AW: Schildkröten "Wer weiß Was?"
Huhu Ralf,
ich kenn mich nur mit Landschildkröten aus.
Und wenn man die überhaupt heute noch kriegt, finde ich sie für Kinder besser als Wasserschildkröten.
Die heutigen, gängigen Wasserschildkröten ( ich schlage jetzt die Namen der Sorten nicht nach) sitzen im Becken, fressen viel, kacken alles voll ( für den Besitzer heißt das: häufiger Wasserwechsel) und werden zu schnell zu groß, so dass man bald nicht mehr weiß, wohin mit ihnen. Deshalb wimmeln ja öffentliche Teiche z.B. in Tropenhäusern, aber bei uns auch die Ruhr, von ausgesetzten Wasserschildkröten.
Jetzt zu den Landschildkröten.
Ich weiß nicht, welche Sorten man überhaupt noch im Handel erhalten kann.
Die zählebigsten und geeignesten für den Haushalt, sind die griechischen und die sowjetischen Landschildkröten. Wobei ich die letztere Art deutlich mehr liebe als die griechischen. Sowjetische Landschildkröten ( ich hoffe den Namen gibt es überhaupt noch, und sie werden nicht unter einem anderen Namen gehandelt?) sind kompakt, und bei Sonneneinstrahlung quicklebendig und richtig hurtig. Schneller als die griechischen.
Schildkröten sind wechselwarme Tiere. Sie brauchen zu ihrem Gedeihen Sonne, damit sie warmwerden und ihre täglichen Lebensfunktionen überhaupt anlaufen können. Gleichzeitig brauchen sie auch einen Ort im Schatten, wo sie sich, wenn es zu heiß wird, auch abkühlen können.
Im Winter halten sie Winterschlaf. - Auch die Wasserschildkröten in den Teichen.
Schildkröten können sehr alt werden - und am liebsten wäre es mir, in der Heimpflege würden sie es auch. Aber da kann einiges anbrennen.
Im Einzelnen:
Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend über lange Jahre hinweg nacheinander drei Landschildkröten, zwei hat zum Schluss der Habicht - oder ein anderer Raubvögel - geholt , eine ist auf Nimmerwiedersehen ausgebüxt.
Da sie mich wirklich lange Jahre begleiteten, haben sie auch unterschiedliche Halterungsbedingungen kennen gelernt.
Ich sag es erst mal ungern, weil, viele werden mir einen Vögel zeigen: Sie konnten frei in der Wohnung herumlaufen. Dabei hatten sie ( einige Jahre) Zugang zum Balkon. Und das ist ideal, denn dann können sie nicht abhauen.
Die Wohnung eignet sich vor allem dann, wenn es draussen noch - oder schon wieder - zu kalt ist, also im Frühjahr oder Herbst. Den Sommer über können sie in einem geeigneten Gehege - meinetwegen einem, an den Seiten und oben mit Maschendraht bespannten Rahmen, draussen bleiben.
Aber nochmal zurück zu der Haltung in Wohnung und Balkon.
Schildkröten graben sich in der freien Natur zum Schlafen gerne ein. Wenn sie in einer Wohnung schlafen gehen, verkriechen sie sich in irgendwelche Ecken, und graben dann mit ihren Pfoten allabendlich "Pseudogänge" hinter einem Sessel, beziehungsweise in einer Wandecke. Nachdem sie Abends genug "gegraben", sprich gekratzt haben, schlafen sie ein.* (Zu diesem Sternchen später noch was.)
Morgens werden sie dann, wenn es hell wird, wieder munter und suchen sich als erstes einen Bodenfleck auf den die Sonne scheint.
Dort räkeln und strecken sie sich ganz entzückend, bis sich ihr wechselwarmer Körper mit Sonnenwärme aufgeladen ist.
An dieser Stelle habe ich sie auch immer gefüttert. Und zwar hatte ich dort eine abwaschbare Unterlage, sprich ein größeres, laminiertes Holzbrett.
Denn an der Fütterungstelle kacken sie (zu 98%) auch, und so lässt sich alles gut sauber halten.
Dann wurde die Tür zum Balkon geöffnet, und dort hatten sie etwas sehr Feines: Ein Haus aus flachen Bruchsteinen. Also: Bruchsteinplatten so übereinandergestapelt, das es von außen eine Art "Berg" ergibt, mit einer steileren und einer flacheren Seite, und vor allem einer Höhle in der Mitte. Denn Landschildkröten sind unermüdliche und leidenschaftliche Kletterer. Man konnte es wunderbar beobachten, wie sie sich ihren Tag vertrieben: Rauf auf's Haus geklettert, stolz auf dem Dach/ Gipfel gesessen - und wutsch - auf der anderen Seite bäuchlings wieder runtergerutscht. Und dann auf der anderen Seite eifrig wieder hochgeklettert. Und das zig Mal - mangels anderer Berge - wiederholt und sich dann in der heißen Mittagszeit im Schatten der Höhle darunter ausgeruht.
Ich denke, das ist das Minimum was man ihnen geben muss, um ihren natürlichen Ansprüchen gerecht zu werden: Einen Berg zum Klettern in der Sonne und eine Höhle darunter zum Schatten tanken.
Und so sollte ihr ( möglicherweise mit Maschendraht umgebenes, verstellbares) Gehege im Garten auch beschaffen sein: steinerne Klettermöglicheiten in der Sonne - Versteckmöglichkeiten im Schatten.
Was fressen sie? - Salat, alle Arten, sehr gerne Kopfsalat ( bei gekauftem auf Schadstoffe achten! - Lieber Bio!), Früchte, wie Erdbeeren ( Schadstoffe!),Brombeeren, Birnen, eher selten Kleintiere wie Schnecken.
Jessas, jetzt wir mir das Geschriebene doch ziemlich lang.
Egal, jetzt arbeite ich die letzten Punkte auch noch ab:
Winterschaf.
Wenn draussen die Temperaturen sinken, werden die Schildkröten müde.
Man kann es beobachten und muss es auch tun.
Nun stimmen sie sich langsam auf den Winterschlaf ein.
Sie graben immer mehr, werden träge, suchen nach Versteckmöglichkeiten.
Schildkröte kann nun nicht mehr in Wohnung und Garten bleiben, sondern kommt in einem größeren, mit Laub gefüllten ( Holz?)Kasten in einen frostfreien Raum. Dort wird sie sich eingraben und den Winterschlaf beginnen.
Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen, erwacht sie entweder von selbst, oder man weckt sie, indem man sie mit dem Popo in lauwarmes Wasser taucht. Bis sie wach wird und ihren Haufen macht. - Wobei ich aber nicht weiß, ob das noch up to date ist, denn das ist Schildkrötenwecken in den beginnenden 60ger Jahren gewesen - ich habe sie später einfach nur wärmer gestellt, und sie erwachten von sich aus.
Zurück zum * Sternchen oben: Ich habe den Süßen, weil ich das allabentliche Knarzen in diversen Wohnungsecken leid war, "Schildkrötenhäuser" gebaut. Und zwar aus einer Art Pappmache'. Eine grobe, groß genug angelegte Höhle ( ca. das doppelte ihres Umfangs, das sie sich darin auch wenden konnten), mit einem Vorhang aus Pappmache' Kugeln an Bindfäden. Ich mein, Höhlen aus Bruchsteinplatten hätten es auch getan, aber damals waren sie ja noch in der Wohnung und die war zu zivilisiert für Bruchsteinhöhlen. Anyway - sie haben diese Behausungen angenommen.
Sie sind dann Abends immer in ihr Schildkrötenhaus gekrochen, haben sich dort zur Ruhe gekratzt, und sind morgens daraus wieder aufgestanden.
Noch eins: Schildkröten kommunizieren. Sie tun es durch eine Art trockenes Knacken im Rachen, begleitet mit Augenplinkern, dabei schieben sie ihren Kopf rythmisch nach vorne. Der Mensch kann das auch. Er macht das Knacken mit seiner Zunge im Mund irgendwo weit hinten. Auf diese Weise kann er zwar eine sehr vereinfachte, aber doch eine Kommunikation mit ihnen führen. Denn die kleinen Landschildkröten nehmen ihn wahr, und sie nehmen seine Gesten wahr.
Selbst die Riesenschildkröten im Zoo regieren und antworten darauf. Anknacken - dabei Kopf nach vorne/ oben schieben - und Augenplinkern.
Erst beide, dann rechtes - nur linkes - dann wieder beide. Sie machen es nach. Beantworten es ihrerseits mit Knacken an der Zunge/Rachengrenze und Augenplinkern. Das ist schon irre.
Liebe Grüße,
Geli:blume2: