Tierarztangst ist weit verbreitet und auch in Ordnung, denke ich.
Leider weißt Du ja wahrscheinlich nicht, was Sina erlebt hat, wie sie aufgewachsen ist.
Ich habe ja meinen Woody, der eine schwere, irreparable Angststörung hat, die aus seiner Welpenzeit stammt. Wenn ein Welpe in der sogenannten Prägungs- und Sozialisierungsphase (vier bis zwölf Wochen) Schlimmes erlebt oder auch, wenn er nichts erlebt, weil sich niemand um ihn kümmert, dann bilden sich Ängste, die sozusagen auf seiner Festplatte eingraviert sind. Diese Ängste sind bei den meisten derartigen Hunds nicht wirklich in den Griff zu bekommen. Der Mensch braucht unglaublich viel Geduld und natürlich auch Liebe, um einem solchen Tier eine gewisse Sicherheit zu vermitteln. Man kann also die Ängste übertünchen, aber unterschwellig bleiben sie vorhanden.
Ich war mit Woody zwei Jahre lang bei einer sehr bekannten Tierärztin in Behandlung, die sich auf Angstprobleme bei Hunden und Katzen spezialisiert hat. Sie hat mir wirklich sehr viele gute Ratschläge gegeben, wie ich mich verhalten soll und wie ich dem Hund helfen kann.
Bei Woody war es halt so, dass er nicht nur extrem ängstlich und oft auch panisch war, sondern auch - aus dieser Angst heraus - sehr aggressiv. Ich hatte ja keine Ahnung von solchen Hunden und ich wusste mir ganz einfach nicht mehr zu helfen. Meine damaligen Freunde hatten an Ratschlägen nur zu bieten: "ab in ein Tierheim", "einschläfern lassen" oder "zurück zur Züchterin und dort an den Gartenzaun binden". Dass diese Freundschaften damit beendet waren, brauche ich wahrscheinlich nicht extra zu betonen, gell?
Neben der Behandlung bei der Tierärztin habe ich mit Woody ununterbrochen mit verschiedenen Trainerinnen in Einzelstunden gearbeitet, wir haben auch immer wieder Kurse in alternativen Hundeschulen gemacht, wo in kleinen Gruppen geübt wurde.
Dieses ganze Programm war schon sehr hilfreich, muss ich sagen. Woody wird natürlich immer ein sehr ängstlicher Hund bleiben, er ist auch bissig - aber es ist kein Vergleich zu früher. Wir gehen ja immer noch in eine alternative HuSchule, wo man Verständnis für seine Ängstlichkeit hat, und wir machen immer wieder kleine Fortschritte. Weißt Du, für einen ängstlichen Hund sind Erfolgserlebnisse ungeheuer wichtig, die man ihm ohne Gebrüll auf dem Platz, in einer kleinen Hundegruppe und mit Leckerchen-Erziehung gut vermitteln kann.
Nach meiner Erfahrung würde ich sagen, dass der Besuch einer guten HuSchule für Sina schon hilfreich sein könnte.
Hundepsychologen sind Tierärzte, die sich (siehe oben) auf tierische (Angst)probleme spezialisiert haben. Die Behandlung sieht so aus, dass der Mensch die Probleme schildert, der TA beobachtet, wie der Hund sich verhält und gibt dem Menschen dann Ratschläge, wie er am besten mit den Problemen umgeht. Es wird also eigentlich nicht der Hund psychologisch behandelt, sondern der Mensch. Was ich auch richtig finde, schließlich handelt es sich um ein Team.
Mein armer Woody hatte ja eine derart schwere Angststörung, dass er vorübergehend medikamentös behandelt werden musste. Wenn die Ängste zu intensiv sind, kann der Hund nicht lernen.
Liebe Grüße,
ElliB:blume1: