Angelika-Marie
Sehr aktives Mitglied
Ich glaube, ich habe es hier schon einmal erzählt, irgendwo in diesem Forum muss sich das versteckt befinden... aber egal, doppelt hält besser. *zwinker*
Also, der fünfjährige Tino kam als Pflegehund für drei Wochen, weil er bei den Leuten, die ihn aus dem Mittelmeerraum bestellt hatten, im Auto wohnen musste. Das musste er, weil er schrecklich die Zähne fletschte, dabei furchterregend fauchte und, mit gesträubte Fell, derweil nach seinen Menschen schnappte. Wenn er das gerade nicht tat, kläffte er wie der Teufel.
( Ich muss deshalb nicht groß erklären, dass ihn weder die Tierschutzorganisation noch ich an andere Besitzer vermitteln konnten, und deshalb aus den drei Wochen rund 11 Jahre wurden. )
Nun, bei mir verhielt er sich nicht anders als oben geschildert, trotzdem hatte ich - nach etwas Kennenlernen - so viel Vertrauen zu ihm, dass ich ihn auf komplett sicherer, großer, abschüssiger Wiese, ohne Leine laufen ließ. Ich dachte, das würde seine Bindung prüfen, ob er wohl zu mir käme, wenn ich ihn riefe, ob er mich vermisste und eilig angedackelt käme, wenn ich mich oben hinhockte, und in seinen Augen ganz klein und für ihn weit fern aussah - und, ich muss sagen: es hat geklappt!
Zu Hause verbreitete er allerdings das reinste Entsetzen. Natürlich hat er erstmal mein Bett eingenommen und wollte mich nicht mehr hineinlassen - aber Frauli hat ihn am Federbett herausgezogen- und plumps - lag er auf dem Boden. - Aha!
Meinen 18 jährigen Sohn musste ich am nächsten Morgen vor ihm retten, weil das Köti ihm bös den Weg durch die Küche ins Bad verweigerte. Das er mich nicht in mein Auto lassen wollte, als es ihm einmal versehentlich gelang, statt in den abgeschlossenen Kofferraum, zu den Einkäufen auf den Rücksitz zu springen, ist eine andere Geschichte - und soll ein andermal erzählt werden.
Meine Labbihündin Bonnie war ja ein sehr netter Hund, aber sie bekam rasch Angst vor ihm, verkroch sich vor ihm, und natürlich mussten beide getrennt gefüttert werden, einer in der Küche, einer im Garten, weil Tino der Hündin ihren Napf streitig machte und ihr das Futter wegfraß.
Nach zwei Wochen etwa - ich war mir des neuen Hundes noch keineswegs sicher - geschah folgendes:
In der Küche hatte das Mittelmeerköti das von uns abgegessene Skelett eines gebratenen Hühnchens entdeckt. Das hatte er irgendwie vom Schrank heruntergezogen, und haute jetzt damit vor mir ab, klar! Na, ich gerufen, gesäuselt, gelockt, geschimpft, gedroht - er haute damit ab unter einen Schrank! - Na, warte!
MIt einem Besen habe ich Hund und Hühnchen herausgekehrt! So an die Luft befördert ergriff der Hund, mitsamt seiner Beute, die Flucht durch die geöffnete Tür in den Garten. Dort wollte er sich nun der Fleischreste und der splitternden Knochen, bemächtigen. Ich meine, die Reste von Fleisch und Knorpel waren sowieso für die Hunde, aber eben nicht die Knochen!
WAS tun?
Ich habe mir den großen Angelkescher meines Sohnes geschnappt und bin damit hinter dem Hund her!
Könnt Ihr Euch das vorstellen? Vorn der Hund mit dem Hühnchen - und hinter ihm rennt eine aufgebrachte Frau mit schwingendem Angelkescher?
Bingo! Ich konnte das Hühnchen mit dem Kescher schnappen! Was macht der Hund? - Er zerbeisst und zerfleddert wütend den Kescher!
Also bin ich mit diesmal 'meiner' Beute, wobei das Brathühnchen nur noch an drei Maschen des zerstörten Keschers baumelte, wo sich ein Knochen verfangen hatte, rasch auf den Terrassentisch gesprungen.
Was macht der Hund? Er faucht, er fletscht die Zähne, er greift den Tisch an, er springt am Tisch hoch...
Oben habe ich aller Ruhe die noch essbaren Knorpel und Fleischtücke vom Kadaver getrennt und sie dem Köti weit in Garten geworfen. Da konnte er nun schmausen-- und danach rennen!
Dann habe ich die Restkochen und den zerstörten Kescher in die graue Tonne gebracht.
Derweil war mein Hundi wieder ins Haus gegangen. Ich hatte vorher den Frühstückstisch noch nicht abgeräumt. Das Mittelmeerköti lag brav darunter. Aber irgendwas ließ mich stutzen. Er hatte die Vorderpfötchen vorn eng nebeneinader, die Nase darauf --- betete der? Hunde beten nicht!, sagte ich mir. Da muss was sein!
Und tatsächlich! Er hatte sich eine Stechmettwurst vom Tisch geschnappt, und war jetzt dabei, das umgebende Plastik, mitsamt der metallenen Schnallen, zu verzehren.
Nee!
Nun, den Kescher hatte ich verbraucht, was mir blieb, war die Grillzange! Damit wollte ich die Restwurst packen.
Eine solche Zange hat vorne so Aussparungen. Der Hund griff natürlich die Zange wütend an, prompt hing er mit seinen Zähnen in den Aussparungen! Dahinter- und somit halb IN seinem Maul - befand sich aber immer noch die Wurst und das Plastik daran. Sollte ich den Hund- eventuell erfolglos - an seinen armen Zähnen herausziehen?
Da hat es mir gereicht!
Ich habe die Bodumkaffeekanne mit Wasser gefüllt und dem Hund - schwapp!- einen gezielten kalten Guß verpasst.
Der sprang entsetzt auf, ließ auf der Stelle Grillzange und Wurst fahren - und rannte in den Garten.
Voller Wut habe ich die Tür hinter ihm zugeknallt. 'Komm du mir noch mal nach Hause!' Ich war fix und fertig! Mein Blutdruck war irgendwo, wo ich es nicht mehr einordnen konnte.
Aber: es sollte für mich noch schlimmer kommen.
Erstmal setzte ich mich, trank einen Tee und rauchte eine. Na, so nach 20 Minuten dachte ich: Und wo ist jetzt der Hund? Ihr müsst dazu wissen, mein damaliger Bauerngarten war sehr groß und nur nach vorne zu zwei Drittel sicher eingezäunt. Ein Hund konnte also, wenn er wollte, hinten raus!
Ich bin hinausgelaufen, habe gerufen, gesucht, gerufen... - Kein Tino.
Ohhh, fürchtete ich, jetzt ist der weggelaufen, wegen meiner schlechten Behandlung! Der ist hinten raus, ist vielleicht auf die Hauptstraße gelaufen und ist da überfahren worden! Ich war zu erschöpft, um direkt nachgucken zu gehen.
Ich setzte mich in einen Wohnzimmersessel - und ließ meine Flügel hängen. Ich konnte nicht anders: ich begann zu weinen.
Labbihündin Bonnie saß auf der Couch eben mir, sie leckte mir fürsorglich die Nase.
Und wie ich da so saß und weinte, öffnete sich, wie von Zauberhand, vorne die Tür. Tino spazierte herein. Er schaute mich an, setzte sich ganz eng neben meine Beine, und leckte mir die Knie und die Hände. So wurde ich von zwei Seiten- und zwei Hunden - liebevoll getröstet.
Ich habe noch mehr weinen müssen- diesmal aus Erleichterung.
Ich habe es erst später begriffen: Tino hatte eine 'Toilette' ganz hinten im Garten, hinter den Garagen und Schuppen. Bei seinem, vielleicht aktuell auch 'nervösem' Geschäft wollte er sich nicht stören lassen. Er hatte nicht im Traum daran gedacht, fortzulaufen. Da fiel auch auf, dass Tino alle Türen, und bald auch alle Fenster, öffnen konnte.
Kurz danach musste ich mit Bonnie zu einer Op beim Tierarzt. Dazu konnte ich ihn nicht mitnehmen. Nun, er war trotzdem da!
Die Türen hatte ich vor ihm gesichert, aber diesmal hatte er das Arbeitszimmer geöffnet und war mir nachgelaufen.
Die Bindung zwischen mir und 'wilden' Köti war da! Liebevoll und tragfähig. Sie hat bis zu seinem Tod unbeschadet gehalten.
Geli
Also, der fünfjährige Tino kam als Pflegehund für drei Wochen, weil er bei den Leuten, die ihn aus dem Mittelmeerraum bestellt hatten, im Auto wohnen musste. Das musste er, weil er schrecklich die Zähne fletschte, dabei furchterregend fauchte und, mit gesträubte Fell, derweil nach seinen Menschen schnappte. Wenn er das gerade nicht tat, kläffte er wie der Teufel.
( Ich muss deshalb nicht groß erklären, dass ihn weder die Tierschutzorganisation noch ich an andere Besitzer vermitteln konnten, und deshalb aus den drei Wochen rund 11 Jahre wurden. )
Nun, bei mir verhielt er sich nicht anders als oben geschildert, trotzdem hatte ich - nach etwas Kennenlernen - so viel Vertrauen zu ihm, dass ich ihn auf komplett sicherer, großer, abschüssiger Wiese, ohne Leine laufen ließ. Ich dachte, das würde seine Bindung prüfen, ob er wohl zu mir käme, wenn ich ihn riefe, ob er mich vermisste und eilig angedackelt käme, wenn ich mich oben hinhockte, und in seinen Augen ganz klein und für ihn weit fern aussah - und, ich muss sagen: es hat geklappt!
Zu Hause verbreitete er allerdings das reinste Entsetzen. Natürlich hat er erstmal mein Bett eingenommen und wollte mich nicht mehr hineinlassen - aber Frauli hat ihn am Federbett herausgezogen- und plumps - lag er auf dem Boden. - Aha!
Meinen 18 jährigen Sohn musste ich am nächsten Morgen vor ihm retten, weil das Köti ihm bös den Weg durch die Küche ins Bad verweigerte. Das er mich nicht in mein Auto lassen wollte, als es ihm einmal versehentlich gelang, statt in den abgeschlossenen Kofferraum, zu den Einkäufen auf den Rücksitz zu springen, ist eine andere Geschichte - und soll ein andermal erzählt werden.
Meine Labbihündin Bonnie war ja ein sehr netter Hund, aber sie bekam rasch Angst vor ihm, verkroch sich vor ihm, und natürlich mussten beide getrennt gefüttert werden, einer in der Küche, einer im Garten, weil Tino der Hündin ihren Napf streitig machte und ihr das Futter wegfraß.
Nach zwei Wochen etwa - ich war mir des neuen Hundes noch keineswegs sicher - geschah folgendes:
In der Küche hatte das Mittelmeerköti das von uns abgegessene Skelett eines gebratenen Hühnchens entdeckt. Das hatte er irgendwie vom Schrank heruntergezogen, und haute jetzt damit vor mir ab, klar! Na, ich gerufen, gesäuselt, gelockt, geschimpft, gedroht - er haute damit ab unter einen Schrank! - Na, warte!
MIt einem Besen habe ich Hund und Hühnchen herausgekehrt! So an die Luft befördert ergriff der Hund, mitsamt seiner Beute, die Flucht durch die geöffnete Tür in den Garten. Dort wollte er sich nun der Fleischreste und der splitternden Knochen, bemächtigen. Ich meine, die Reste von Fleisch und Knorpel waren sowieso für die Hunde, aber eben nicht die Knochen!
WAS tun?
Ich habe mir den großen Angelkescher meines Sohnes geschnappt und bin damit hinter dem Hund her!
Könnt Ihr Euch das vorstellen? Vorn der Hund mit dem Hühnchen - und hinter ihm rennt eine aufgebrachte Frau mit schwingendem Angelkescher?
Bingo! Ich konnte das Hühnchen mit dem Kescher schnappen! Was macht der Hund? - Er zerbeisst und zerfleddert wütend den Kescher!
Also bin ich mit diesmal 'meiner' Beute, wobei das Brathühnchen nur noch an drei Maschen des zerstörten Keschers baumelte, wo sich ein Knochen verfangen hatte, rasch auf den Terrassentisch gesprungen.
Was macht der Hund? Er faucht, er fletscht die Zähne, er greift den Tisch an, er springt am Tisch hoch...
Oben habe ich aller Ruhe die noch essbaren Knorpel und Fleischtücke vom Kadaver getrennt und sie dem Köti weit in Garten geworfen. Da konnte er nun schmausen-- und danach rennen!
Dann habe ich die Restkochen und den zerstörten Kescher in die graue Tonne gebracht.
Derweil war mein Hundi wieder ins Haus gegangen. Ich hatte vorher den Frühstückstisch noch nicht abgeräumt. Das Mittelmeerköti lag brav darunter. Aber irgendwas ließ mich stutzen. Er hatte die Vorderpfötchen vorn eng nebeneinader, die Nase darauf --- betete der? Hunde beten nicht!, sagte ich mir. Da muss was sein!
Und tatsächlich! Er hatte sich eine Stechmettwurst vom Tisch geschnappt, und war jetzt dabei, das umgebende Plastik, mitsamt der metallenen Schnallen, zu verzehren.
Nee!
Nun, den Kescher hatte ich verbraucht, was mir blieb, war die Grillzange! Damit wollte ich die Restwurst packen.
Eine solche Zange hat vorne so Aussparungen. Der Hund griff natürlich die Zange wütend an, prompt hing er mit seinen Zähnen in den Aussparungen! Dahinter- und somit halb IN seinem Maul - befand sich aber immer noch die Wurst und das Plastik daran. Sollte ich den Hund- eventuell erfolglos - an seinen armen Zähnen herausziehen?
Da hat es mir gereicht!
Ich habe die Bodumkaffeekanne mit Wasser gefüllt und dem Hund - schwapp!- einen gezielten kalten Guß verpasst.
Der sprang entsetzt auf, ließ auf der Stelle Grillzange und Wurst fahren - und rannte in den Garten.
Voller Wut habe ich die Tür hinter ihm zugeknallt. 'Komm du mir noch mal nach Hause!' Ich war fix und fertig! Mein Blutdruck war irgendwo, wo ich es nicht mehr einordnen konnte.
Aber: es sollte für mich noch schlimmer kommen.
Erstmal setzte ich mich, trank einen Tee und rauchte eine. Na, so nach 20 Minuten dachte ich: Und wo ist jetzt der Hund? Ihr müsst dazu wissen, mein damaliger Bauerngarten war sehr groß und nur nach vorne zu zwei Drittel sicher eingezäunt. Ein Hund konnte also, wenn er wollte, hinten raus!
Ich bin hinausgelaufen, habe gerufen, gesucht, gerufen... - Kein Tino.
Ohhh, fürchtete ich, jetzt ist der weggelaufen, wegen meiner schlechten Behandlung! Der ist hinten raus, ist vielleicht auf die Hauptstraße gelaufen und ist da überfahren worden! Ich war zu erschöpft, um direkt nachgucken zu gehen.
Ich setzte mich in einen Wohnzimmersessel - und ließ meine Flügel hängen. Ich konnte nicht anders: ich begann zu weinen.
Labbihündin Bonnie saß auf der Couch eben mir, sie leckte mir fürsorglich die Nase.
Und wie ich da so saß und weinte, öffnete sich, wie von Zauberhand, vorne die Tür. Tino spazierte herein. Er schaute mich an, setzte sich ganz eng neben meine Beine, und leckte mir die Knie und die Hände. So wurde ich von zwei Seiten- und zwei Hunden - liebevoll getröstet.
Ich habe noch mehr weinen müssen- diesmal aus Erleichterung.
Ich habe es erst später begriffen: Tino hatte eine 'Toilette' ganz hinten im Garten, hinter den Garagen und Schuppen. Bei seinem, vielleicht aktuell auch 'nervösem' Geschäft wollte er sich nicht stören lassen. Er hatte nicht im Traum daran gedacht, fortzulaufen. Da fiel auch auf, dass Tino alle Türen, und bald auch alle Fenster, öffnen konnte.
Kurz danach musste ich mit Bonnie zu einer Op beim Tierarzt. Dazu konnte ich ihn nicht mitnehmen. Nun, er war trotzdem da!
Die Türen hatte ich vor ihm gesichert, aber diesmal hatte er das Arbeitszimmer geöffnet und war mir nachgelaufen.
Die Bindung zwischen mir und 'wilden' Köti war da! Liebevoll und tragfähig. Sie hat bis zu seinem Tod unbeschadet gehalten.
Geli
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