AW: "verstehste?" - der kommunikationsthread
Hi Hexchen,
hi Ihr,
Uli schrieb:
ignoranz bezüglich geli, die vornehm und höflich in einem anderen thread um lesbarkeit der beiträge bat
Nee, nee Uli, guck mal genau hin, da war ich nicht höflich. Da war ich eher ungezogen, indem ich andere etwas überheblich auf die Schippe nahm; fast könnte man mir eine Spur Zynismus unterstellen. Aber manchmal findet auch ein sonst harmoniebedürftiger Mensch ( ich), Spaß daran, übermütig patzig zu sein! Grad' Nachts um drei, wenn einen die kleinen Teufel reiten.*grins*
Von daher war Ignorieren hier die allerbeste und klügste Möglichkeit, die die User wählen konnten: Unrat vorbeischwimmen lassen! - Ich war ganz froh darum, ersparte es mir doch, mich (mit endlos langen, hin und her differenzierenden Worten, wie es meine Art ist) für meinen Ton zu entschuldigen - selbst wenn ich inhaltlich immer noch meine, dass jemand, der in den ersten drei Sätzen eines postings in der Lage ist, einen Punkt zu setzen, dies auch bei den nächsten 20 Sätzen kann.
Es gibt mehrere Ebenen, bei all unseren postings, die affektiv auf einen anderen einwirken: Der Inhalt, der Ton, die Art, wie der Text grammatikalisch gestaltet ist.
Für meinen ungezogenen Ton in meinen "kleinen Anmachen" hätt' ich mich entschuldigt, wenn wir weiterdiskutiert hätten. Und tue es hiermit in diesem thread!
Es gibt Leute, die entschuldigen sich nicht. Auch nicht vor sich selbst. Die sagen einfach:
Ich darf Fehler machen, Feierabend! Soll'n die andern sich doch an ihre eigenen Nase packen! Oder, die sagen sogar:
ICH? Ich habe doch nie einen Fehler gemacht? Steht es mir nicht zu, mit
MEINEN Worten und in
MEINEM Tonfall etwas zu kritisieren? Was fällt Euch anderen denn ein, da an
MIR herumzunörgeln?
Gibt auch noch die Variante: Jemand hat sich mit Worten vergriffen, spürt es selber auch ganz genau, aber wie um seine innere Stimme zu übertönen, schreit er nach außen um so lauter, wie recht er doch hat...
Von daher:
Ich finde es wichtig, auch
meine innere Schreibhaltung ehrlich anzugucken (nicht nur die Grammatik) - sonst lerne ich ja nix.
Ich finde immer ganz gut, wenn ich spüre, wo ich verkehrt war.
Ich werd' dabei auch nicht kleiner, ich wachse wieder etwas mehr.
Und da zieh jetzt draus, was Du magst.:kuss1:
Es gibt übrigens eine Uni-Untersuchung zum Internetdeutsch (link verloren, hab's nur noch im Kopf): Und zwar fand man heraus, dass das menschliche Auge in der Lage ist, auch völlig falschgeschriebene Wörter ( mit Verdrehungen oder fehlenden Buchstaben) richtig an das Lesergehirn weiterzuleiten, sofern wenige Wiedererkennungmerkmale, oder Bezüge zum Text, gegeben sind.
"Das du dihc nihct shcämts," sagete dr Vatr zm Knd.
Das versteht man doch, oder?
Also, unsere kognitiven Fähigkeiten erlauben uns, über viele Fehler, die ein anderen macht, hinwegzulesen - obwohl es anders sicherlich schöner wäre, und auch für den Schreibenden schöner!
Neben denen, die nicht recht schreiben können ( oder sich bisweilen keine Mühe geben), gibt es noch ein zweites interessantes Phänomen in Foren: Das sind die, die
nicht lesen können.
Sie beherrschen zwar die Buchstaben, sind auch in der Lage, den obigen Satz zu entschlüsseln, aber sie lesen flüchtig, und was den Inhalt einer Botschaft betrifft, orientieren sie sich an ihren eigenen Erwartungen.
Drei fehlinterpretierte Reizworte reichen, um in dem anderen - der eigentlich ein Freund ist - affektiv einen Feind ( oder zumindest einen streng zu tadelnden) zu sehen.
Ich hab mal (ganz im Anfang) im Esoforum, in einem Anti-Hitler-Thread einen judenfeindlichen Beitrag einer rechten, amerikanischen Sekte eingestellt und mich tierisch darüber aufgeregt. Ergebnis: Keiner wollte mehr was mit mir zu tun haben.
Alle schrieben empört: "Angelika- Marie, wie kommst Du nur an solches Gedankengut? Du solltest ernsthaft Deine Wahrnehmung überprüfen! Dieser Thread soll nicht für das posten eines solchen Unrats genutzt werden!" - Gottseidank kam mir dann ein freundlicher Moderator zu Hilfe, der nochmal meine Aufregung in fetten Lettern postete - sie war von zig Leuten gänzlich überlesen worden! - Aber der Thread ging nicht mehr weiter. Zu tief saß das Misstrauen mir gegenüber, die Leute konnten sich innerlich nicht von ihrer ersten Interpretation lösen.
Sie waren nicht in der Lage, genau zu lesen.
(Das passiert mir übrigens auch mitunter, dass ich was überlese oder falsch interpretiere.)
Eine weitergehende Kunst (neben dem genau lesen) ist in Internetforen gefragt, da wir den anderen ja nicht sehen, und oftmals nichts von ihm wissen: Das
zwischen den Zeilen lesen.
Es geht um den Versuch, zu verstehen, was der andere sagen will, selbst wenn er sich vielleicht zwar grammatikalisch richtig ausdrückt, aber z.B. den Inhalt und Ton nicht richtig rüberbringen kann. Weil er sich zum Beispiel in sich selbst verhampelt. Möchte etwas klar darstellen, traut sich aber nicht, aus Angst vor Ablehnung z.B. Oder, er möchte eine innere Situation klar ausdrücken, kann es aber nicht, weil er selber nicht weiß, wo er gerade steht.
Und ich glaube, das ist in diesem Thread auf den ersten Seiten von allen Beteiligten zu kurz gekommen: Das Hinfühlen zum anderen. Kritik hin und her, schnauzig sein hin und her, Missinterpretation hin und her, Recht haben hin und her - haben wir alles gehabt. Hinfühlen wurde immer wieder versucht - es kam aber nie zur gänzlichen, reibungslosen Einigung.
Im Gegenteil, Menschen regten sich lieber weiter aneinander auf.
Von daher akzeptiere ich, wenn Uli jetzt geht.
Auch wenn Elli geht. Beides finde ich schade, beide hätten Möglichkeiten gehabt, vor ihrem Gehen, das Gespräch zu vertiefen und auf ihre Weise die Kunst des Lesens und der Kommunikation anzuwenden.
Adieu Ihr beiden!
Alles Liebe,
die ( immer so verdammt lehrerhafte - *pfui- schäm!)
Geli :blume2: