Hallo Renate,
ich weiß nicht, wie lange Du hier schon nicht mehr reingeguckt hast, ich sage jetzt trotzdem noch was zu Deinem Problem. Ich finde, Schortys Frauchen hat recht. Man sollte diesen kleinen Ossi, diesen kleinen Knacki, der dort lange eingesessen hat, wie einen Welpen behandeln. Nix: alter Hund, und der weiß schon viel, sondern neuer Hund, und der weiß noch gar nichts! Oder auch im Umkehrschluß: IHR wisst noch nichts von ihm.
Denn dieser Pudelmix teilt sich Euch ständig mit, er spricht und spricht und spricht - und Ihr versteht seine Sprache nicht. Er hustet und leckt an den Türen und kratzt daran und heult und jault und leckt wieder und sabbert und hustet und pinkelt endlich und kackt, aber egal was er tut - ihr versteht seine Sprache nicht. Er treibt es immer doller, will irgendetwas ausdrücken - und Ihr versteht seine Sprache nicht.
Ich halte das für ein Kommunikationsproblem. Deshalb zurück mit allen Ansprüchen, die Ihr an ihn habt. Ihr habt einen neuen, unwissenden Welpen in Gestalt eines alten Hundes, und den dürft Ihr jetzt kennenlernen.
Das Lecken und Sabbern an den Türen kann eine reine Verzweiflungstat sein, vielleicht hofft er dadurch, herauszukommen und seinen vertrauten, langjährigen Zwinger im Tierheim wiederzufinden? Die Zeit dort war vielleicht nicht schön, aber immerhin war sie
vertraut und alles was täglich geschah war
verlässlich. Es gibt also einen Grund, sich dorthin zurück zu sehnen. Und wenn zu der Vertrautheit gehört, dass der kleine Köti dort täglich seine Türen ansabberte? Auch dies gibt es als Denkmöglichkeit.
Das Ablecken anderer Menschen und der Hunde lässt darauf schließen, dass er ein ganz lieber Kerl sein will, der alle aus dem Gefühl seines Kleinseins liebevoll absabbert und "abliebt". Wenn er alle so geküsst hat, möchte er endlich geborgen sein. Endlich die Sabberküsse zurück kriegen. - Was er aber zurückbekommt, ist Ablehnung.
Irgendwann vor 11 Jahren hat er mal gelernt, dass er in den Augen seiner Mama ein gutes Hundekind ist, wenn er sie abschleckt. Er benutzt Menschen und Hunden gegenüber also eine Kommunikationsmöglichkeit, mit der er früher Erfolg hatte - nun bekommt er dafür aber ständig eins auf die Rübe. Er gibt also sein Bestes, und wird dafür abgestraft! Was soll so ein Hund denn dann anderes tun, als dann zu pinkeln und zu kacken, zu heulen und aggressiv zu werden?
Er hat sich bemüht, bemüht, bemüht ..... und wurde nicht verstanden.
Deshalb: deutlich ein paar Schritte zurück, würde ich sagen. Hat er Angst vor Deinem Blick? Weicht er Deinen Augen aus, oder reagiert er auf Angucken sofort mit Lecken oder - jetzt später - mit Aggression?
Dann: Blick meiden! Nicht schimpfen! Überhaupt nicht beuteln! Sicherheit geben!
Lass den Köti an Dir lecken wie er will, straf das nicht nicht ab, das geht irgendwann weg. Lob ihn und kuschel ihn zurück. Das Leckbedürfnis am lebenden Objekt steht ja für Zärtlichkeit.
Gleichzeitig würde ich unbedingt gucken, ob der Hund nicht ein Defizit an normalen Mineralien hat. Der Tierarzt kann Dir sicher ein Multi-Präparat empfehlen. Die Verköstigung in Ossiheimen ist nun nicht mal die Beste.
Und dann, wenn Du ihn angenommen und Deinen Frieden mit ihm geschlossen hast, wird er Dich nicht warten lassen. - Der Kurze wartet ja nur auf Dich!
In diesem Sinne stimme ich auch Sanfter Riese zu:
Nämlich diese besagten Zauberworte und die heißen net, NEIN, PFUI und AUS!
Sondern Geduld, Ausdauer und Liebe!
Lieben Gruß,
Geli