Tierschicksale in New Orleans wühlen die Amerikaner auf
Viele Bewohner der vom Hurrikan verwüsteten Stadt weigern sich, die Wohnungen zu verlassen – ihrer Haustiere wegen Den rund 10 000 noch verbliebenen Bewohnern von New Orleans droht die Zwangsevakuierung. Viele von ihnen wollen die Wohnungen wegen ihrer Haustiere nicht verlassen. Denn diese dürfen nicht mit – aus Sorge um Gesundheitsrisiken.
New Orleans. Die Stadt ist verwüstet, Häuser brennen. Heckenschützen und
Plünderer verunsichern Rettungskräfte und Polizei, Stadtteile liegen tief unter
Wasser. Die stinkende Brühe des Hochwassers gefährdet mit Giften Menschen und Umwelt – und nun drohen neue Dramen. Bürgermeister Ray Nagin ordnete die vollständige Evakuierung der Stadt an: die rund 10 000 noch verbliebenen Bewohner sollen notfalls unter Zwang New Orleans verlassen. Ganz besonders betroffen: Tierfreunde und Hundezüchter.
Zu denen, die trotz aller Aufrufe ausgeharrt haben, zählen Einzelgänger und Unbeirrbare, Obdachlose und psychisch Kranke, Menschen, die schlicht fürchten, alles zu verlieren – und als harter Kern Tierbesitzer, die wegen ihrer vierbeinigen Freunde auf keinen Fall gehen wollen. Denn aus Sorge um Gesundheitsrisiken dürfen die Tiere nicht mitgenommen werden.
Nun steht ein bedrohlicher Konflikt mit diesen eingefleischten Tierfreunden
bevor. „Sie sind meine Babys, ich würde sie nie freiwillig da lassen“,
meinte trotzig Martha Connors (49), deren Wohnung am Rande des French
Quarter kaum Schaden genommen hat. Aber ständig ist sie mit Leidensgenossen
auf der Suche nach Wasser, Lebensmitteln, Eis, Batterien – und Hundefutter.
Es gebe „viele hundert“ Hundehalter, die „niemals ihre Lieblinge
im Stich lassen würden“, meinte sie.
Seit Tagen wühlt das Schicksal der verlassenen Hunde und Katzen von
New Orleans die Amerikaner auf. Die Fernsehbilder ausgemergelter Hunde
auf Dächern umfluteter Autos, hinter Gitterstäben verlassener, verwüsteter
Grundstücke hat in den USA längst eine Welle der Hilfsbereitschaft speziell
für die Vierbeiner ausgelöst. Noch immer sind tausende Hunde und Katzen
in verlassenen Wohnungen, Garagen und Kellern eingesperrt, isoliert auf
kleinen Inseln inmitten der Fluten.
Nachts schallt das schaurige Geheule, Gejaule und Gekläffe der ausgehungerten
Hunde durch die Dunkelheit. Wegen der Haustiere haben sich schon
herzzerreißende Szenen abgespielt. Am Convention-Center mussten weinenden
Kindern ihre vierbeinigen Lieblinge auf dem Weg zu den Bussen aus den Armen entwendet werden.
Heute streunen die Hunde dort zwischen Bergen von Müll rudelweise herum.
„Auch wegen unserer zwei Yorkshire Terrier und der zwei Papillons
haben wir die Stadt früh verlassen, welch ein Glück im Nachhinein“ berichtete
Derrell Smith, Chef der Passbehörde von New Orleans. In dem Hotel
in Lafayette westlich von New Orleans haben Familien mit Hunden Zuflucht
gefunden. Wie in den meisten Hotels in Louisiana, in denen normalerweise
„pets“ strikt verboten sind, werden nun auch Haustiere geduldet.
Die Hilfe für Vierbeiner im Katastrophengebiet teilen sich die Teams von
Tierschutzorganisationen. Tiernotunterkünfte wurden eingerichtet. In der
Universität Louisiana fanden hunderte Kläffer Unterschlupf. „Wir denken,
wir werden vielen Menschen, die alles verloren haben, eine große Freude machen,
wenn sie erfahren, dass doch nicht alles dahin ist“, berichtete Laura
Maloney von der Tierschutzgesellschaft Louisiana Reportern inmitten
der Käfige mit 275 Hunden, Katzen oder Papageien. Fotos der Tiere werden
im Internet veröffentlicht, damit sie identifiziert werden können.
Seit die Bilder des Tierelends im Katastrophengebiet über die Bildschirme
flimmerten, strömten aus ganz Amerika Tierfreunde nach New Orleans.
Rettungsteams streifen mit Booten durch die Hochwassergebiete, denn die
Suchtrupps der Militärs und der zivilen Rettungskräfte ignorieren Tiere meist. Wenn Hunde schwimmend deren Boote erreichen, werden sie nach Angaben des örtlichen Radiosenders oft ins Wasser zurückgestoßen. Inzwischen wurden viele hundert verlassene oder streunende Tiere gerettet
Quelle unbekannt...