AW: Apportieren
Hi Sabine,
leider weiß ich nicht, welche Mischlings/ Rassehunde du hast. Manche apportieren leicht und gern, bei machen ist von vorn herein Hopfen und Malz verloren...
Also, es hängt auch von der Rasse ab.
Bei uns klappt Suchen, Finden, Apportieren, Bringen, Sitzen und Ausgeben gut, über folgenden anfänglichen Trick:
Mit meinen Hunden mache ich abends immer eine kleine intime Spielrunde auf dem Teppichläufer. ( Hab' natürlich früh angefangen, da war Bonnie 6 Monate, es geht aber auch mit älteren Hunden, wie mir mein Pflegling aus einer südländischen Auffangsation, ein 4 jähriger Spitzmischling, jetzt zeigt.)
Es beginnt damit, dass ich mich niedersetze und wir kuscheln. Die Hunde wissen inzwischen, dass was ganz Tolles kommt, die Aufmerksamkeit ist groß. - Es ist aber leichter, wenn Du erst mit
einem Hund übst!
Erstes Spiel:
Suchen eines Gegenstandes am Körper der Bezugsperson.
Benötigt: Irgendwelche gut eingespielten, sehr kleinen Teile: eine Stoffmaus, ein altes, abgekautes, langweilig gewordenes Stück Ochsenziemer, etc.
Was geeignetes anzuziehen: eine Weste mit großen Taschen, ein Pullover mit langen Ärmeln, eine Hose mit nicht zu engen Beinen - okay, ein Schlafanzug nebst Morgenrock tut es auch. Gut ist auch ein Läufer, oder eine Decke auf der man sitzt.
Ferner ist (insbesonders später, wenn der Ort eingespielt ist) eine Schrankfläche in der Nähe von Nutzen, wo Du einige Leckerlis deponieren kannst, an die Hunde aber nicht herankommen.
Spielverlauf:
Ich ziehe die Stoffmaus aus der Tasche und spiele sie erstmal "warm".
D.h. ich lasse sie mit der Hand auf dem Boden hin und herhüpfen, quieke dabei, lasse sie dem Hund auf den Rücken hüpfen, an seiner Pfote kraspeln... und wenn Hund begierig ist, sie mit dem Maul zu fangen, rasche Bewegung mit der Hand - die Maus verschwindet blitzschnell unter der Läuferecke - leere Hände werden gezeigt: Weg ist die Maus. - "Such!"
Der ungeübte Hund guckt jetzt verblüfft. Um ihm Hilfestellung zu geben, kraspele ich mit den Fingern in der Nähe der Stelle, wo sie Maus versteckt ist.
Sofern der Hund wie blöd ist, lasse ich die Maus kurz hervorschauen, quieke, kraspele dabei- und sofort wieder verschwinden.
So findet selbst ungeübteste Hund bald die Maus oder den Ochsenziemer.
Viel lobendes Gelächter deinerseits: "Oh, so fein! Du hast die Maus gefunden!"
DIESEN Spielgegenstand will der Hund nicht sofort wieder hergeben.
Bei Bonnie und Tino hatte ich es gut, weil sie eben nicht abgeben wollten.
Im anfänglichen Spiel kann man jetzt durchaus noch etwas "Zerrenspielen"
einfügen, z-B. wenn der Hund die Kommandos Sitz und Aus noch nicht kann.
Ziel ist jedenfalls: Man lobt ihn zum Sitzen, das nächste Kommando ist "Aus in die Hand." Ob das nun Anfangs funktioniert oder nicht, ist wurscht, irgendwie musst du nur das Teil wiederkriegen. Und wenn Du wartest, bis er es aus Langeweile fallen lässt. Du kannst es mit Leckerli machen, es muss aber nicht sein. Der nächste Spielschritt ist nämlich Dein Lob.
Denn sobald Du das Teil hast, zeigst Du es, lässt es hüpfen, und während Du mit der freien Hand irgendwo zur Ablenkung kraspelst, lässt Du es mit der anderen irgendwo an Deinem Körper verschwinden: im Ausschnitt vorne, im Ausschnitt hinten, in der Westentasche, im Hosenbein, unter dem Rock....
Und "Such!"
Wenn es gut läuft , gibt es auch von Dir viel spontanes Gelächter, und zwischendrin reichlich entspanntes Geschmuse auf dem Teppich.
Diese körpernahen Spiele sind amüsant und binden ungemein.
Für die ersten Abende reicht dieses vergnügliche Spiel, bis es sitzt, anschließend kann man daraus weitere ableiten.
Darüber schreibe ich gleich mehr.
Zuvor noch etwas zu diesem:
Bonnie ( und auch Tino später) hatte anfangs noch keine Ahnung davon, dass ein Gegenstand UNTER etwas anderem sein konnte ( UNTER dem Teppoch, UNTER dem Rock...) , man musste ihr das wirklich zeigen.
Aber sobald sie es begriffen hatte, ging für sie eine Welt des Wissens auf!
Wenn Du einen Hund erstmal soweit hast, dass er sucht, sucht er zunächst systematisch. Es werden zunächst die schon bekannten Verstecke erkundet, bevor neue ausprobiert werden. Man muss bei neuen zum Teil wirklich etwas hinzeigen.
Einmal habe ich sie geleimt, na, nicht wirklich, ich wusste, sie würde das finden. Und zwar habe ich mir, nachdem mir so schnell keine Verstecke mehr einfielen, das Stück alten Ochsenziemer oben auf den Kopf gelegt. Bin auch ganz ruhig- wenn auch kichernd - sitzengeblieben. Bonnie suchte überall weiter unten, suchte, suchte, suchte.... Schließlich führte sie der Geruch an die richtige Stelle.
Meine Güte, also wenn ich etwas Ahnung von Hunden habe, würde ich sagen, sie hat sich schlapp gelacht, so sprang sie herum!
Ich hab' allerdings auch so lachen müssen! Klatschte vor Begeisterung in die Hände, was wiederum Bonnie hoch motivierte. Jedenfalls, dieses Versteck hat sie offenbar so beeindruckt, dass sie seitdem immer, wenn irgendwas sitzend versteckt wird, zuallererst auf meinem Kopf nachguckt! *lach*
Zweites Spiel:
Suchen, finden und apportieren von Gegenständen in der Wohnung.
Benötigt: eingespielte Gegenstände, Leckerchen auf der Schrankfläche- siehe oben. Brauchen auch keine "echten" Leckerlis zu sein, bei uns tun es auch Zwiebackstücke.
So. Wir haben uns auch diesen Abend körpernah auf dem Teppich innig eingespielt, langsam kennen die Hundz aber alle Verstecke.
Ich habe die Maus, ich stehe auf, verstecke sie hinter dem Rücken.
Meinen Hund ( meine Hunde) lobe ich in den Platz. ( anfangs den Platz mit einem Leckerli verstärken!) Dann: "Du bleibst! Du wartest!" - Ich verschwinde im Nachbarraum, anfangs ( solange noch ungeübt) immer noch rufend das Bleibkommando wiederholend.
Dort verstecke ich das das Viech. Auf dem Bett, im Bett, unter der Decke, im Regal, in der Dusche... wichtig ist nur, dass Dein Hund liegenbleibt. Sobald du wieder im Raum bist, gibst Du das Kommando: "Und such' die Maus!"
Hund schießt los. Zu Anfang wirst Du durch Blicke, zeigen, kraspeln, noch etwas Hilfestellung gegen müsse,
wo etwas versteckt ist. Großes Lob, ( begeistertes Händeklatschen?) wenn es gefunden wird!
Aber
wichtig ist, dass Du das Teil nur am Ausgangsort- Teppich- wieder in Empfang nimmst. Das heißt, Du läufst sofort begeistert zum Teppich zurück! "Und Sitz!" - "Und Aus in die Hand!" Jetzt groß gelobt: ein Anschlußleckerchen für diese Spielsequenz.
So, das kannst jetzt mit gleicher Begeisterung noch ein paar Mal wiederholen- und dann soll es für diesen Abend gut sein.
Aber am nächsten Abend greifst Du es wieder auf!
Diesmal nimmst Du zum Suchen im Raum ein größeres Spielzeug.
Einen Stoffbären vielleicht? Einen Dummy? Erst wird das Ding eingespielt und dann versteckt.
Der Hergang ist derselbe.
Ausgegeben wird auf dem Teppich sitzend in die Hand.
Bald gibt es "beliebte" Spielzeuge, die in ihren Körben präsent sind, mit denen Du in den Garten gehen kannst. Deine Hunde kennen jetzt schon die Namen, denn bei " Such" sagst Du sie ja immer dazu. Jetzt sagst Du Deinen Hund: "Hol den Bären / den Dummy" und gehst in den Garten.
Du legst den Hund an einem bestimmten, gerne gleichbleibenden Platz ab (bei uns ist es unter dem Apfelbaum), den Bären hinter deinem Rücken, entfernst Du Dich, versteckst den Bären - weiterer Hergang: siehe oben.
Unter dem Apfelbaum nimmst Du ihn wieder entgegen.
Du kannst ihn nun auch unter diversen umgekippten Eimern verstecken
(Hütchenspiel).
Und wieder: unter dem Apfelbaum nimmst Du ihn entgegen.
Wenn das einige Zeit geübt ist, beginnst Du dich vom Apfelbaum zu entfernen. Du kannst jetzt irgendwo im Garten stehen, und rufen: "Bring mir den Bären!" Sitz, Aus in die Hand -Leckerli. Bär hinter dem Rücken verschwinden lassen - ablegen, verstecken ... s.o.
Oder aber: Bär jetzt werfen! "Lauf! Bring den Bären!"
Nun neue Orte einführen, wo mit den Dingern gespielt wird. Die große Wiese liegt an unserem Spazierweg, sie ist nicht weit von uns entfernt, es geht über drei Straßen.
Anfangs nehme ich noch den Bären mit, auf der Wiese wird er bespielt.
Bald reicht es vor dem Spaziergang zu sagen:" Hol den Bären, wir gehen zur Wiese!" Wenn der Hund gestrickt ist wie Bonnie, trägt er ihn dann den ganzen Weg bis zur Wiese - "Wie fein trägst du den Bären! Ja so fein kannst du tragen!" - " Hm, hast du ihn fallengelassen? Ja, wo ist den der Bär? Such!"- um ihn mir dort erwartungsvoll vor die Füße zu spucken. " Nu mach schon, Frauli! Werfen- oder verstecken? Oh, heute über Baumstämme springen damit?"
- Und damit hast DU's! Du hast alles was Du brauchst!
Einen lieben Gruß,
Geli :blume2: