AW: Neuer Pflegehund
Hallo liebe Leute, :blume2:
nachdem ich kaum noch dazu komme hier zu schreiben, wird es doch Zeit, jetzt mal das Ende der Tinogeschichte zu erzählen.
Es ist jetzt schon 6 Wochen her, da rief mich Regina, die Tierschutzfrau, über die ich Tino habe, abends an. Es hätten sich neue Leute für Tino gemeldet, ob die was wären wusste sie nicht, sie könnten jedenfalls nicht mit Computern umgehen, von daher keine mails schreiben, aber sie wären nur ca 60 km von mir entfernt und sie würden sich freuen, wenn ich sie noch an diesem Abend zurückrufen würde.
Dies versprochen - dies getan.
Ich hatte Frau Hannelore Meister ( ich nenne sie mal so) aus Mülheim am Apparat. Sie ist Ende 50, wie ihr Mann im Vorruhestand.
Sie erzählte folgendes: " Ja, also, hmm... wir haben heute Tinos Bild im Internet gesehen, und hmmm, da dachten wir...na, wir dachten: Das ist unser Hund! Ich weiß, das klingt jetzt etwas seltsam", fuhr sie eilig fort, " aber die Sache ist so: Wir suchen nämlich schon seit zwei Jahren nach einem Hund, der aussieht wie Tino! Wir waren schon in so vielen Tierheimen, das kann ich Ihnen gar nicht sagen! Und hinterher immer wieder diese Enttäuschung!
Wir suchen so einen Hund, denn wir fahren seit Jahren in ein Appartement an der Nordsee, und die Besitzerin hat so einen, der sieht ganz genauso aus.
Fussel heißt der. Und Fussel hat sich uns seit Jahren angeschlossen. Was lieben wir diesen Hund! Die Besitzerin wollte ihn uns schon schenken, aber der Fussel ist ja 15, ich meine, so einen alten Hund darf man nicht mehr verpflanzen. Und erst recht nicht, wenn der da den ganzen Tag frei rumstromert auf einem riesigen Gelände, in allen Häusern besuchen geht, an den Strand läuft, und wir hier in Mülheim nur den kleinen Garten haben.
Also, wir suchen seit zwei Jahren so einen Hund. Und jetzt hat uns unser erwachsener Sohn die letzte Woche einen Computer mit Internetanschluss geschenkt und angebastelt - und da haben wir gegoogelt. Erst haben wir geguckt unter Golden Retriever x Collie, denn das soll Fussel sein; Sie wissen schon, diese holländischen Goldies, die so rötlich sind.
Aber da haben wir nix gefunden. Jetzt hat der Fussel auch noch so einen aufgedrehten Spitzschwanz, und da habe ich heute zu meinem Mann, dem Willi, gesagt: "Guck doch mal unter Spitzmischling!" Na, und da war Tino! Das ist unser Hund!"
"Ahh -ja," meinte ich überrascht. Eine halbe Minute Schweigen fiel, dann sprach sie weiter. "Also, der Fussel, das ist nun kein einfacher Hund, das ist ein Rabauke. Andere Hunde bellt er gewaltig an, hören tut er nicht immer, er gräbt ständig Löcher und fängt Mäuse. Ohne sein Einverständnis darf keiner da bei den Appartements eine Tür passieren! - Und er ist doch sooo ein Goldschatz!"
Noch war ich skeptisch. Noch dachte ich, so ein Retriever-Colliemischling ist doch sehr viel größer als mein Spitz, der klar, auch ganz viel von diesen holländischen roten Goldie in sich hat.
Noch wiegelte ich die Begeisterung vorsichtig ab, erzählte auch, wie schwierig Tino mitunter war. Die liebe Lore ließ das völlig kalt. Nichts konnte sie abschrecken.
Wir verabredeten ein Programm, nachdem das Ehepaar so oft und so lange zu mir komme sollte, zunächst mit mir und Tino, dann mit Tino alleine Freizeitaktivitäten unternehmen sollte, bis es zwischen ihnen und Tino gefunkt hätte, sie sich ihrer Wahl absolut sicher waren, und der Hund selber mitgehen wollte.
Sie kamen zum ersten Mal an einem Mittwochnachmittag. Ich hatte Bonnie und Tino gesagt, dass wir Besuch erwarten, und beide lungerten schon aufgeregt vor dem Törchen. Als sie dann aus dem Auto stiegen und nahekamen, habe ich sie in den höchsten Tönen den Hunden gegenüber angekündigt und gelobt, um Tinos wache Verteidigungsbereitschaft zu brechen.
Lore und Willi flöteten ebenso süß, und es funktionierte: beide Hunde begrüßten sie wie liebe Bekannte. Der an Türen und Törchen mitunter sehr argwöhnische Tino vergaß seinen Argwohn, ging im Stand auf die Hínterbeine und legte Lore zärtlich seine Pfötchen auf die ausgestreckten Hände, während sein Kopf sich danach an ihren Bauch kuschelte.
Frau Meister kamen die Tränen. "Das ist unser Hund!" flüsterte sie.
Im Haus, am Kaffeetisch, zeigte sie mir Fotos von Fussel, der tatsächlich genau aussieht wie Tino, gut, etwas heller an der Brust. Ich konnte es fast nicht glauben. Und dieser Fussel, er hatte ganz ähnliche Macken wie Tino, so dass sie fast alle kannten!
Schon auf dem ersten Spaziergang schloss sich Tino Willi ganz stark an, Lore liebte er auch, aber Willi war eindeutig sein Mann. Tino hörte bei beiden auf's Wort, bei Willi aber mit einer Freude, die nicht zu übersehen war.
Er wollte gefallen!
Zurück im Haus war Lore traurig. " Er ist dein Hund!" sagte sie ihrem Willi.
"Er liebt dich!" Wie als hätte es Tino gehört, ging er zu ihr hin und drängte seinen Kopf zärtlich zwischen ihre Knie. Rieb ihn daran, schaute sie an, reichte das Pfötchen!!!!! Sie streichelte ihn entzückt.
Herr Meister legte lächelnd den Arm um seine Frau: " Ich finde, Tino hat eine gute Entscheidung getroffen. Außerhalb des Hauses ist er mein Hund - drinnen ist er deiner."
Nun kam Lores Stunde. Sie schäkerte mit Tino, ließ ihn sitzen, leckerte ihn, ließ ihn Platz machen - und als sie gehen wollte sprang er hinter ihnen her - ins Auto.
"Es ist noch zu früh," sagten Willi und ich. " Kommt lieber noch mal wieder und geht mit Tino alleine, und danach nehmt ihr ihn mit" , meinte ich. Inzwischen sagten wir Du.
Es folgten zig Telefongespräche und mails über alles Wissenswerte, was den Hund betraf. Über sein allergisches Reagieren auf EG-Zusatzstoffe und wie man futterseits am besten damit umgeht; über das was er an Verhalten bereits kann und das, was er noch nicht kann.
Eine Woche später gingen sie alleine mit Tino spazieren. Nach dem Kaffeetrinken sprang er zu ihnen ins Auto und fuhr an mir vorbei, ohne mir einen Blick zu schenken, als habe es mich nie gegeben.
Das war, weil er sich der Zukunft öffnete.
Er war dann schon etwas traurig und unsicher. Lore rief an dem Tag noch dreimal an und sagte: " Hör mal, der Schwanz hängt!" "Lenkt ihn ab!" meinte ich. " Geht mit ihm raus, spielt mit ihm, gebt ihm leckeres zu fressen! Füttert ihn mit der Hand, lasst ihn sitzen dabei - das bindet! Morgen wird es schon besser sein! - Ach, und du hast ihm doch die Bachblüten gegen Umstellung gegeben?" " Natürlich!" sagte Lore.
Eine Woche ließen sie ihn nicht von der Leine. Dann stand auch mein Kontrollbesuch bei ihnen an, zu dem sie mich mich dem Auto abholten und später wieder zurückbrachten, weil ich schlecht beim Autofahren auf längeren Strecken gucken kann.
Ich zeigte ihnen noch mal das Abrufen mit den einzelnen Signalen , die ich anwende, es ging absolut problemlos.
Seitdem läuft Tino bei ihnen frei und sie gehen sogar gemütlich mit ihm joggen. Wenn er sich beim Graben nach Mäusen schmutzig macht, und Lore wegen der Lehmpfoten schon nicht mehr recht weiß was tun, springt Köti in den nächsten Bach und macht sich sauber. So wird das Vertrauen immer größer.
Der kleine Kerl aus der maltesischen Auffangstation hat ein Schlafkörbchen neben ihren Betten, eines im Wohnzimmer, eine Couch für sich, ein weiches Fell unter dem Küchentisch. Er hat Spielsachen, mit denen sie mit ihm spielen. Er bekommt eine Kost aus 1/3 Dose/Trofu, 1/3 barf und 1/3 Selbstgekochtem.
Nie bleibt er allein, er wird immer mitgenommen.
Lore und Willi freuen sich über den Hund, als sei er ihr eigenes Kind.
Und in diesem Vertrauen hat er noch mehr seiner anfänglich schlechten, schwierigen Eigenschaften abgelegt.
Ich habe schon viel erreicht bei ihm, Lore und Willi sind mir da in guter Spur gefolgt.
Gestern rief Lore wieder an, nachdem sie jetzt ihre gesetzlich vorgeschriebene Hundeprüfung mit null Fehlern bestanden haben, und Tino das erste Mal in einer Tierarztpraxis geimpft wurde - und zwar ohne zu beissen.
Lore sagte: "Wir lieben Tino so sehr! Es ist, als hätte er immer zu uns gehört! Alle Leute, die ihn sehen - sie lachen!
Hinter seiner früheren Fassade steckt ja so ein Goldschatz! Wenn er manchmal - selten noch - bös knurrt, sagen wir einschmeichelnd: "Wie brummt der Teddy?" - Und dann schaltet der um in Spielknurren! Die Spannung ist dann raus!
Mensch, Geli, wie kann man nur mit einem Hund soviel Glück haben wie wir?"
Ich sage Gute Nacht für heute.
Alles Liebe,
Geli