AW: Mein Welpe will mir nicht folgen
Jetzt will ich auch noch mal mitsenfen, weil mich ärgert, wie hier gestritten wird.
Ich gebe BRCLM recht, dass es in der Beziehung zwischen Mensch und Hund kein "Alpha" gibt, was sich auf den einen oder anderen bezöge.
Denn es geht nicht um "Alpha", sondern um soziale Strukturen zwischen den beiden, die bestenfalls von gegenseitiger Achtung geprägt sind, so dass der Hund dem Menschen aus Anerkenntnis seiner sozialen Stärke ( inkl. seines Verständnisses) von sich aus folgen will. Seelisch gesunder Hund hat vertrauensvoll begriffen, dass das was "Mensch" von ihm will, gut für ihn ist und meisten zu für ihn freudigen Situationen führt. Deshalb übernimmt er das gewünschte Verhalten in seinen Regelkanon. Da haben wir dann eine gute Bindung, und Hund akzeptiert und bewundert den Menschen als Rudelführer.
Honey schreibt: "Es gibt Hunde, die sich über den Menschen zum Rudelführer aufschwingen."
Das sind dann die Viecher, die Herrchen nicht mehr auf seine eigene Couch lassen und ihm öffentlich ans Bein pinkeln.
Das hat auch nix mit "Alpha" zu tun, sondern existiert, weil der Mensch zu allererst versäumt hat, sich dem Hund als guter, zu achtender Gefährte zu zeigen. Mensch hat zuerst etwas falsch gemacht, indem er die Signale des Hundes nicht erkannte. Er hat den Hund so gründlich missverstanden, dass Hund die Achtung vor ihm verloren hat.
Manche Hunde müssen halt ( nach der stressfreien Babyzeit) von vorn herein ( neben allem Spaß und aller Nettigkeit) auch deutliche Worte und klare Befehle hören, damit sie sich orientieren können und somit die Achtung behalten.
Es geht also zwischen Hund und Mensch um Verständnis für die Signale des anderen, Erkenntnis, was sie bedeuten und wie sie gehändelt gehören, daraus folgt ein gutes soziales Zusammenleben.
DENN: Auch im Wolfs- oder freilebenden Hunderudel findet man nicht den stärksten und übermutigsten, den kampflustigsten und aggressivsten "Alpha"- Köti an der Spitze des Rudels als Rudelführer , sondern den Hund/die Hündin, die die größte soziale Kompetenz besitzt ( siehe Gunther Bloch: "Der Wolf im Hundepelz" und "Die Pizzahunde").
Es ist das Tier, was in der Lage ist, die frechen Jungrüden Kraft Autorität in die Schranken zu verweisen und gleichzeitig die schwächeren Rudelmitglieder zu schützen und zu stärken. Allein ein solches Tier hat die soziale Kraft ein Rudel zu leiten.
*********
Einschub:
BRCLM, Du brauchst nicht weiter auf den Alphahunden rumzureiten ( habe gerade gelesen, das Du jetzt auch damit aufhörst - Danke!), denn ich habe keinen Beitrag entdeckt, der Deine verteidigenden Aussagen dazu nötig macht. Niemand hat davon gesprochen, dass ein zänkischer Hund automatisch ein "Alphatier" ist. Danke aber für die Buchempfehlungen!
Ich finde auch, Honey, dass absolut kein Grund besteht auf Kindererziehung anzuspringen und mit "antiautoritärer Erziehungssackgasse" zurückzuschlagen. Das ist unterstellend und für mich nicht in Ordnung.
Einschub Ende.
********
Huhu Calotchro,
mit 10 Wochen liegt ein Hundekind eigentlich noch lange tagsüber und auch nachts im warmen Welpenkorb, sicher geborgen bei seiner Mama.
Die Zeit des " alleine-rausgehens" ist eigentlich noch gar nicht angebrochen.
Wenn das Haus verlassen wird, dann mit Mama, von der man sich bald situativ mal etwas weiter entfernen kann, zumindest hat man aber immer noch seine Mitwelpen um sich ( z.B. wenn Mama im freilebenden Rudel jagen geht), also, die vertraute Familie bleibt und auch die Umgebung des Wurfnestes wird von den Welpen nicht groß verlassen.
Heutzutage werden Hunde meines Erachtens viel zu früh verkauft und vermittelt. Eigentlich sollte Dein Hund, den Du jetzt sicherlich ja schon ein, zwei Wochen hast, diese und zwei weitere Wochen noch bei seiner Familie verbracht haben.
Jetzt ist das erste Heim und die family für den Kurzen weg, und er soll schon ganz souverän draussen in bedrohlich fremder Umgebung herumspazieren. Es ist kein Wunder, wenn er das nicht will und sich ängstigt! Mach nur kleine Runden, in immer der gleichen, bald vertrauten Umgebung.
Verlässt Du diese Umgebung, ist es auch nicht falsch, wenn Du Babyhund mit 10 Wochen draussen noch etwas herumträgst. Er kann sich ankuscheln und spürt Deine Körperwärme, die ihm dadurch immer vertrauter wird.
Dadurch erfährt er, dass Du ihn in befremdlichen Situationen annimmst und beschützt. Das Vertrauen zu Dir wird größer.
Zwei Wochen kannst Du das maximal noch machen, dann muss er alleine laufen. Dann ist aber, denke ich, die Bindung auch schon so stark, dass er Dir auch an der Leine vertraut. Dann muss man selbst vorgehen und ihm über Ängstlichkeiten mit eigenem lachenden Schneid hinweghelfen.
Aber augenblicklich zeigt er ja noch ganz deutlich an, dass er das noch nicht kann! Und ich finde, das sollte man einem Babyhund glauben! Der braucht erstmal noch mehr Vertrauen in sich und Dich und in die Sicherheit seiner neuen Draußen-Umgebung. In den zwei Wochen wird er sich - gut geborgen - sehr entwickeln, und dann geht das.
Ach so: Und natürlich seit Ihr in seinen Augen eine Art Rudelmitglied. Er weiß nur noch nicht genau, wo er Euch hinstecken soll. Ein bisschen seit ihr wie Mama - gebt Futter und Wärme -, ein bisschen wie Mitwelpen - könnt spielen...
Er wird Euch auch draußen sein Vertrauen und seine Bewunderung schenken,
und sich von Euch leiten lassen, wenn er nach und nach Eure soziale Kompetenz erfährt ( siehe oben). Wenn er mitkriegt, dass IHR sein Verhalten richtig interpretiert und die richtigen Schlüsse daraus zieht.
Und dazu haben Menschen seit 14.000 Jahren eigentlich nur eins gebraucht: Das empfindende Herz auf dem rechten Fleck zu haben.
Lieben Gruß,
Geli :blume2:
P.S: Ich glaube, das Missverständnis hat sich am "Alpha-Rudelführer" aufgehängt. Wie schon gesagt, Honey, ein Rudelführer muss überhaupt kein Alphahund sein.
Ich meine aber schon, dass man, bei korrektem Verhalten automatisch für den Hund zum geachteten Rudelführer wird.
Mein Pflegehund Tino hatte heute eine Abschürfung am Bein. Kommt das Kerlchen und zeigt mir klagend und zitternd seine Wunde. Ich durfte sie sogar untersuchen und behandeln. Soviel Vertrauen hat mich ungeheuer gerührt, wenn man bedenkt, dass er vor einem Jahr, aus der Auffangstation kommend, zweimal in mich reingebissen hat.
Es ist eindeutig so: Ich bin jetzt sein Chef, oder seine Mama, in jedem Fall in seinen Augen ein ihm überlegenes Viech.