Der schlaue Felix
An einem Sonntagmorgen deckte ich bei strahlendem Wetter und noch strahlenderer Laune den Frühstückstisch im Eßzimmer. Um mich herum wuselten die Katerchen, allen voran der kleinste und immer hungrige Napoleon.
Der Tisch bog sich unter den Lasten der ebenfalls hungrigen Zweibeiner, als ich, mittlerweile wieder in der Küche stehend, verdächtige Schlabbergeräusche vernehme. Da stand Klein-"Naps" inmitten von Wurst und anderen Köstlichkeiten mit einem schon beachtlichen Milchbart und versenkte gerade wieder seine Zunge im Milchkännchen. Ich ließ ihn, vorsichtig um die Ecke schielend, sich satt futtern, um dann mit mächtigem Gepolter zu erscheinen. Napoleon flitzte wie ein Blitz davon und war von nun an nie mehr auf dem Tisch zu finden.
Nun konnten wir endlich in aller Ruhe frühstücken, wobei mein kohlrabenschwarzer und erhabener Felix sich bemühte, mit Würde etwas von den guten Dingen am Tisch zu ergattern. Wohlgesittet saß er neben der Bank, blinzelte ab und zu herauf um mir zu sagen:" Gell Frauchen, ich bin doch der Bravste hier, schnurr, schnurr." "Natürlich, Felix, du bist der Allerbravste hier" sagte das Frauchen und schon flatterte ein Stückchen Wurst herab. Gesittet und ohne Hast verzehrte Felix sein Mahl, leckte sich die Schnauze und gesellte sich zu uns auf die Bank. Erstens hatte man von hier aus einen besseren Überblick auf den Tisch und zweitens, konnte man sich schnurrend an Frauchen lehnen.
Dieses hatte es an diesem morgen aber faustdick hinter den Ohren, denn auf einmal fand sich da eine Mayonnaise-Straße vor den Augen des verdutzten Katers auf dem Tisch. "Aber es ist doch verboten, auf den Tisch zu springen, was mach ich bloß???, mag sich der Schwarze wohl gedacht haben. Blinzelnd, so, als ob es ihn gar nicht interessieren würde, saß Felix vor dem leckeren Mahl. Und dann passierte es!! Blitzschnell wischte der Kater mit seiner Pfote die Mayonnaise vom Tisch und schleckte sie sich genüßlich ab.
Beschämt darüber, meinen Felix so auf die Probe gestellt und dennoch froh, einen so schlauen Kater zu haben, wurde dieser geknuddelt, bis die Wurst warm und der Kaffee schon kalt geworden war.
Das war mein bisher lustigstes Erlebnis mit Katzen, die es schaffen, mich immer wieder zu überraschen.