Liebe Uli!
Ich möchte Dir gern ein paar Zeilen schreiben, ohne Dir Tipps zu geben. Du hast ganz viele mit auf den Weg bekommen. Und ich denke schon, der eine oder andere wird auch bei Neo "funktionieren". Es kommt auch gar nicht darauf an, ob eine Methode funktioniert oder nicht - der entscheidende Punkt liegt ganz woanders.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, in welcher Lage Du steckst! Und die Anforderungen an Dich als Hundemami sind groß: Du gehst auf die Bedürfnisse Deines Hundebaby's ein wie Gassi gehen, Spielen, Beschäftigung, Pflege, Ernährung. Du hast allerhand damit zu tun, Neo die Grunderziehung beizubringen. Du hast Dich mit Ausdrucksverhalten und Körpersprache beschäftigt, um Deinen Schatz zu verstehen! Nun geht Ihr in die Hundeschule und es kommen weitere neue Aufgaben auf Dich hinzu. Kurz gesagt: Du tust alles für Dein Wolleknäuel, aber es kommt nichts bei rum. Du siehst keinen Erfolg und stellst Dir die Fragen "Warum macht er das", gleichzeitig hast Du Sorgen um Deine Fellnasen, die Du ja ebenfalls sehr lieb hast! Es ist ein mächtiger Kreislauf und nicht umsonst nenne ich diese schwierige Zeit Augenringzeit. Und Uli, ich spreche wirklich aus eigener Erfahrung. Ich möchte nicht allzu sehr ausschweifen, aber ich stand damals weinend auf dem Hundeplatz und wusste keinen Rat mehr! Ich habe doch alle guten Tipps befolgt und nichts klappte. Echt, ich war so am Ende, dass mir in den Sinn kam, Debbie zur Züchterin zurück zu bringen. (Hätte ich nicht gemacht, aber es war ein Gedanke - genauso wie ich oft in meinem Ärger sagte, das Debbie ab ins Tierheim geht...) Sie hat mich wirklich zur Verzweifelung gebracht! Sie ist mir auf der Nase rumgetanzt, meine Unterwerfungen haben nicht gefruchtet und sie hat mir die Bude auf den Kopf gestellt.
Tja, was hat
mir geholfen? Verstehen zu lernen wie ein Hund "funktioniert". Nicht seine Körpersprache, sondern der Aufbau und die Organisation eines Rudels. Wie verhält sich der Rudelführer,
was macht ihn zum Rudelführer!
Es kommt nicht so sehr darauf an, wie man auf unerwünschtes Hundeverhalten reagiert, sondern wie man es managt. Keine erzieherische Maßnahme dieser Welt wird Deinen Hund dazu bewegen, Dich ernst zu nehmen, wenn er vor Dir keinen Respekt, keine Achtung hat.
Knusperhexe schrieb:
und dann war er furchtbar schlimm, ist rumgefetzt, hat uns gebissen, hat 5 x gassi angezeigt und musste gar nicht, wollt nur doof draussen rumliegen und hat auf seiner leine gebissen und gezogen wie wild. das ganze dauert ungefähr 2 stunden. wir können auch keine nasenspiele mit ihm beginnen, weil ihn das nicht interessiert, er will nur fetzen und uns beissen. sonst nix.
Genau das meine ich damit.
Mal in Hundeworten gesprochen: "Frauchen, watt willst Du eigentlich? Es ist doch cool und voll abgefahren!
Was soll ich machen? Pippi? Na denkste, ich will hier lieber auf der Lauer liegen.
Hey, Du willst mich wohl wieder reinbringen? Nee, so aber nicht! Na warte, Dir werd ich schon zeigen das man das nicht mit mir - Mr. Neo - machen kann. *Zwickzwick*"
Also so in etwa! Er kann es einfach nicht leiden, dass ihm in "seine Sache reingeredet" wird. Was fällt also auf? Neo hat nicht begriffen, das die Rangordnung in seinem Rudel anders ist. Nicht er bestimmt, sondern Ihr! Hierzu gibt es natürlich erzieherische Maßnahmen, aber auch hier wieder, Du kannst Dich nur als ehrenhafte Rudelführung durchsetzen, wenn Du seinen Respekt hast.
Es läuft immer wieder auf den nötigen Respekt hinaus und die Frage die Du Dir besser stellen solltest ist "Wie verschaffe ich mir den nötigen Respekt, das Neo mich ernst nimmt?" Eine pauschale Antwort gibt es hierfür nicht, dafür sind Hunde viel zu individuell. Aber es gibt "Orientierungspunkte" oder Hilfestellungen, die sich weniger auf den Inhalt, sondern viel mehr auf die Abfolge oder den Sinn richten.
Für mich sind es meine eigenen Rudelregeln, die ich aufgestellt habe. Um ein paar zu nennen:
=> wenn wir die Wohnung verlassen, gehe immer ich zuerst durch die Tür. Hinaus und Hinein!
=> Für jedes Leckerchen und sei es nur ein Joghurtbecher oder ein Krümel von einem Käsebrötchen, muss Debbie eine kleine Übung machen. Nichts ist umsonst im Leben!
=> Auch für die Hauptmahlzeit erwarte ich eine Übung. Ich möchte nämlich nicht, das mein kleiner Vielfrass sich auf den Futternapf stürzt und ich meine Hände nicht mehr rechtzeitig wegziehen kann.
=> Wenn mein Mann und ich essen, hat Debbie Abstand zu halten. Ich drücke ein Auge zu, wenn sie sich direkt zu unseren Füßen legt und wenigstens so tut, als ob sie schläft, hihi. (Sie legt sich sonst seltener so dicht, also ist ja klar, das sie die Hoffnung hat, es springt etwas für sie dabei raus.
)
=> Ich gehe auch nicht auf ihre Forderungen ein.
- Z.B. weiche ich ihr Futter immer ein; das dauert natürlich ein bissel und es kam schon vor, das Debbie dann fiepend in der Küche saß. Nö, ich lass mich aber nicht bedrängeln, da muss sie eben einen kleinen Moment länger warten.
- Oder ein anderes Beispiel ist, wenn Debbie mich mit lautstarkem Gebell zum Spielen auffordert. Nein, das gibt es auch nicht - hatte ich Dir ja schon mal an anderer Stelle geschrieben Uli, das ich es so handhabe, das ich bzw. wir Zweibeiner sagen, wann ein Spiel beginnt und wann es endet.
Ja, das ist ein Teil meiner Regeln. Mir ist nicht unbedingt der Inhalt wichtig, sondern das sie immer Geltung haben und von Debbie beachtet und eingehalten werden.
Okay, nun habe ich Dir einen Roman geschrieben. Ob er Dir hilft? Ich hoffe es! :umarm: Und ich kann Dir nur ans Herz legen, versuch Deine Kraft nicht in verschiedene Erziehungsmethoden zu stecken - dafür hast Du Deine Hundetrainerin, die Dir dabei hilft - sondern versuche Dein Rudel zu organisieren! :kuss1:
Ganz liebes Grüsschen Marie