Angelika-Marie
Sehr aktives Mitglied
AW: Habe ein Problem mit meinem Hund
Hi, Sicolino,
nochmal ich.
Mich erinnert diese "Sturheit" - die keine ist, sondern Anzeichen von etwas anderem - an einen gestörten Neufundländer, den sich ein Freund von mir aus dem Tierheim geholt hatte, und der hinterher als Pflegehund bei mir landete.
Das anfängliche Problem was mein Freund Karl mit ihm hatte, war, dass der Hund durch nichts, auch nur zu irgendwas zu motivieren war. Selbst beim Spazierengehen konnte Karl den Hund eigentlich nur hinter sich herschleppen.
Zwar fraß er, war aber ansonsten unbeteidigt, "bockig" wie Karl das nannte, bellte auch nicht, sagte keinen Pieps.
Ging in dem kleinen Häuschen in dem Karl mit seiner Freundin wohnte, dort auch ums Verrecken nicht die steile Treppe hoch und musste somit im kalten, zugigen Eingangsflur leben.
Das Verhalten änderte sich an dem Tag, als mein Freund ihn zum ersten Mal mit in meine damalige Werksatt mitbrachte, eigentlich nur, um ihn mir mal zu zeigen.
Meine damalige Werkstatt war zweistöckig, und da der Hund keine Treppen ging, musste er nach Besichtigung und Begrüßung in der unteren Halle bleiben, wo jetzt gerade nicht gesägt und geschliffen wurde - alle Leute waren oben beim Malen.
Naja, und nachdem er etwa eine halbe Stunde allein gewesen war, begann der Hund plötzlich zu bellen. Es war ein ganz merkwürdiges Bellen, was zunächst wie "eingerostet" klang, aber dann auch merkwürdig blieb: Es zeigte keinerlei Emotionen, es war ein lautes, monotones Wuff - Wuff - Wuff in ganz regelmäßigen Abständen, es wirkte völlig mechanisch. Als würde eine Uhr "bellen" oder ein Metronom.
Ich bin dann runtergegangen und fand auch bald die Ursache des Bellens:
Der Hund fixierte einen alten Fußball, den er unter einer Werkbank erspäht hatte. Na, den habe ich natürlich, ihm freundlich zuschwätzend, rausgeholt, und sobald ich damit stand, sprang der Hund mich an und biss mich in die Hand!
Das war kein schlimmer Biss, ein Kratzer halt. Der Ball fiel jedenfalls runter, der Hund sprang energisch hinterher.
Na - und das war der Beginn des Durchbruch's! Ich hätt ja schreien können! Ihn schimpfen können! - Ich tat's aber in dieser Situation - bis auf ein deutliches "Au" nicht.
Sobald er nun den Ball hatte, spielte er ihn mir mit den Pfoten auffordernd wieder zu. Wollte ich ihn aufnehmen, um ihn zu werfen, reagierte der Hund mit Schnappen.
So kam ich in dem Zusammenhang auf die einzig vernünftige Idee: Ich habe mit dem Hund Fußball gespielt. Und das ging wunderbar! Er verfolgte freudig den Ball und trieb ihn meinen Füßen wieder zu.
Und damit hatte ich den Köter am Hals.
Durch dieses Spiel war er natürlich keineswegs in Ordnung, aber es hatte eine Tür zu seinem Inneren aufgestoßen.
Karl war völlig begeistert über die Veränderung seines Wuffs, und beschloss, die Nacht mal bei mir zu verbringen, ob sich vielleicht noch weitere Wunder täten.
So kam der Neufi zu mir nach Hause, und die Nacht war eine der nervigsten meines Lebens. Dieser Hund, der gerade das Bellen für sich wiedergefunden hatte - nachdem er eine unbekannte Zeit völlig still war - hat fast NUR gebellt. Monoton, laut, emotionslos - wie ein Automat.
Aber sein Bellen war wieder zielgerichtet. Ich hatte ihm beim Eintreten aus dem Küchenschrank Zwieback als Leckerlie gegeben, jetzt saß er nur noch vor dem Küchenschrank und fordete durch sein lautes Bellen: Noch mehr davon!
Und wenn man sich dem "Köter" verweigerte - weil, irgendwann muss es ja auch mal gut sein - ging er ins Wohnzimmer, klaute sich ein Kissen, begann darauf herumzukauen und dabei herzzerreissend zu weinen.
Das war, wie als würde er nach langer Stumpfheit "auftauen". In diesen Phasen war nach kurzer Zeit der umgebende Teppich und das jeweilige Kissen richtig nass.
Hermann hieß der Neufi. Karl konnte mit dem "aufgetauten" Neufi noch viel weniger anfangen als mit dem "stumpfen", und da Hermann auf mich jedenfalls deutlich mehr hörte als auf Karl, landete er nach einer weiteren Woche im zugigen Eingangsflur bei mir.
Der Hermann ist mit Sicherheit völlig anders als Dein Kenai - aber , was ich sagen will: Du brauchst das Zauberwort. Oder die Zaubersituation. Um ihm die Türabneigung und vielleicht noch andere Abneigungen zu nehmen.
Und dazu braucht es ein "Hineinfühlen" in den Hund.
Spür und fühle und beobachte und setze auch Grenzen. Aber spür und fühle zuerst.
Ködere ihn - probiere alles aus, was an Spielmöglichkeiten zur Verfügung steht - versuche ihn zu "kriegen". Und wenn Du sein Vertrauen hast, was auch darauf beruht, dass DU ihn verstehst, dann geht's weiter.
Liebe Grüße,
Geli:blume2:
Hi, Sicolino,
nochmal ich.
Mich erinnert diese "Sturheit" - die keine ist, sondern Anzeichen von etwas anderem - an einen gestörten Neufundländer, den sich ein Freund von mir aus dem Tierheim geholt hatte, und der hinterher als Pflegehund bei mir landete.
Das anfängliche Problem was mein Freund Karl mit ihm hatte, war, dass der Hund durch nichts, auch nur zu irgendwas zu motivieren war. Selbst beim Spazierengehen konnte Karl den Hund eigentlich nur hinter sich herschleppen.
Zwar fraß er, war aber ansonsten unbeteidigt, "bockig" wie Karl das nannte, bellte auch nicht, sagte keinen Pieps.
Ging in dem kleinen Häuschen in dem Karl mit seiner Freundin wohnte, dort auch ums Verrecken nicht die steile Treppe hoch und musste somit im kalten, zugigen Eingangsflur leben.
Das Verhalten änderte sich an dem Tag, als mein Freund ihn zum ersten Mal mit in meine damalige Werksatt mitbrachte, eigentlich nur, um ihn mir mal zu zeigen.
Meine damalige Werkstatt war zweistöckig, und da der Hund keine Treppen ging, musste er nach Besichtigung und Begrüßung in der unteren Halle bleiben, wo jetzt gerade nicht gesägt und geschliffen wurde - alle Leute waren oben beim Malen.
Naja, und nachdem er etwa eine halbe Stunde allein gewesen war, begann der Hund plötzlich zu bellen. Es war ein ganz merkwürdiges Bellen, was zunächst wie "eingerostet" klang, aber dann auch merkwürdig blieb: Es zeigte keinerlei Emotionen, es war ein lautes, monotones Wuff - Wuff - Wuff in ganz regelmäßigen Abständen, es wirkte völlig mechanisch. Als würde eine Uhr "bellen" oder ein Metronom.
Ich bin dann runtergegangen und fand auch bald die Ursache des Bellens:
Der Hund fixierte einen alten Fußball, den er unter einer Werkbank erspäht hatte. Na, den habe ich natürlich, ihm freundlich zuschwätzend, rausgeholt, und sobald ich damit stand, sprang der Hund mich an und biss mich in die Hand!
Das war kein schlimmer Biss, ein Kratzer halt. Der Ball fiel jedenfalls runter, der Hund sprang energisch hinterher.
Na - und das war der Beginn des Durchbruch's! Ich hätt ja schreien können! Ihn schimpfen können! - Ich tat's aber in dieser Situation - bis auf ein deutliches "Au" nicht.
Sobald er nun den Ball hatte, spielte er ihn mir mit den Pfoten auffordernd wieder zu. Wollte ich ihn aufnehmen, um ihn zu werfen, reagierte der Hund mit Schnappen.
So kam ich in dem Zusammenhang auf die einzig vernünftige Idee: Ich habe mit dem Hund Fußball gespielt. Und das ging wunderbar! Er verfolgte freudig den Ball und trieb ihn meinen Füßen wieder zu.
Und damit hatte ich den Köter am Hals.
Durch dieses Spiel war er natürlich keineswegs in Ordnung, aber es hatte eine Tür zu seinem Inneren aufgestoßen.
Karl war völlig begeistert über die Veränderung seines Wuffs, und beschloss, die Nacht mal bei mir zu verbringen, ob sich vielleicht noch weitere Wunder täten.
So kam der Neufi zu mir nach Hause, und die Nacht war eine der nervigsten meines Lebens. Dieser Hund, der gerade das Bellen für sich wiedergefunden hatte - nachdem er eine unbekannte Zeit völlig still war - hat fast NUR gebellt. Monoton, laut, emotionslos - wie ein Automat.
Aber sein Bellen war wieder zielgerichtet. Ich hatte ihm beim Eintreten aus dem Küchenschrank Zwieback als Leckerlie gegeben, jetzt saß er nur noch vor dem Küchenschrank und fordete durch sein lautes Bellen: Noch mehr davon!
Und wenn man sich dem "Köter" verweigerte - weil, irgendwann muss es ja auch mal gut sein - ging er ins Wohnzimmer, klaute sich ein Kissen, begann darauf herumzukauen und dabei herzzerreissend zu weinen.
Das war, wie als würde er nach langer Stumpfheit "auftauen". In diesen Phasen war nach kurzer Zeit der umgebende Teppich und das jeweilige Kissen richtig nass.
Hermann hieß der Neufi. Karl konnte mit dem "aufgetauten" Neufi noch viel weniger anfangen als mit dem "stumpfen", und da Hermann auf mich jedenfalls deutlich mehr hörte als auf Karl, landete er nach einer weiteren Woche im zugigen Eingangsflur bei mir.
Der Hermann ist mit Sicherheit völlig anders als Dein Kenai - aber , was ich sagen will: Du brauchst das Zauberwort. Oder die Zaubersituation. Um ihm die Türabneigung und vielleicht noch andere Abneigungen zu nehmen.
Und dazu braucht es ein "Hineinfühlen" in den Hund.
Spür und fühle und beobachte und setze auch Grenzen. Aber spür und fühle zuerst.
Ködere ihn - probiere alles aus, was an Spielmöglichkeiten zur Verfügung steht - versuche ihn zu "kriegen". Und wenn Du sein Vertrauen hast, was auch darauf beruht, dass DU ihn verstehst, dann geht's weiter.
Liebe Grüße,
Geli:blume2: