reif zu gehen.
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Nun Tierheim, bzw. Auslandshunde:
Auch hier gibt es ein unwahrscheinliches Spiel zwischen guten und schlechten
Tierheimen, guten und schlechten Vermittlern, seelisch kerngesunden und wahnsinnig gestörten Hunden.
Ich hab seit 12 Jahren immer mal Pflegehunde genommen, die aus einem Tierheim kamen, bzw. wieder da hin sollten. Hier bin ich an Tierheimverwaltern Gestalten und Meinungen begegnet, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. Ihr kennt ja vermutlich auch diese Sendung "Tiere suchen ein Zuhause"? Das Ding ist so konzipiert, dass, wenn da meinetwegen ein männlicher Rotti vermittelt werden soll, sich ja zig, zig, zig Leute auf die Fernsehsendung melden - aber nur einer kann den ja bekommen, okay?
Das heisst, gehen wir mal von hundert Interessenten aus, 99 davon diesen Rotti
nicht kriegen. So, und nun geht die Liste der Interessenten weiter an meinetwegen 10 Tierheime. Das Fernsehen schreibt da nicht alle an, okay?
Die sollen jetzt die Liste bearbeiten, per Telefon die 99 Interessenten kontaktieren, ihre eigenen Rottis empfehlen - und dann die Liste an andere Tierheime weiterreichen. Und genau das erfolgt nicht. Warum? Das weiß ich auch nicht. Manche sitzen da scheinbar auf ihren Adressenfründen.
Manche Tierheime sind sich gegenüber dem Nachbartierheim spinnefeind.
Zusammenarbeit? - Niemals!
Dann kommt die Sache mit dem Kastrieren, was viele Tierheime von dem zukünftigen Halter verlangen. Jetzt vermitteln die aber nicht zu 100% gesunde Tiere, manche tragen unerkannte Erreger von Südlandskrankheiten in sich, bei denen eine Kastration oder eine verlangte Impfe die Sache nur noch schlimmer macht. - Tja, dann steht man da und guckt dumm. Man hat alles getan was man sollte -- und der Hund ist nun richtig krank.
Da hilft nur eins: Vorher hingucken und sich schlau machen!
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Mit den Tiervermittelnden Organisationen aus dem Ausland ist es auch so eine Sache: Diejenigen, die man im Zergportal findet ( was ich nur empfehlen kann) , sind ausreichend geprüft, gemeinnützig und verlässlich. Es gibt aber zig Auslandsvermittler aus Deutschland, die auch trübe Suppen kochen!
Die schaffen Hunde und Katzen her auf langen Flügen im Frachtraum, ohne ihnen ein Schlafmittel zu geben. Die schaffen alte, kranke Hunde her und vermitteln sie als junge, schaffen bissige und gestörte Hunde her und vermitteln sie als den Super-Familienhund.
Es hilft alles nix, man muss SELBER die Augen aufmachen!
Man muss
GENAU lesen!
Achtet drauf, dass eine Tiervermittlung aus dem Ausland nicht privat, sondern zumindest als gemeinnütziger Verein anerkannt ist!
Meidet jeden Verein und jede Organisation, die stark mit "Tränendrüsensprüchen" wirbt. Nach dem Motto: "Der arme Ben wird morgen getötet, falls sich nicht jemand rasch seiner warmherzigen Seele annimmt! Er hat zwar nur noch drei Beine, leidet auch massiv an Leischmaniose, ist aber ein wahres Herz zu Kindern und Alten! So gerne würde er mit Kindern spielen! Das ist seine wahre Passion! - Wer gibt dem armen Ben endlich ein neues Zuhause, wo er in Ruhe seine alten Tage geniessen kann?"
Es ist kein Zufall, dass bei solchen Angeboten, Alter, Rasse, Krankheiten, Fundort, jahrelanger Verbleib in irgendwelchen Auffanglagern - und besonders nicht in welchen!- nur ungenau angegeben sind.
TROTZDEM kann man verdammtes Glück haben. Und erst recht der Hund!
Mein Bonniehund kommt aus Malaga. Sie war ein Straßenköter und landete mit 4 Monaten in der Tötung. Durch genaues Lesen erfuhr ich, dass ein privates englisches Tierheim (ansässig in Malaga) sie freikaufte. Sie landete also nicht in den obligaten spanischen Heimen, wo die Hunde in unbeschatteten Riesenzwingern gerade mal das nackte Leben haben. Als sie mit dem Flieger kam, lag schon ein Tennisball in ihrem Gepäck, mit dem sie durchaus umgehen konnte.
Bonnie ist seelisch absolut heile. Sie ist ein kleiner Traumhund. Sie ist zwar kein reiner Labrador, wie angegeben, sondern da steckt noch ordentlich Bretonenspaniel drin, aber das wussten die wohl bei dem Junghund nicht und das macht sie in ihrem Wesen nur noch sympathischer. Bonnie hat das Zeug zu einem Therapiehund. Wenn ich das Geld hätte, würde ich sie ausbilden lassen.
Mittelspitz Tino hingegen kam über eine Sch**ßorga aus Malta. Ich hatte das nicht geblickt. Da hatte sich eine Frau, die vorher in Bonnies Vermittlungsverein tätig war, mit einer privaten Hundevermittlung selbstständig gemacht.
Ich hatte nicht gecheckt, dass das Zergportal die Frau ablehnte. Ich kannte sie ja aus der guten Vermittlungstätigkeit von Bonnie. In dieser ersten Bonnie-Tierhilfe bekam man sofort alle möglichen südländischen Krankheiten aufgezeigt, man bekam sogar noch Wurmmittel und Nackentröpfchen und Infos dazu mitgeliefert.
Nix bei Tino. Er wurde einem als absoluter Notfall angedreht, sein genaues Alter wurde nach unten hin getürkt und seine Bissigkeit auch.
Die Vermittlerin hatte das Geld von der Frau, die Tino bei ihr bestellt hatte, kassiert. Nun kam die Bestellerin aber nicht klar mit einem Hund, der, entgegen der Beschreibung, bissig war. Sie wollte ihn zurückgeben, umtauschen - was, wie ich finde, ihr gutes Recht war.
Die Vermittlerin schickte nun eine Tränendrüsen-Notmail rum, Tinohund säße auf der Straße, müsse in einem Auto leben - solle er denn nun nach Malta zurückgeschickt werden? Ich Iddi ließ mich darauf ein, ihn mal für eine begrenzte Zeit zu nehmen. Das sind jetzt inzwischen fast drei Jahre. Er wurde dreimal vermittelt, kam aber immer wieder, weil er eben biss. Irgendwann entschied ich: jetzt bleibt er!
Er hat Glück gehabt. Inzwischen beisst er nicht mehr. Ist völlig gut zu Kindern, die er anfangs angstvoll hasste. Er ist ausgeglichen, warmherzig, kann inzwischen auch wieder richtig rennen, nachdem er anfangs nur langsam auf müden, laufungewohnten "Käfigbeinen" gehen konnte.
Er ist deutlich älter als angegeben, laut Tierärztin dürfte er jetzt auf die zehn Jahre zugehen, nicht auf sieben oder acht.
Ich hab mit ihm auch Glück gehabt. Ich habe miterleben dürfen, wie ein kleiner "Knacki", der vier bis sechs Jahre auf Malta unter schlimmsten Käfigbedingungen leben musste, der im Gesicht und am Körper Narben trägt,
sich in einen gesunden, glücklichen Hund verwandelte.
Deshalb: Wenn Ihr halbwegs mit Hunden umgehen könnt, nehmt die Hunde da weg, wo sie sich für Euch finden!
Es ist sch****egal, ob es sich da um Züchter handelt oder um Tierheime oder um eine Auslandsvermittlung!
Wenn Ihr einen gesunden, rundherum fitten Hund wollt, achtet überall auf das Kleingedruckte, oder auf das, was sich zwischen den Zeilen verbirgt!
Besucht die Züchter oder die Tierheime und guckt bei Euren Besuchen so genau wie möglich hin!
ABER: Euer Glück kann auch in einem kleinen, abgeschobenem Knacki liegen, den keiner mehr haben will, und aus dem sich mit den Jahren ein wunderbares Köterchen entwickelt!
Alles Liebe für heute,
Geli :blume2: