Hallo Hexchen,
danke für Dein update! - Heute finde ich auch Zeit für eine Antwort.
Einige Tage bevor Du dies geschreiben hast, habe ich tatsächlich heftig an Dich denken müssen, und auch lang und breit von Dir und Neo und Deinen beiden anderen Hunden erzählt.
Grund: Im Wald sah ich, entfernt, neben dem Weg, eine mir unbekannte Frau. Sie hatte offenbar drei Malinois, zwei davon mit geringfügiger Beimischung bei sich. Sie stand neben dem Weg, damit wir vorbei gehen konnten. Die drei Hunde waren dabei recht eng an ihrem Körper, so dass ich von weitem dachte, sie seien angeleint. Mein Kommando bei sowas in Richtung Bonnie und Tino ist immer: "Lasst die Hunde!"
Bedeutet: Meine Hunde gucken die nicht an und laufen unangeleint frei an denen vorbei, laufen dabei sogar einen Bogen. Erst als ich näherkam, sah ich, dass die drei großen Hunde der Frau auch frei waren, aber wie hingen sie an ihren Blicken, wie waren sie absolut auf sie bezogen! In diese Bindung zwischen der Frau und den drei Hunden hätte kein Tempotaschentuch passen können! Sie beäugte unser Kommen misstrauisch, und als wie sehr nah waren, wandte sie mir den Rücken zu, ihren Hunden aber ihr volles Gesicht, die absolut an ihren Blicken klebten. Die standen, rührten sich aber nicht vom Fleck. Mit Interesse las ich die große, weiße, vierzeilige Aufschrift hinten auf ihrem olivgrünen Sweatshirt: "Wer keine Ahnung hat, sollte besser den Mund halten!"
Meine Hunde liefen den obligaten Bogen um ihre, und damit hatte ich wohl eine Art Prüfung bestanden, denn sie bedachte mich im Vorbeigehen mit einen nicht gänzlich unfreundlichen Blick. Ich musste sehr an Dich denken, Knusperhexe! Etwas schmunzelnd ging ich weiter, war auch durchaus interessiert an dem was die Frau mit den Hunden machte, denn im Vorbeigehen hatte ich gesehen, dass Dummies oder sonstwas (ich hab keine Ahnung, wie man das nennt, jedenfalls Zeug, was Hunde tragen können), auf dem Boden lagen. Jedenfalls, es gibt einen parallelen Spazierweg zu diesem, von dort aus äugte ich, selber von ihr unbeachtet und ungesehen, immer mal herüber. Die ließ die Hunde am Platz, lief dann los, weit in den Wald hinein, bis die Hunde sie nicht mehr sehen konnten, warf dort irgendein Teil ins Gebüsch, kam zurück und schickte dann EINEN Hund los zum Suchen. Die anderen beiden warteten. Ich muss sagen, ich war fasziniert! Das war ein Training und ein Gehorsam vom Feinsten! Und wie begeistert die Hunde mitmachten! Und wie eindeutig hochgestimmt und korrekt sie auf offenbar winzige Worte und Fingerzeige reagierten! - Ich war hingerissen! Ich hätte applaudieren mögen!
Okay, ich wäre den parallelen Waldweg weitergegangen, wenn er nicht am westlichen Rande des Gehölzes verlief und ich vom Westwind an dem Tag fast umgeblasen wurde. Ich kehrte also um und wir begegneten der Frau erneut. Wieder rief ich meinen Hunden ihr Winzkommando zu, wieder liefen sie einen Bogen um die fremde Gruppe, aber dieses Mal schenkte mir die eher kleine, etwas vierschrötige Frau im sportlichen Waldoutfit ein warmes Lächeln.
"Ich finde es Klasse, wie Sie mit den Malinois umgehen!", begann ich das Gespräch. "Eine entfernte Freundin von mir hat auch drei. Sie arbeitet jetzt mit ihnen als Rettungshunde, gerade mit dem älteren Rüden. Ich bin überzeugt, dass insbesonders Malinois ein starkes Training brauchen, um glücklich zu sein! Das sind keine Labradore, das sind keine Spitze, das sind in keine Couchhunde! Solange meine Freundin ihren ersten Junghund noch wie eine Art Labrador behandelte, und die Erziehung ganz weich kleidete, riss der Tapeten runter!"
"Ah, es ist furchtbar!", rief sie. "Soviele Leute holen sich heute Malinois, weil sie ihre Arbeit bei der Polizei oder beim Katastrophenschutz bewundern! Kriegen da auch Welpen her! Aber sie bilden sie nicht aus!Und dann verkommt so ein intelligenter und anspruchsvoller Hund zum bellenden Leinengänger und Tapetenabreisser!"
Dies war ein guter Einstieg für ein gutes Gespräch. Wir waren uns einig in der Einschätzung der Malinois. Wir unterhielten uns nicht sehr lange, nur vielleicht 20 Minuten den Waldweg hinunter. Dann wollte die Frau wieder trainieren. - Falls ich sie jemals wiedertreffen werde, freue ich mich!
Ich musste sehr an Dich denken, Knusperhexe, dachte sogar einen Moment lang, Du seist es. Nur, wie hättest Du in einen Dortmunder Forst kommen können? Das war ausgeschlossen, DU konntest es nicht sein. Aber die Sympathie, die ich für Dich empfinde, hat sich dieser Frau eindeutig mitgeteilt. Sie konnte gar nicht anders, als trotz ihrer harten, fast rundherum geschlossenen Schale, weicher und offener zu werden.
Na, und dann las ich ein paar Tage später Deinen neuen Beitrag über Neo.
er ist alles in allem ein souveräner, ausgeglichener, folgsamer und sozialer rüde geworden. einer mit charakter, einer auf den man stolz sein kann. im verein ist sein spitzname "herr baron" - das trifft seinen charakter ziemlich genau.
Das ist also das Ende des Tapetenreissers.
Hexchen, Ihr habt es so gut gemacht, dass Ihr für ihn den richtigen Weg gefunden habt! Ich bin absolut stolz auf Dich und Deinen Liebsten! Ihr habt eine Gedankenänderung hingekriegt, die viele nicht hinkriegen! So ist es richtig für Neo und Ihr spürt das ja auch!
Aber schließ deshalb nicht kurz, dass andere Rassen das auch in dieser Form brauchen. Ich las eben nochmal Deine Einträge in dem Thread über die Unterbringung im Auto. Für Deine Hunde mag es gut sein, wenn sie in Boxen sitzen, ein normaler Labbi kann wie ein normales Kind auf dem Rücksitz angeschnallt werden, mehr braucht es nicht. Bei einem abrupten Bremsmanover schießen die auch nicht nach vorne, sondern sie fallen in den Fußraum der hinteren Sitze. Ich habe es tatsächlich ausprobiert!
Altes, leeres Fabrikgelände --- scharf anfahren, Gas geben - und scharf bremsen. Sie purzeln nach unten!
Bonnie und Tino würde es überhaupt nicht schmecken, beim Fahren in einer engen Box zu sitzen. Sie wollen die Umgebung sehen, die wiedererkennen, und ihre Gefühle beim Wiedererkennen in Lautäußerungen mitteilen. Wenn ich die in eine Box packen würde, sie würden weinen und verzeifelt kläffen. Das ist nichts für einen Labbimix und einen Spitz mit etwas Retriever. Die verhalten sich ja auch wie artige Kinder. Nachdem das Autofahren einmal gelernt ist, werden die den Teufel tun, irgendwie den Autofahrer zu stören. Es gibt keine Übergriffe von hinten nach vorne, kein sich Einmischen, nichts störendes seitens der Hunde.
Deshalb meine ich, muss man auch hier differenzieren.
Ich drücke Dich fest und küsse Dich sanft,
mit liebem Gruß,
Geli