AW: Unser Cocker kann nicht alleine bleiben
Ach, liebes Hexchen,
es kommt auf jeden fall auch auf den individuellen hund an
Ich weiß das doch. Und ich sehe es ganz genauso!
Ich habe hier einen Idealzustand beschrieben. Irgendwo müssen die Glocken ja hängen, an denen man sich orientieren kann.
Mein zweiter Hund- ein Beagle- konnte überhaupt nie alleine bleiben (aber da war ich auch noch nicht so fit im Training). Die wurde nicht verhaltenskreativ, die
litt bei Alleinsein im Haus wie ein Schwein. Jammerte, schrie, heulte... es war nicht über's Herz zu bringen, sie länger allein zu lassen. Sie hatte auch bald den perfekten Bogen raus, wie sie's vermeiden konnte: Wenn sie sah, dass wir uns anschickten, OHNE sie das Haus zu verlassen, witschte sie beim Öffnen der Haustür zwischen unseren Füßen hindurch und legte sich
unter's Auto.
An Fortfahren war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken.
Kein Schimpfen, kein Locken war dazu geeignet, sie darunter hervorzuholen, bis auf das Zauberwort: "Okay, du darfst mit."
Dafür akzeptierte die Tüpfel das Auto wie eine Hundehütte.
Darin konnte sie klaglos - auch bis zu drei Stunden- allein bleiben.
Natürlich nur, nachdem vorher mit ihr gut gegangen war, Fenster ein bisserl auf, und das Auto verantwortungsvoll im Schatten stand.
Solche Hunde, die zwar nicht zu Hause, aber im Auto allein bleiben können, gibt es auch. Und das Auto ist eine Ausweichmöglichkeit bei genau diesen Kötis.
Dann gibt es Hunde, die gar nicht, selbst im Auto nicht, allein bleiben mögen. Sie sitzen wunderbar im Schatten, die Fenster sind etwas geöffnet, aber sobald Herrli/Frauli sich nur gerade eine Sekunde entfernen, um in den Supermarkt zu gehen, fangen sie schon an, aus tiefster Seele so zu schreien, dass Passanten auf der Stelle den Impuls kriegen, dem "armen" Tier zu helfen, und von jetzt auf gleich die Polizei rufen.
So ist das bei dem kleinen Pudel oben beim uns im Haus. Anett und Horst können ihn weder im Auto zu Einkaufsfahrten mitnehmen, noch zu Hause alleine lassen.*- Er schreit und jault IMMER! Herzzerreissend!
Ich kann nicht recht begreifen, was da bei der "Abnabelung" schiefgegangen ist.
Aber da sie über uns wohnen, gibt es ja immer noch die gute Tante Geli von unten, die, wenn die beiden Übermieter mal etwas konzentriert einkaufen wollen- ohne dass gleich die Streife anrückt - Klein-Charlie ablenkungshalber an die Leine nimmt und mit ihm, zusammen mit Bonnie, einen Spaziergang unternimmt.
Diese Ablenkung und die Bewegung rettet ihn. Anschließend ist er mit Bonnie halbwegs ruhig im Garten, bis seine beiden Rudelführer wieder anrücken.
Vielleicht war er vorher bewegungsmäßig, zu seinem intensiven Trennungschmerz, auch nur unzureichend ausgelastet???
Na, und dann gibt es die "verhaltenskreativen".
Die jammern nicht, aber die beschäftigen sich selbsttätig. Sie sind von ihrer inneren Haltung besser dran, als die "Jammerer", denn sie können ihrem augenblicklichen - oh, so schrecklich alleingelassenenem - Schicksal von sich aus etwas entgegensetzen.
Das ist auch ein Zeichen von seelischer Gesundheit, okay?
Dazu gehörte die junge Bonnie im Prinzip auch.
Wenn sie vor meinem Weggehen nicht genügend ausgelastet war, hat sie dann so feine Sachen gemacht, wie: "Wow, da ist ja Fraulis Wollkörbchen mit dem Strickzeug. Und all diese entzückenden Wollkäuel! -Woll'n wir doch mal damit Stolperfäden durch die ganze Wohnung spannen!
Hat Paul tatsächlich diese wunderbaren Plastik-Sprudel-Flaschen vor seinem Bett liegengelassen? Doch wohl nur, damit ich sie jetzt durch die ganze Wohnung treibe und dabei zerbeisse!"
Aber die Verhaltenskreativen sind innerlich gesünder als die Weiner und die Schreier. Sie finden selbst ein Ventil für ihre innere Anspannung.
Ich wäre erst dann besorgt, wenn einsames Hundi anfangen würde, Möbel und Wände anzunagen. Das grenzt - bei einem Hund, der z.B. schon seit Wochen aus dem Tierheim raus ist - für mich schon wieder an Hospitalismus. Das ist nicht mehr kreativ, das empfinde ich eher als Hilferuf.
Einen lieben Gruß,
Geli :blume2: