AW: hund am land
Hallo Biene,
wir wohnen mitten am land, hier gibt es weder einen gehsteig, noch strassenbeleuchtung.
Die gleiche Situation haben wir - hier bei uns - auch. Okay, im Dorf gibt es natürlich Bürgersteige, aber dort wo ich wohne und um den Ort herum sind viele Straßen ohne Gehsteig, schmal, und nachts dunkel.
Jetzt mal von Anfang an und der Reihe nach:
Du brauchst einen Zaun, um deinen Hund im Garten laufenlassen zu können.
Da es sich zunächst aber noch um einen Welpen von vielleicht 10 Wochen handelt, brauchst Du
noch keine riesige, 1,20 m hohe Umzäunung um eine große Fläche anzubringen.
Es gibt im Baumarkt oben hübsch gebogenen, grünen, recht festen Drahtzaun als Rollenware, unten hat er Spieße, und man kann ihn in die Erde stecken. Wenn Du so eine Rolle in der Höhe von 1m kaufst und halbrund um Deinen Eingang verspannst, hat Welpi schon mal einen ersten Auslauf.
Die Mischung die Du angibst: Berner Sennenhündin, der Vater ein mix zwischen Berner und Labrador, braucht später einen höheren Zaun, da ist 1,20 sicher okay.
Gute Erziehung vorausgesetzt, könnt Ihr es auch mit einem normalen Jägerzaun versuchen. Mit etwas Intelligenz meiden sie nämlich die Spitzen.
Freunde von mir aus der Nachbarschaft, mit einem Bernersenn, haben um ihren Garten eine hohe Hecke gepflanzt, und für die Anfangszeit unten leichten Maschendraht verspannt. Nun ist der Maschendraht eingewachsen, und Hund kann weder unten herauskriechen noch oben drüberspringen.
Du könntest zum Beispiel Teile des Gartens erst mit dem Steckzaun abtrennen, während anderswo bereits die Hecke wächst. So kannst Du dann Stück um Stück mehr Platz hinzugeben.
Andere Freunde von mir, mit einem großen Bernersennmischling , die in Österreich in einem kleinen Dorf wohnen, haben - bis auf die Begleithundeprüfung - gar nichts gemacht. Da dort kaum Autos fahren, läuft Pico, wie alle anderen Hunde, im Ort völlig frei, bleibt aber in der Regel in der Nähe des Hauses. Er ist gut erzogen; darüber hinaus er jagt nicht.
Das Einzige was sie ihm bezüglich der Straßen beigebracht haben, ist ordentlich Respekt vor Autos und Traktoren.
Jetzt musst Du abschätzen, wie das bei Euch ist. Ich kann mir vorstellen, dass es auch in der Steiermark kleine Orte gibt in denen das geht, und größere, in denen das nicht geht.
Hier, wo ich wohne, geht es nicht. Wenn er vorne aus dem Garten entkäme, würde er sicherlich noch 800 m durch ruhiges Terrain laufen, aber dann kreuzt die Bundesstraße, und da würde er platt gemacht.
Bei einem unkastrierten Rüden in der Wachstumsphase würde ich das nicht wagen.
Aber jetzt kommt der interessantere Teil: Meine Hunde ( Bonnie, Labbimix) und Pflegehund Tino ( kastrierter Spitzmischling) laufen frei an bürgersteiglosen Straßen. Meine letzte Hündin, Labbimixhündin, Lucy, war völlig verkehrssicher.
Es funktioniert über die gute innere Bindung.
Du musst aber anfangs seeehr viel arbeiten und darfst Hund keine Sekunde an der Straße aus der Kontrolle entlassen. Die totale Verkehrssicherheit kommt nicht in einem Jahr, sie kommt bei täglichem Üben nach drei, vier Jahren. Vorher kann Dein Hund immer wieder 'rüberschießen' wollen, und erst recht ein unkastrierter, heranwachsender Rüde.
Wobei ich hier von dem Verkehrsaufkommen in einem kleinen Ort im südlichen NRW spreche, und nicht von einem Winzdorf in Österreich.
Es geht so: Nutze die Anhänglichkeit und Bezogenheit, die Dein Welpe augenblicklich zeigt. Sobald Du das sichere Terrain des Gartens verlässt, und Ihr - bitte - ein Motorengeräusch hört - erklärst Du mit
sehr besorgter Stimme: "Komm bei Fuß! Vorsicht! Hier fahren Autos!"
Hund weiß natürlich nicht, was "bei Fuß" ist, mag weiterlaufen und zerren. Aber sobald ein Auto oder ein Traktor näherkommt, wiederholst Du den besorgten Spruch! Und dann ziehst Du ihn, indem Du ins Halsband greifst, neben Deine Füße. " Vorsichtig! Gefääährlich! Hier fahren Autos! Ja feiin bist du bei Fuß!" Er wird erst wieder freier gelassen, wenn das Ding vorbei ist.
Jeden Tag wiederholen!
So lernt Hund zwar noch nicht bei Fuß zu gehen, aber zumindest bei Fuß zu kommen, bzw dort Sicherheit zu finden.
Vor dem Überqueren von Straßen sagt Du ihm: "Warte ( oder Steh - was für ein Kommando Du auch nimmst), hier fahren die gefährlichen Autos!" Dein Tonfall zeigt Deine Furcht und Dein Mahnen zur Vorsicht an! Hund muss ruhig warten. Erst wenn Du erleichtert mit " und rüber!" freie Bahn gibst, darf Hund mit Dir laufen!
Das reicht für's Erste. Wir haben Welpi jetzt beigebracht, dass Straßen ein nicht ungefährliche Pflaster sind, und er fahrende Autos durch bei Dir bleiben zu meiden hat.
Mit 5, 6 Monaten kannst Du anfangen, das auf sehr ruhigen Straßen ohne Leine zu üben. Du darfst ihn aber während des Übens keine Sekunde aus der inneren Kontrolle entlassen! Du musst genau wissen, dass er kommt, wenn Du "Bei Fuß- Vorsicht Auto!" rufst! Oder Du musst den Autofahrer kennen.
Bonnie hat es extrem schnell gelernt. Ich bekam sie mit 5 Monaten und habe sofort ohne Leine geübt. Sie hatte es nach einigen Mahnungen so verinnerlicht, dass sie selbst im tiefsten Wald, wenn sie die Motoren eines Flugzeuges hörte, sofort bei Fuß kam.
So. Jetzt weiß Hund, dass Motorengeräusch gefährlich ist, und er Deine Nähe aufsuchen soll.
Es ist gut, wenn Du Hund
jetzt schon, mit 10 Wochen, auf ungefährdeten Flächen frei laufen lässt und spielerisch das "Komm" übst. Das nächste ist die Übung der Leinenführigkeit. Wenn er mit 6 Monaten nicht mehr zerrt ( Ausnahme er muss!) und mit 16 nicht wieder, bist Du gut.
Das nächste Kommando bei bürgersteiglosen Straßen ist: "Lauf am Rand!"
Ich habe es mit 8 Monaten begonnen, es braucht aber seine Zeit.
Wir üben es wieder an der Leine. Übungsfeld: Die Straße ist schmal, bürgersteiglos, aber gut befahren. Du erklärst Hund immer wieder, er soll neben Dir rechts am Rand laufen, und hältst ihn auch an kurzer Leine dort.
Er soll nicht "Bei Fuß" laufen, aber ganz rechts am Rand. Du läuft immer innen, wo die Autos fahren. Das ganze "am Rand laufen" untermalst Du mit den "gefährlichen Autos, die dort fahren", den Text kennt er ja schon. Gutes Lob, wenn Hund am Rand bleibt!
Tägliches Wiederholen!
Bald hast Du dann einen Hund, dem Du schon beim Betreten einer
xbeliebigen Straße sagen kannst: "Komm bei Fuß, warte, es kommt ein Auto! " und dann: "Lauf am Rand, es kommt ein Auto!"
Mit den Jahren schleift sich das immer mehr ein.
Hund lernt dabei ferner, Respekt vor Autos zu haben. Wenn ich Bonnie, jetzt vier, einfach laufen lasse ohne irgendwas zu sagen, sehe ich, dass sie die verinnerlichten Kommandos automatisch befolgt. Sie rennt
nicht über Straßen. Sie geht ruhig am Rand. Wenn ein Bürgersteig da ist, bleibt sie auf diesem. Aber wenn sie heiß ist, nehme ich sie vorsichtshalber an die Leine.
Tino hat es ihr in einem Jahr gut abgeguckt. Wenn sie aus dem Garten leinenlos mit mir auf die Straße hinaustreten, sage ich: " Bleibt bei Fuß! Es fahren Autos!" Das tun sie dann. Will ich mit ihnen zu meinem eigenen Wagen gehen, der etwas unterhalb geparkt ist, sage ich: " Lauft am Rand zu unserem Auto!"
Es ist irre, dass die Hunde zwischen: "Es fahren Autos!" und "zu unserem Auto!" differenzieren können. Sie können es aber.
Also üb' und lass langsam gehen. Es geht nicht von heute auf morgen!
Lieben Gruß,
Geli :blume2: