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Hilfe, wir haben ein Problem

AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Traurig das zu hören.
Kann man nun nicht mehr ändern!
Ich hätte aber an deiner Stelle Hilfe geholt von Tierpyschologen.

oder Welche die sich mit Agressionen und Angst auskennen.
Weg geben ist ein Fehler, das merkt sich der hund, er bekommt das ja mit das er "abgeschoben" wird.

Er braucht ja irgendwann eine Hand die ihm Vertrauen aufbaut.

Hunde, diese die hundesprache nicht vonander (von anderen) lernten können es nicht anders und beissen deswegen einfach zu.
 
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AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Tja,
dumm gelaufen.
Ich ärgere mich jetzt, hier nicht eher wieder geantwortet zu haben.
Obwohl, vielleicht ist es gerade für Simones Kinder besser so.
Gerade für Kinder macht es keinen Sinn, mit einem Hund umzugehen, vor dem Familienmitglieder - und bald sie auch- berechtigte Angst haben.
Für den Cocker aber tut es mir verdammt leid!

Ich habe jetzt den zweiten bissigen Tierheimhund in Pflege. Der erste, ein 10 jähriger Neufundländer, hat mich auch am ersten Tag in die Hand gebissen.
Er fühlte sich von meiner Hand bedroht. Nach 3 Monaten seelischem Aufgepäppelt werden, lebte er noch weitere 3, 4 Jahre glücklich bei seiner neuen Familie, wobei er, in der Anfangszeit, noch einmal deren Tierarzt biss.

Ich habe damals schon gelernt, dass für neurotische Hunde andere Erwartungshaltungen gelten müssen, als bei der Erziehung eines seelisch gesunden Kötis. Einen seelisch gesunden Hund würde ich heftig tadeln, wenn
er beissen wollte. Ich scheue auch nicht zurück, ihn situativ am Nacken zu packen, oder unter der Kehle, und ihn massiv unterzuordnen. ( So geschehen mit meinem letzten Lucyhund, als sie dreijährig, anfangen wollte, andere Hunde aus Eifersucht zu beissen. Zweimal diese Strafe wiederholt - lebenslang fertig das Thema. Sie wusste jetzt, dass ich solche Übergriffe absolut nicht dulden würde.)
Aber mit mit manchen neurotischen Tierheimhunden darf man das so nicht machen, man verschlimmert dadurch die Situation eher.

Deshalb jetzt für alle anderen, die es interessiert: Warum beissen mache Tierheimhunde?
Grund 1: Sie wurden vorher schon vom ersten/zweiten Besitzer falsch behandelt und verdorden - und das ist in manchen (vielen?) Fällen der Grund, weshalb deutsche Hunde in deutschen Tierheimen landen. Der Besitzer kam nicht mehr mit ihnen klar, subjektiv gab er dem Hund die Schuld, obwohl es seine Unfähigkeit in der Hundeerziehung war.

( Mittelmeerhunde landen z.B. oft aus anderen Gründen in der Tötung und dann im Tierheim: Waren zur Jagd nicht tauglich, waren eh auf der Straße geboren und Streuner, gehörten zu einem Wurf, der ausgesetzt wurde. Gut, viele werden auch schlecht behandelt, aber deren Besitzer bringen sie explizit nicht ins Tierheim, sondern setzen sie aus - wobei sie im Ausgesetztsein, noch eine kleine Chance haben, von ihren seelischen Verletzungen zu genesen, wenn es gut läuft... Sie finden andere freilaufende Strandhunde, lernen Rudelverhalten, lernen, dem Menschen gegenüber clever - und auch nett - zu sein, um an Nahrung zu kommen. - Erst dann kommt die Tötungsstation- und dann das Tierheim, und damit das nächste Verbogenwerden.)

Grund 2. warum manche Tierheimhunde beissen, ist das Tierheim an sich.

Dort sitzen nun Hunde zusammen eingesperrt, die sich um die knappen Ressourcen, die ihre Seele aufbauen könnten, streiten müssen: Um's Futter, ums Wasser, die Decke, um die Lösungsplätze in der Zelle. Menschlicher Bezug ist knapp, die Zellenmitglieder müssen - auf Gedeih und Verderb- miteinander auskommen. Sobald einige Hunde zusammen gesperrt werden, entsteht binnen kurzer Zeit eine Rudelstruktur, die aber nicht dem Rudel in der Freiheit vergleichbar ist, bei dem schwache Mitglieder immer noch ausweichen können, sondern eher Parallelen zeigt zum menschlichen Strafvollzug in Mehrpersonenzellen: Der Stärkste setzt sich durch! Zum Stärksten gehören die Zweit- und Drittstärksten, die von seiner Stärke profitieren, indem sie das "mitbellen", was der Stärkste als Thema vorgibt, und was in den kleinen Zellengemeinschaften, weitab von normaler Struktur,
durchaus pervertiert sein kann.
Denn neben den Stärksten gibt es ja noch die Schwachen. Und da der Zellenraum begrenzt ist, werden diese nun die täglichen Opfer der Stärkeren in diesem Verbund. ( Ich erinnere an die Vergewaltigungsvorfälle zwischen männlichen Häftlingen in deutschen Gefängnissen, bis hin zum gemeinschaftlichen Umbringens eines Zellengenossens.)

Ähnlich ist es auch in manchen Tierheimzellen. Gut , ich hoffe mal, in deutschen Tierheimen wird kein Hund von anderen zu Tode gebissen, da sind dann wieder die Tierheime ums Mittelmeer führend -- aber die Schwächeren werden massiv gemobbt!

Und was bleibt so einem schwächeren, gemobbten Hund anderes übrig, als ständig in "Hab-acht" Stellung zu verbleiben? Er findet selbst im Schlaf keine Ruhe, weil immer wieder einer von den Stärkeren erwacht und ihn quält. Und er kann nicht fort! Er ist ja mit denen eingesperrt! Er wird gejagt und gebissen. Bald kann er gar nicht mehr anders, als in einer Ecke zu kauern, und von da aus, bei jedem anderen Hund der sich nähert, hervorzuknurren und hervorzublaffen. Im Zweifel auch als Erster zuzubeissen.

Nach einiger Zeit des gemobbt werdens, kann Hund nicht mehr unterscheiden, ob eine Geste freundlich gemeint ist oder nicht, JEDE Geste in seiner Nähe ist ein potentieller Angriff! - Und wie ist das erst, wenn ein eigentlich sanfter, schwacher Hund einige Jahre in einem schlechten Tierheim war?
Dann hat sich seine aggressive Abwehr - einfach um sein tägliches Überleben zu sichern! - völlig eingeschliffen!

Der Hund, der dann zum Menschen kommt, besteht in der inneren Grundhaltung quasi nur aus Angst und tiefem Anlehnungbedürfnis. Darüber hat sich aber eine gefestigte Haltung aus verteidigender Aggression gelegt.
"Bitte-nicht-zu-nahe-kommen, du willst mir ja doch was!!!"

So ein Hund kann zunächst- und auch längere Zeit- nicht einordnen, ob menschliche Gesten gut gemeint sind. Bisweilen kann er sich hingeben, ist sanft, verspielt, aber immer wieder überrascht ihn seine eigene Aggression. In bestimmten Situationen, bei bestimmten Gesten, kochen unwillkürlich alte Ängste hoch.
Was er im Hunderudel im Tierheim als schwaches Mitglied erlebte, begegnet ihm innerlich jetzt im Menschenrudel erneut.
"Damals wollten sie mir an den Kragen! Jetzt wollen sie es auch! Ich bin nur entkommen, weil ich mich damals verteidigt habe!" Das denkt er natürlich nicht in Worten - aber er spürt eine gewisse Ähnlichkeit. Und affektiv knurrt und beisst der Hund!
Das Nackenfell sträubt sich, er kann keinen Menschen mehr um sich sehen, jeder flößt ihm Angst ein. Wo ist die Ecke, in der er sich verkriechen, und in der er etwas sicher fühlen kann? Oh Gott, da kommt ja schon wieder ein weiterer Mensch ins Zimmer! - Wo ist der über Jahre bekannte Zwinger? Mit der Ecke, mit meiner Ecke, die ich doch schon so gut verteidigen konnte?

Natürlich kann es auch noch an der schlechten Behandlung des Vorbesitzers liegen, der die falschen Weichen stellte. Dennoch, Hunde können vergessen. Sie scheinen vor allem das abzuspeichern, was gerade in der letzten vielmonatigen Vergangenheit geschah. Ich vertrete jetzt mal die abenteuerliche These, dass langjährig schlechtgehaltene Tierheimhunde, ihre dortigen Rudelerfahrungen auf ihr neues Menschenrudel übertragen.

Für Menschen ist es besser, Hunde auszuwählen, die nur kurz im Tierheim waren, weil denen das Vergessen des Erlebten leichter fällt.
Sie können sich schneller zum Menschen gesellen, ohne diese tiefen Traumata immer wieder unbewusst herauf beschwören zu müssen.

Was also tun mit einem neurotischen Hund?
Es ist das, was Batida schon betonte, und Uli und ich anschnitten: ZEIT lassen!
Zunächst - über einen geregelten Tagesablauf- Vertrauen wachsen lassen, damit der Hund vergisst! Je mehr er aus seiner letzten Vergangenheit vergessen kann und neues Vertrauen und eine neue Welt mit anderen Maßstäben findet, desto besser.
Auf seine Körpersignale achten und sich daran orientieren, um diesen Prozess zu unterstützen.
Zunächst keine großen Gehorsamsübungen und keine Hundeschule.
Das brauch' mer jetzt nicht, das kommt alles später.
Hier geht es erstmal darum, das Vertrauen und die Entspannung des Hundes hinzukriegen.
Viel neben ihm vorbeischauen, sofern er nicht selber unseren Blick sucht, aber auch dann, in der ersten Zeit, noch lieber weggucken. Blinzeln, freundlich gähnen - Hund lassen wie er ist! Ihm die Möglichkeit geben, situativ von selber auf einen zuzukommen. Kein Kämmen, kein Bürsten, sofern Hund nicht ausdrücklich der Bürste entgegenstrebt, und es sofort lassen, wenn sein Wohlbefinden dabei erlischt.
Vorsichtig kleine Spiele beginnen, ihn begeistern...darüber Erziehung erproben.
Na, das Programm wächst natürlich innerhalb der nächsten Monate - aber wenn ein angstbeissender Kerl einige Wochen so innerlich wachsen durfte, steht der nach drei Monaten schon ganz anders da!

Morgen mehr.
Liebe Grüße,
Geli:blume2:
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Hallo,

ich bin auch der Meinung, dass ein Hundetrainer, der rauskommt zunächst einmal die erste Lösung sein sollte. Wichtig ist die Körpersprache des Hundes zu kennen. Hat er gewarnt, evtl. Beschwichtigungssignale gezeigt, die nicht erkannt wurden.

Natürlich darf ein Hund nicht beissen. Vielleicht war es aber aus seiner sicht eine Art Selbstverteidigung, weil seine Signale nicht erkannt wurden. Wichtig ist, dass solche Situationen in Zukunft vermieden werden.
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Ich finde Du hast das einzig richtige getan und den Hund wieder zurück gebracht. Der Hund war gefährlich und sehr verhaltensgestört und er hätte immer wieder zugebissen. Egal was Du getan hättest, er gehört auf jeden Fall nicht in eine Familie. Wenn diesen Hund jemanden bekommen sollte, dann nur einen der sich gut mit Hunden auskennt und alleine lebt.
Er hat sehr viel schlimmes durch gemacht und wurde warscheinlich ständig geschlagen oder hat sogar sehr lange im freien gelebt. Das herraus zu finden kann man nur wenn man ständig Zeit für den Hund aufbringt und er nicht den ganzen Tag alleine ist. Ich verstehe die Tierheime immer weniger
Hunde beisen - es sind ja keine Menschen, damit muß man rechnen, es ist halt mal so, ja mei dann beißt er halt mal". Das war alles. Ist doch komisch, oder? Klingt für mich nicht professionell.
Das ist unverantwortlich und der Tierschutzbehörde gemeldet. Ich glaube, die wollten den Hund nur los werden, da sie selber schon Angst vor ihm hatten.
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Erstmal "Aua" schreien, damit der Hund weiß, dass er jemandem wehgetan hat.

Wenn man einen Hund nicht kennt, (und das tut man nach einer Woche oder Monat nicht) wäre es der größte Fehler gewesen, den sie tun hätte können. Der Hund wäre dann erst richtig los auf sie gegangen, in diesen Fall, hätte man den Hund sofort von der Mutter ablenken sollen und ihm vertreiben müssen von seinen Platz. Hier helfen keine weisen Sprüche und es sind keine gewöhnlichen Hunde. Ich habe das schon oft gesagt und kann es nur wiederholen. Jeder Hund ist individuell verschieden, bei diesen Hund handelt es sich, um eine arme kranke Seele, die Verständniss und Zeit braucht um zu heilen.
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Tja,
dumm gelaufen.
Ich ärgere mich jetzt, hier nicht eher wieder geantwortet zu haben.
Obwohl, vielleicht ist es gerade für Simones Kinder besser so.
Gerade für Kinder macht es keinen Sinn, mit einem Hund umzugehen, vor dem Familienmitglieder - und bald sie auch- berechtigte Angst haben.
Für den Cocker aber tut es mir verdammt leid!
Ich habe jetzt den zweiten bissigen Tierheimhund in Pflege. Der erste, ein 10 jähriger Neufundländer, hat mich auch am ersten Tag in die Hand gebissen.
Er fühlte sich von meiner Hand bedroht. Nach 3 Monaten seelischem Aufgepäppelt werden, lebte er noch weitere 3, 4 Jahre glücklich bei seiner neuen Familie, wobei er, in der Anfangszeit, noch einmal deren Tierarzt biss.
Ich habe damals schon gelernt, dass für neurotische Hunde andere Erwartungshaltungen gelten müssen, als bei der Erziehung eines seelisch gesunden Kötis. Einen seelisch gesunden Hund würde ich heftig tadeln, wenn
er beissen wollte. Ich scheue auch nicht zurück, ihn situativ am Nacken zu packen, oder unter der Kehle, und ihn massiv unterzuordnen. ( So geschehen mit meinem letzten Lucyhund, als sie dreijährig, anfangen wollte, andere Hunde aus Eifersucht zu beissen. Zweimal diese Strafe wiederholt - lebenslang fertig das Thema. Sie wusste jetzt, dass ich solche Übergriffe absolut nicht dulden würde.)
Aber mit mit manchen neurotischen Tierheimhunden darf man das so nicht machen, man verschlimmert dadurch die Situation eher.
Deshalb jetzt für alle anderen, die es interessiert: Warum beissen mache Tierheimhunde?
Grund 1: Sie wurden vorher schon vom ersten/zweiten Besitzer falsch behandelt und verdorden - und das ist in manchen (vielen?) Fällen der Grund, weshalb deutsche Hunde in deutschen Tierheimen landen. Der Besitzer kam nicht mehr mit ihnen klar, subjektiv gab er dem Hund die Schuld, obwohl es seine Unfähigkeit in der Hundeerziehung war.
( Mittelmeerhunde landen z.B. oft aus anderen Gründen in der Tötung und dann im Tierheim: Waren zur Jagd nicht tauglich, waren eh auf der Straße geboren und Streuner, gehörten zu einem Wurf, der ausgesetzt wurde. Gut, viele werden auch schlecht behandelt, aber deren Besitzer bringen sie explizit nicht ins Tierheim, sondern setzen sie aus - wobei sie im Ausgesetztsein, noch eine kleine Chance haben, von ihren seelischen Verletzungen zu genesen, wenn es gut läuft... Sie finden andere freilaufende Strandhunde, lernen Rudelverhalten, lernen, dem Menschen gegenüber clever - und auch nett - zu sein, um an Nahrung zu kommen. - Erst dann kommt die Tötungsstation- und dann das Tierheim, und damit das nächste Verbogenwerden.)
Grund 2. warum manche Tierheimhunde beissen, ist das Tierheim an sich.
Dort sitzen nun Hunde zusammen eingesperrt, die sich um die knappen Ressourcen, die ihre Seele aufbauen könnten, streiten müssen: Um's Futter, ums Wasser, die Decke, um die Lösungsplätze in der Zelle. Menschlicher Bezug ist knapp, die Zellenmitglieder müssen - auf Gedeih und Verderb- miteinander auskommen. Sobald einige Hunde zusammen gesperrt werden, entsteht binnen kurzer Zeit eine Rudelstruktur, die aber nicht dem Rudel in der Freiheit vergleichbar ist, bei dem schwache Mitglieder immer noch ausweichen können, sondern eher Parallelen zeigt zum menschlichen Strafvollzug in Mehrpersonenzellen: Der Stärkste setzt sich durch! Zum Stärksten gehören die Zweit- und Drittstärksten, die von seiner Stärke profitieren, indem sie das "mitbellen", was der Stärkste als Thema vorgibt, und was in den kleinen Zellengemeinschaften, weitab von normaler Struktur,
durchaus pervertiert sein kann.
Denn neben den Stärksten gibt es ja noch die Schwachen. Und da der Zellenraum begrenzt ist, werden diese nun die täglichen Opfer der Stärkeren in diesem Verbund. ( Ich erinnere an die Vergewaltigungsvorfälle zwischen männlichen Häftlingen in deutschen Gefängnissen, bis hin zum gemeinschaftlichen Umbringens eines Zellengenossens.)
Ähnlich ist es auch in manchen Tierheimzellen. Gut , ich hoffe mal, in deutschen Tierheimen wird kein Hund von anderen zu Tode gebissen, da sind dann wieder die Tierheime ums Mittelmeer führend -- aber die Schwächeren werden massiv gemobbt!
Und was bleibt so einem schwächeren, gemobbten Hund anderes übrig, als ständig in "Hab-acht" Stellung zu verbleiben? Er findet selbst im Schlaf keine Ruhe, weil immer wieder einer von den Stärkeren erwacht und ihn quält. Und er kann nicht fort! Er ist ja mit denen eingesperrt! Er wird gejagt und gebissen. Bald kann er gar nicht mehr anders, als in einer Ecke zu kauern, und von da aus, bei jedem anderen Hund der sich nähert, hervorzuknurren und hervorzublaffen. Im Zweifel auch als Erster zuzubeissen.
Nach einiger Zeit des gemobbt werdens, kann Hund nicht mehr unterscheiden, ob eine Geste freundlich gemeint ist oder nicht, JEDE Geste in seiner Nähe ist ein potentieller Angriff! - Und wie ist das erst, wenn ein eigentlich sanfter, schwacher Hund einige Jahre in einem schlechten Tierheim war?
Dann hat sich seine aggressive Abwehr - einfach um sein tägliches Überleben zu sichern! - völlig eingeschliffen!
Der Hund, der dann zum Menschen kommt, besteht in der inneren Grundhaltung quasi nur aus Angst und tiefem Anlehnungbedürfnis. Darüber hat sich aber eine gefestigte Haltung aus verteidigender Aggression gelegt.
"Bitte-nicht-zu-nahe-kommen, du willst mir ja doch was!!!"
So ein Hund kann zunächst- und auch längere Zeit- nicht einordnen, ob menschliche Gesten gut gemeint sind. Bisweilen kann er sich hingeben, ist sanft, verspielt, aber immer wieder überrascht ihn seine eigene Aggression. In bestimmten Situationen, bei bestimmten Gesten, kochen unwillkürlich alte Ängste hoch.
Was er im Hunderudel im Tierheim als schwaches Mitglied erlebte, begegnet ihm innerlich jetzt im Menschenrudel erneut.
"Damals wollten sie mir an den Kragen! Jetzt wollen sie es auch! Ich bin nur entkommen, weil ich mich damals verteidigt habe!" Das denkt er natürlich nicht in Worten - aber er spürt eine gewisse Ähnlichkeit. Und affektiv knurrt und beisst der Hund!
Das Nackenfell sträubt sich, er kann keinen Menschen mehr um sich sehen, jeder flößt ihm Angst ein. Wo ist die Ecke, in der er sich verkriechen, und in der er etwas sicher fühlen kann? Oh Gott, da kommt ja schon wieder ein weiterer Mensch ins Zimmer! - Wo ist der über Jahre bekannte Zwinger? Mit der Ecke, mit meiner Ecke, die ich doch schon so gut verteidigen konnte?
Natürlich kann es auch noch an der schlechten Behandlung des Vorbesitzers liegen, der die falschen Weichen stellte. Dennoch, Hunde können vergessen. Sie scheinen vor allem das abzuspeichern, was gerade in der letzten vielmonatigen Vergangenheit geschah. Ich vertrete jetzt mal die abenteuerliche These, dass langjährig schlechtgehaltene Tierheimhunde, ihre dortigen Rudelerfahrungen auf ihr neues Menschenrudel übertragen.
Für Menschen ist es besser, Hunde auszuwählen, die nur kurz im Tierheim waren, weil denen das Vergessen des Erlebten leichter fällt.
Sie können sich schneller zum Menschen gesellen, ohne diese tiefen Traumata immer wieder unbewusst herauf beschwören zu müssen.
Was also tun mit einem neurotischen Hund?
Es ist das, was Batida schon betonte, und Uli und ich anschnitten: ZEIT lassen!
Zunächst - über einen geregelten Tagesablauf- Vertrauen wachsen lassen, damit der Hund vergisst! Je mehr er aus seiner letzten Vergangenheit vergessen kann und neues Vertrauen und eine neue Welt mit anderen Maßstäben findet, desto besser.
Auf seine Körpersignale achten und sich daran orientieren, um diesen Prozess zu unterstützen.
Zunächst keine großen Gehorsamsübungen und keine Hundeschule.
Das brauch' mer jetzt nicht, das kommt alles später.
Hier geht es erstmal darum, das Vertrauen und die Entspannung des Hundes hinzukriegen.
Viel neben ihm vorbeischauen, sofern er nicht selber unseren Blick sucht, aber auch dann, in der ersten Zeit, noch lieber weggucken. Blinzeln, freundlich gähnen - Hund lassen wie er ist! Ihm die Möglichkeit geben, situativ von selber auf einen zuzukommen. Kein Kämmen, kein Bürsten, sofern Hund nicht ausdrücklich der Bürste entgegenstrebt, und es sofort lassen, wenn sein Wohlbefinden dabei erlischt.
Vorsichtig kleine Spiele beginnen, ihn begeistern...darüber Erziehung erproben.
Na, das Programm wächst natürlich innerhalb der nächsten Monate - aber wenn ein angstbeissender Kerl einige Wochen so innerlich wachsen durfte, steht der nach drei Monaten schon ganz anders da.

Hiermit gebe ich Dir Recht und kann ich das auch bestädigen, man sollte niemals Hunde die aus einem Tierheim kommen, mit strenge begegnen. Die erste Zeit in seinen neuen zuhause, braucht er RUHE und keine Erziehung und man sollte ihn die eingewöhnungszeit lassen. Fürsorge und Liebe, das ist es was dieser Hund gebraucht hätte.
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Sich nicht von oben über etwas verstörten Hund beugen, lieber in die Hocke gehen.
Hund nicht festhalten.
Hund nicht direkt angucken.
Lieber beim Anschauen des unsicheren Hundes etwas blinzeln- wegschauen, wieder blinzeln.
In Stresssituationen - gähnen! Und damit den Stress herausnehmen.
Gut, das ist jetzt alles wie böhmische Dörfer für Dich--- aber, mit etwas Beschäftigung mit dem Thema ---- kommt es!

Deine Hundeschule wird Dich sicher auch hierbei unterstützen. http://

Genau das ist es was man bei solchen Hunden nicht tun darf, weder sich über ihn beugen, noch vor ihnen in die Hocke gehen. In diesen Fall greift der Hund sofort an. Es sollte auch keine Hundeschule besucht werden, damit ist dieser Hund total überfordert.
@simone14
Es war sicher auch eure Schuld, denn ihr habt ihn überfordert aber richtig war es, das ihr das arme Tier zurück gebracht habt. Es hätte sonst noch schlimmeres passieren können.
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Liebe Süedwind,

doch, "Hockegehen" ist ideal. Nicht direkt vor dem Hund, das habe ich als gewusst vorausgesetzt, aber anderthalb/zwei Meter entfernt. Hockegehen, nicht genau hinschauen/ neben ihm wegschauen, aber geöffnet sein, den suchenden, ängstlichen Hund anzunehmen.
Es ist eine Lockgeste.
Vorher ist natürlich schon füttern erfolgt und alles mögliche an guten Sprüchen.
Aber irgendwann ist die Situation so, dass man sich nähern kann. Und da ist Hockegehen oder auch ein entspanntes Hinlümmeln auf dem Teppich absolut wunderbar.
Der neue Tierheimhund hat jetzt die Möglichkeit, sich von sich aus zu nähern, ohne dass Mensch groß und gefährlich wirkt. Und das tut er dann bald auch!

Lieben Gruß,
Geli
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Jetzt zu Deinem vorletzten posting, Südwind:
Zitat:
Zitat von Angelika-Marie
Erstmal "Aua" schreien, damit der Hund weiß, dass er jemandem wehgetan hat.
Wenn man einen Hund nicht kennt, (und das tut man nach einer Woche oder Monat nicht) wäre es der größte Fehler gewesen, den sie tun hätte können.

Nein. Eine spontane Lautäusserung wie "Au!", selbst wenn ein neurotischer Tierheimhund einen gebissen hat, kann nie verkehrt sein. Dem spontanen Schmerzensschrei folgt ja auch eine subjektive momentane Abkehr von dem aggressiven Hund. Man lässt das Blut fließen und ist erst mal mit dem eigenen Daumen beschäftigt, der auch vielleicht einen Druckverband benötigt.

Hund - so neurotisch er auch immer sein mag - kriegt den Schmerzensschrei mit und auch die folgende Abwendung.
Er weiß jetzt, er hat sich vergriffen!
Ich kenne keinen Hund, der auf einen Schmerzenschrei und subjektiver Abwendung mit gesteigerter Aggression reagierte.

Geli
 
AW: Hilfe, wir haben ein Problem

Liebste Angelika-Marie!

Ich bin mit Dir hier nicht auf streit aus aber meine Meinung muß ich vertreten und ich will Dich in keinster Form dabei beleidigen.

Nein. Eine spontane Lautäusserung wie "Au!", selbst wenn ein neurotischer Tierheimhund einen gebissen hat, kann nie verkehrt sein. Dem spontanen Schmerzensschrei folgt ja auch eine subjektive momentane Abkehr von dem aggressiven Hund. Man lässt das Blut fließen und ist erst mal mit dem eigenen Daumen beschäftigt, der auch vielleicht einen Druckverband benötigt.

Nun das trifft sicher auf einige Tierheimhunde zu aber auf Seelisch gestörte Hunde die zu Aggressionen neigen nicht.

Hund - so neurotisch er auch immer sein mag - kriegt den Schmerzensschrei mit und auch die folgende Abwendung.
Er weiß jetzt, er hat sich vergriffen!
Ich kenne keinen Hund, der auf einen Schmerzenschrei und subjektiver Abwendung mit gesteigerter Aggression reagierte.

Wenn ein kleiner Hund neurotisch ist, kann ich ihn abwehren, ich werde dann zwar einige Beisswunden kassieren aber das ist nicht so schlimm. Tut weh aber ich überlebe es.
Einen großen (Schäfer, Neufundländer, Mischling etc) neurotischen Hund aber nicht. Sie werden nach einen aufschrei noch aggressiver und stürzen sich auf Dich, sie verfallen in einen richtigen Blutrausch, bist Du dabei in der Hocke, dann bist Du ein potenzielles Opfer.

Mit solchen Hunden muß man sehr behutsam und achtsam umgehen und nur langsam sich nähern. Sie brauchen eine sehr lange Eingewöhnungszeit und dürfen in dieser Zeit, auch nicht alleine gelassen werden. Eine annäherung an solche Hunde, ist nur dann gestattet, wenn er sich von selbst Dir nähert und Du ihm ohne Druck und Stress begegnst. Langjährige Erfahrung hat mich eines gelehrt, kein Hund ist wie der andere auch wenn sie der gleichen Rasse angehören. Ist ein Hund Seelisch krank so braucht er eine auf sich abgestimmte Medizin für seine Krankheit damit er genesen kann.

LG Suedwind
 
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Liebe Südwind, :)

vielleicht verwenden wir einfach unterschiedliche Wörter für den gleichen Sachverhalt?

1. Ich hocke mich nicht vor einen aggressiven Hund, der mich soeben gebissen hat - bin ich denn dumm?
Ich begebe mich - von ihm weit genug entfernt- nach unten, wenn ich einen aggressiven und verschreckten Hund in der Pflege habe, und ihm in einer entspannten Situation eine Brücke bauen will. Ich überlasse ihm die Initiative, dabei von selbst auf mich zuzukommen. Ich schaue ihn dabei nicht direkt an, ich mache ihn auch nicht an, ich biete ihm lediglich eine Gelegenheit, sich mir selbst zu nähern, ohne dass ich ihn bedrohlich überrage. - Das ist alles.

2.
Geli schrieb:
Dem spontanen Schmerzensschrei folgt ja auch eine subjektive momentane Abkehr von dem aggressiven Hund. Man lässt das Blut fließen und ist erst mal mit dem eigenen Daumen beschäftigt (...)Ich kenne keinen Hund, der auf einen Schmerzenschrei und subjektiver Abwendung mit gesteigerter Aggression reagierte.
Du hast geantwortet:
Südwind schrieb:
Wenn ein kleiner Hund neurotisch ist, kann ich ihn abwehren, ich werde dann zwar einige Beisswunden....

Ich habe aber abwenden geschrieben, nicht abwehren!

Wenn ich gebissen werde, ist es doch normal, dass ich aufquieke, das kann doch niemand heroisch ertragen! Und gleichzeitig wende ich mich von dem Hund ab! Schaue von ihm weg. Kümmere mich instinktiv um meine Verletzung.
Denn jemand der gebissen worden ist, will sich doch nicht nochmal beissen lassen! - Das heißt, jemand der schmerzhaft aufschreit und sich abwendet, signalisiert wie damals, in der Hundekindkeit, beim noch unneurotischen Welpenspiel: "Das ging jetzt zu weit! Ich ziehe mich von dir zurück!"
Der Hund erfährt aber durch das spontane Aufschreien, warum er das tut.

Gleich mal meine ersten (2001) Erfahrungen mit einem bissigen Neufundländer.
Bei ihm war das in die Hocke gehen im weiteren Verlauf seiner Genesung insofern falsch, als dass er es bald als Aufruf verstand, mich zu berammeln.

Aber bei kleineren Viechern, habe ich ( wir sprechen hier von einem Spaniel) gute Erfahrungen damit gemacht, mich herunter zu begeben- und den Hund, so er es denn möchte und sich traut, kommen zu lassen.

Und klar ist:
Südwind schrieb:
kein Hund ist wie der andere auch wenn sie der gleichen Rasse angehören. Ist ein Hund Seelisch krank so braucht er eine auf sich abgestimmte Medizin für seine Krankheit damit er genesen kann.


https://www.tierliebe.at/forum/showpost.php?p=88765&postcount=11

Lieben Gruß,
Geli
 
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