Hallo alle Leute, liebe Krümmel,
ich finde es auch fürchterlich, dass immer Leute meinen, ihr HUnd sei absolut lieb, und alle anderen seinen die Bösen - obwohl ich auch dazu gehöre. Jedenfalls dann, wenn mein Hund tatsächlich lieb ist. - Allerdings bin ich, wenn meine sich falsch verhalten, zu jedem Schuldeingeständnis bereit, wie auch sofort dazwischen zu gehen.
Am merkwürdigsten fand ich einmal folgende Situation: Mein alter Lucyhund war wirklich sehr brav, sie lief immer frei und auf Wort bei Fuß. Sie lief auch auf: "Lass den Hund", zu keinem Hund hin, bei dem ich es nicht wollte.
Nun gab es hier Leute in der Nähe, die taten mir wirklich leid: Die hatten eine unartige Schäferhündin, die, sobald sie Lucys ansichtig wurde, so böse und laut bellend an der Leine zerrte, dass ihre Besitzer sie kaum zu halten vermochten. Den armen Leuten blieb dann nichts anderes übrig, als ihren sich übel gebärdenden Hund am Halsband zu packen und sich in die nächste Einfahrt zurückzuziehen, mir durch Handzeichen signalisierend, ich solle doch BITTE vorbeigehen. Ein Wort an Lucy, und ohne Leine, die Schäferhündin nicht achtend, spazierte sie mit mir vorüber.
Ich mein, ich habe die Leute trotzdem gegrüßt, wenn ich sie mal im Dorf sah, und mich immer gewundert, weshalb die mich so böse anguckten und nicht zurückgrüßten. Aber nach dem Tod der Schäferhündin sollte ich es erfahren.
Ich hatte die Leute lange nicht mehr mit ihrem Hund gesehen, nun traf ich die Frau irgendwo an der Ladenkasse und erkundigte mich freundlich, wie's denn so ginge und auch dem Hund? Lange nicht gesehen, und so...
Ja, die Hündin sei vor 6 Monaten verstorben, ja, mit 15.
Natürlich tat mir das leid, und das sagte ich auch.
Sagt die Frau: " Nun Tun Sie mal nicht so, Sie konnten sei ja noch nie leiden!" Ich ehrlich überrascht: "Bitte was? - Nur, weil sie immer so gebellt hat? Ach wissen Sie, Hunde...."
Frau, mich unterbrechend: "Die hat ja nur so gebellt, weil Ihr Hund sie gebissen hat! Dass wissen Sie doch ganz genau! Sie waren ja schließlich dabei!"
"BITTE?"
" Ja genau! Ihre brave Lucy! Alle Leute hier im Ort halten sie für einen Traumhund! - Aber ICH weiß es besser!"
Und damit drehte sie sich um und ließ mich stehen.
Seitdem bin ich der Meinung, dass es überhaupt nichts nutzt, auch nur irgendwas zu sagen. Manchmal sind Menschen so verstellt, dann sollte man es besser lassen. Nutzt nix.
Einmal habe ich gelogen. Wie schon gesagt, Lucy lief immer frei. Und trotz der Hundeverordnung von Bärbel Höhn 2001 - oder wann war das? - und dem frisch verordenten Leinenzwang, wollte ich es so belassen.
Eine befreundete Hundepsychologin gab mir den entscheidenden Tipp:
"Deine Hündin ist so gut drauf, so folgsam, Du kannst sie - mir nix-dir nix- als Behindertenhund ausbilden lassen. Diese Zertifikate sind nicht gesetztlich geschützt, das kriegst Du mit Deiner leicht hin, und Behindertenhunde sind vom Leinenzwang befreit."
Ich habe das dann nicht gemacht, weil ich irgendwie nicht dazu kam, obwohl ich es immer wollte.
Nun gab es folgende Situation: Meine alte Mutter, auch damals schon schlecht zu Fuß, schaffte es zu der Zeit aber doch noch, an Besuchstagen mit dem Zug bis in die nächste Großstadt zu kommen, wo wir sie abholten.
Und zwar so, dass wir hinten vor dem Bahnhof hielten auf einem Behindertenparkplatz, mit nem Zettel im Wagen , dass wir jemanden mit nem AG im Behindertenausweis vom Bahnhof abholen. Trotzdem waren die Bullen da scharf wie Hunde, und man war eher abgeschleppt als man kucken konnte.
Seit Jahren hatten wir es schon so gemacht, dass wir Lucy dann am Hintereingang sagten: "Such' die Oma!" Dann lief Hundi los, die Flexileine im Maul, und hatte die Oma auch alsbald gefunden, denn wir waren immer in der unteren großen Halle verabredet.
Naja, versucht Euch mal den Zirkus vorstellen, der nun 2001/2002 ausbrach: Sämtlichen Bahnhofspennern war es inzwischen bei Geldstrafe verboten, ihre Hunde unangeleint zu lassen, und nun marschiert da ein völlig freier Retriever rein!
Das gab einen Aufstand, den hätte ich nicht für möglich gehalten!
Ich und die Kinder waren im Nu umringt von Lahmen, Blinden, Gebrechlichen und Alkis, die laut schreiend Gerechtigkeit forderten. Kann ich auch gut verstehen.
Und gerade Pennerhunde stehen in meiner Achtung sehr hoch, denn sie sind meistens sehr, sehr gut sozialisiert.
Aber was sollte ich gegen diesen tyrannischen Mob tun? Schon lauerten zwei Polizisten im Hintergrund. - Also habe ich laut und deutlich in die Menge erklärt: "Dieser Hund ist ein ausgebildeter Behindertenhund und ist vom Leinenzwang befreit! - Komm. Omi!"
Lucy griff Omis Handtasche, um sie zu tragen. Die Omi griff Lucys nun ausgespuckte Leine und stackelte dann, den Gehstock in der anderen Hand, in Richtung Hinterausgang. - Ein vollkommenes Bild einer geführten Behinderten.
Schweigen herrschte.
Es hat uns keiner kontrolliert.
Leid tut es mir doch. Dass jemand wie ich, der einfach ein bisschen besser aufgemacht daherkommt als ein Bahnhofspenner, das Bild zu meinen Gunsten wenden kann, während die meisten ihrer Hunde sicherlich ebenfalls gut sozialisiert sind. - Aber sie haben keine Chance.
Nach diesem Erlebnis musste Lucy am Bahnhof auch an der Leine gehen.
Aber ich habe den "ausgebildeten Behindertenhund" später innerlich immer mit mir geführt. Wenn mich einer angemacht hätte, wegen Freilaufens, hätte ich ihm genau das gesagt, und ich hätte ihm demonstriert, wie Lucy nur auf Fingerzeig dies und jenes tut, so dass er vermutlich seinen Anspruch, ein Papier sehen zu wollen, sofort fallengelassen hätte.
Ich glaube, was wir am Besten gegen Anpöbelei tun können, ist einen gut ausgebildeten, gehorsamen Hund zu haben. - Aber selbst das schützt uns nicht gegen Neurotiker, wie oben.
Liebe Grüße,
Geli