Hallo Benedikt,
ich denke, daß in unserer heutigen, stark besiedelten und zersiedelten Kulturlandschaft nicht mehr die Möglichkeit besteht, flächendeckend große Raubwildarten einzubürgern. Dazu sind die Waldgebiete einfach zu klein und zu durchsetzt mit Dörfern, Straßen, Städten etc.
Und wenn z.B. ein Luchs die Wahl hat, ein Reh mühsam zu erjagen oder ein Schaf aus einer eingezäunten Fläche zu "ernten" wird er sich bestimmt für den weniger mühsamen Weg entscheiden...
Es wäre utopisch, wollte man zu einer sich selbst regulierenden Natur zurück.
Hinzu kommt, daß das Nahrungsangebot für Wildschwein, Reh & Co einfach gigantisch ist, schließlich sind über 50 % der Fläche der Bundesrepublik landwirtschaflich genutzte Flächen (Wälder machen immerhin noch knapp 30 % aus).
Das bedeutet, daß bei fehlender Bejagung die Tiere ungestört in die Felder einfallen könnten. Eine Populationsregulierung über das Nahrungsangebot fällt damit weg. Von den finanziellen Kosten und Schäden in der Landwirtschaft ganz zu schweigen.
Das Ergebnis wäre damit eine Überpopulation. Kommen zuviele Tiere auf zu engem Raum zusammen bietet das wiederum eine größere Anfälligkeit für verschiedene Seuchen. Bei den Wildschweinen z.B. die Schweinepest, die nur zu leicht auch auf die Viehbestände übergreift.
Ob das so das gelbe vom Ei ist?
Und die erkrankten Tiere verrecken langsam vor sich hin...
Der Fuchs könnte sich ebenfalls ungehindert ausbreiten, auch er findet auf den Feldern (Mäuse!) und vor allem auch in besiedelten Gebieten, wo er sich am Müll gütlich tut mehr als ideale Lebensbedingungen. Auch hier würde die Population immer stärker wachsen. Für Hasen und viele Bodenbrüter wie Rebhuhn, Fasan etc. wäre das das Ende, denn ihre einzige Überlebenschance bei der Jungenaufzucht besteht darin, nicht entdeckt zu werden. Ist das Netz der Füchse aber so dicht, wird kaum ein Huhn oder Hase dem Fuchs entkommen.
Das Ende wäre eine Ausrottung bestimmter Arten bei einem starken Zuwachs von einer anderen.
Eine Seuche, die vor allem den Fuchs schnell befällt ist die Tollwut. Da diese aber auch für andere Tiere und auch den Menschen tödlich ist, wird dagegen geimpft. Dadurch sterben die Füchse aber auch nicht mehr an Tollwut... Was tun? Mit der Impferei aufhören und Vieh- Haustiere und den Menschen der größeren Gefahr einer Infektion aussetzen? Vor allem, wenn sich die Füchse soweit verbreitet haben und allgegenwärtig sind?
Bei überhöhten Wildbeständen würde es mit Sicherheit auch zu noch deutlich mehr Wildunfällen kommen. Unfälle, die oft nicht nur für das Wild sondern auch für die Autoinsassen tödlich oder mit schweren Verletzungen enden können. Und wer kümmert sich um die angefahrenen Tiere, die vielleicht mit drei gebrochenen Beinen sich noch ein paar Meter wegschleppen können und dann langsam verrecken?
Man könnte hier sicherlich noch ewig weiterschreiben, aber ich hoffe, daß auch so deutlich geworden ist, daß es ohne eine sinnvolle Jagd nicht geht.
Die Jagd hat zum Ziel, einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten unter Berücksichtigung der Land- Forst- und Fischereiwirtschaftlichen Interessen.
Und ich möchte auch nochmal betonen, daß grade die Jäger sich auch sehr um den Naturschutz bemühen und auch dort viel Geld einfließen lassen.
Es geht nicht immer nur um den Knochen an der Wand!
Selbstverständlich gibt es auch unter Jägern schwarze Schafe, aber die darf man bitte nicht zum Maßstab nehmen, denn die meisten sind nicht so!
Ich freue mich übrigens auch über jeden Luchs oder Wolf, der in geeigneten! Gebieten wieder in Deutschland ansässig wird. Aber diese Gebiete sind leider selten und reichen definitv nicht für eine bundesweite Verbreitung aus.
Edit: nur noch als persönliche Info über mich: ich bin Jägerin, außerdem halten wir auch verschiedene Tiere (Hühner, Kaninchen, Schafe etc.) in artgerechter Haltung, die wir dann auch gelegentlich schlachten (lassen - bei den Schafen). Wir machen uns also ganz sicherlich auch große Gedanken darüber, wo das Fleisch, das wir essen herkommt...