AW: Silvesterknallerei - was macht Ihr?
Liebe Uschi,
erst jetzt werde ich aufmerksam auf Eure Problematik. Die Dina scheint ja insgesamt kein ganz einfacher Hund zu sein. - Griechischer Straßenhund - dann im deutschen Tierheim gelandet - Allergie auf Zusatzstoffe im Futter - leichte Dominanzbestrebungen zu Anfang - Unausgelastetsein - jetzt Angst vor Knallerei.
Hast Du noch Kontakt zu Eurer guten Hundetrainerin? Sie kennt den Hund ja besser als wir hier, denn Ferndiagnosen sind immer schwierig. Vielleicht kann sie Dir rascher weiterhelfen?
Ich habe nur Knallereierfahrung mit extrem geräuschempfindlichen Beardie-Pflegehunden, und weil es Pflegehunde waren, die bald wieder gingen, zeigte auch meine Art, wie ich mit Geräuschen umgehe, wenig Wirkung.
Ich relativiere da immer ganz deutlich. Knallt es, zeigt der Hund Angst, lache ich ihn an und sage kurz: O! - Nach dem Motto: O! Hat geknallt, na, das ist wohl was! - Ich mach's irgendwie lustig, wie ungefährlich.
"O! Hat geknallt!" - Streichel den Hund sanft, mein kurzes "O!" ist wie eine Aufforderung darüber zu lachen, und dann geht's weiter mit ablenkendem Spiel. - Ballwerfen, Kuscheln, Ballwerfen.
Ich versuche zu relativieren und abzulenken, und gleichzeitig Sicherheit zu geben.
Schade, es gibt keine Lautschrift im Deutschen für dieses "O!". Denn es ist nicht "Oh", es ist ein ganz kurzer Laut, eher "Oa!" oder wie "Boah!", nur noch viel kürzer. Es ist wie ein lustig-spannendes Augenaufreissen, es hat etwas Aufforderndes.
Bei
meinen Hunden habe ich schon das Gefühl, das die Hunde mein Verhalten spiegeln. - Wenn's knallt, na, dann lacht man halt darüber.
Aber das hilft Dir jetzt auch nicht, aktuell in der Situation, in der der Hund bereits die Panik hat. Mein kurzes "O!" ist eher die ständige innere Grundhaltung, dafür keine Panik zu kriegen.
Ich denk mal, Dina, sollte jetzt wieder Vertrauen durch die Erfahrung gewinnen, dass ihr nix passiert, selbst wenn es mal hin und wieder knallt.
Das ist ein Geduldsjob, den Du möglichst mit viel Heiterkeit und Lachen absolvierst. Tröste sie in ihrem Kummer und in ihrer Angst, aber bemitleide sie nicht. Zeig ihr durch aufbauende Fröhlichkeit, dass ihre Angst unbegründet ist, und dass sie doch streichelnden, wärmenden Halt an Dir hat.
Du gehst voraus wenn's knallt, und lachend nimmst Du sie mit.
Du bist der starke Boss, der die Sachen einschätzen kann. Aber es ist eine Frage der Geduld, bis Dina Dir folgt und das auch so sieht.
Von daher wäre es wirklich gut, wenn Deine Hundetrainerin Dich da vor Ort unterstützen könnte.
Wie waren denn die letzten Sylvester?
Du schriebst, Du hast den Hund schon seit vier Jahren?
Ich merke immer mehr, dass Hundz absolut zufrieden sind, je mehr ich durch mein Verhalten klare Signale setze. Dazu ist es aber gut, Sachen im Vorfeld zu wissen, bevor der Hund in irgendwelche Verhaltensunsicherheiten läuft. Und im Vorfeld schon die Regel zu bestimmen.
Ich sag mal so: Als ich meinem ersten Hund vor 20 Jahren bekam, bin ich mit ihm an der Leine an der Straße entlang gewandert, und hab nix gesagt, sondern nur geguckt, dass der auf dem Bürgersteig blieb.
Als ich 2006 meinen letzten Hund bekam, habe ich, als ich den Welpen das erste Mal an der Leine neben der Straße führte, ihn sofort beim Geräusch des Nahen eines Autos bei Fuß gerufen ( inkl. Lob). Damit schaffst Du was Grundlegendes, was die nächsten 11 bis 15 Jahre eines Hundelebens Deine Hundeerziehung maßgeblich vereinfachen wird: Autogeräusch heißt: Bei Fuß.
Dabei hat der Hund die innere Sicherheit das Richtige zu tun, und er weiß, das er bei Dir geborgen ist.
Hunde brauchen relativ viel Sicherheit bei ihren Chefs, scheint es mir inzwischen, und es ist sehr gut, für die Hunde situativ vorzudenken, um ihren Ängsten oder dominantem Ausflippen vorzubeugen.
Liebe Grüße,
Geli
:kuss1:
P.S.: Vielleicht habe ich mich mal wieder zu kompliziert ausgedrückt?
Frag einfach.