Ich war ja auch ewig nicht mehr hier....
Mir geht es gut, danke!
Zwischendrin habe ich einige Jahre im Dortmund gewohnt und habe meine demenzkranke Mama bis zu ihrem Tod gepflegt. 2015 bin ich nach Warburg umgezogen.
Dort war die artige, sehr wohlerzogene Bonnie nicht gut gelitten!
Ich habe ihretwegen 5 Anzeigen kassiert!
Ich muss jetzt mal ein bissi ausholen, ich hoffe, es ist okay?
Jedenfalls, zunächst ging es um's Freilaufen.
Bonnie ging ja an der Straße frei bei Fuß, reagierte auf winzige Handzeichen, und trug dabei ihre rote Flexileine im Maul. Ich konnte so mit ihr problemlos über den überfüllten Dortmunder Weihnachtsmarkt laufen!
Ich habe gedacht, alle Leute in Warburg müssten mich um diesen Hund beneiden, na, das Gegenteil war der Fall!
Für meinen älteren Nachbarn bedeutete ihr freies Gehen Angst und Schrecken! Zudem hatte er Kaninchen, deshalb fürchtete er ständig, der unangeleinte Hund könne in seinen Garten eindringen und die Kannchen reissen. Zum dritten hatte er Enkel. Die spielten in seiner Einfahrt, neben meinem Garten, mit dem Ball. Bonnie saß aufmerksam hinter der niedrigen Ligusterecker und beobachtete jeden Wurf. Wie gerne wäre sie zu den Kindern hinübergehüpft und hätte mitgespielt! Der Nachbar fühlte sich durch die Blicke des Hundes belästigt. Sicher würde sie gleich hinüberspringen und die Enkel beissen! So folgte Anzeige auf Anzeige. - Obwohl gar nichts geschah!
Nun, die Kinder wurden vor der blonden Labbihündin gewarnt! Sie waren damals 7, 8 und 9. Und wenn wir spazierengingen, der Familie begegneten, Bonnie ihre Leine oder einen Ball im Maul trug, begannen die Kinder zu weinen und verkrochen sich hinter den Beinen ihrer Erwachsenen.
Bonnie begriff überhaupt nicht, wieso sie auf einmal ein 'böser' Hund sein sollte, und ihr von ihrer nächsten Umgebung nur Ablehnung begegnete.
In Dortmund wohnten wir neben einer Grundschule, zu der auch meine Nichten, anfangs 6 und 7, gingen. Ab mittags 12 hatte ich die Kinder regelmäßig im Garten, zusammen mit deren Schulfreund*innen, um mit Bonnie und Tino zu spielen, Schnecken im Garten zu sammeln, Marienkäfer anzuschauen, deren Larven zu bestaunen, oder bei mir im Haus zu malen und zu zeichnen. Zwei Jahre später konnten sie schon allein mit den Hunden ins angrenzende Naturschutzgebiet gehen, und sie wetteiferten miteinander, wer zunächst welchen Hund an der Leine führen durfte, schätzten ein, wann genau die Hunde losgemacht wurden, damit sie den geworfenen Bällen hinterher springen und sie zurückbringen konnten.
Diese Zeit war ein wahrlich glückliches Paradies für Kinder und Hunde.
Deshalb habe ich Bonnie zwei Jahre vor ihrem Tod meinen Nichten gegeben.
Es sind nicht meine echten Nichten, ihre Mutter, Doro, ist meine Cousine. In Dortmund wohnten wir drei Häuser voneinander entfernt und es bestand guter familiärer Kontakt. Schon damals hat mich meine Cousine immer wieder gefragt, ob ich ihnen Bonnie nicht ganz überlassen könnte. Ich habe abgelehnt.
Aber nachdem Bonnie in Warburg so gut wie keine Chance auf Kinderliebe und Akzeptanz hatte, auch selbst nicht wirklich innerlich damit klar kam, habe ich es meiner Familie angeboten.
Für mich war es schwer. Es tat mir weh.
Inzwischen war meine Cousine Doro von Dortmund ins Münsterland umgezogen. Die Nichten haben dort ein Pferdchen und ein Pony, mit denen sie ausreiten.
Ich habe Bonnie mit Zug und Bus hingebracht.
Als der Bus hielt, und Bonnie die Kinder an der Haltestelle sah, gab es für sie nur eins: einen riesigen Sprung zu ihnen hin!
Oh, die Freude, die so gute Freude!
Mir selbst tat es so weh!
Auch, wie leicht Bonnie ihr neues Zuhause annahm!
Es gibt so einen ganz bestimmten Blick bei (gerade auch jungen, neuen ) Hunden, ich glaube, ich habe in diesem Forum schon mal darüber geschrieben, ich weiß allerdings nicht wo. Dieser Blick, in seiner stillen Intensität heißt: "Dich, Mensch, nehme ich jetzt an!
Du wirst mein Zuhause und meine Zukunft sein!"
Nachdem mich meine Familie abgeholt hatte, fuhren wir in Doros Wagen noch kurz zu einem Laden, einkaufen.
Bonnie und ich warteten im Auto. Aber als Doro und die Kinder aus dem Laden kamen, sah ich neben mir Bonnies Blick, der ihnen gerichtet war. Diesen tiefen, prüfenden, ganz besonderen Blick, der besagte: "Ihr seid jetzt meine Familie! Zu euch gehöre ich! Bei euch werde ich sehr gerne bleiben!"
Huch, das tat mir noch mal sooo weh.
Aber die Entscheidung war richtig. Wir sind ja Familie, Doro hat die Nichten mitsamt Bonnie immer wieder zu mir gebracht, wir haben uns immer wieder wochenweise gesehen.
Geli