Neuer Pflegehund

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Tolle Geschichte, Geli!
Ich habe sie mit Genuss gelesen. Schreiben kannst du!
Es hat mich sehr nachdenklich gemacht, dass die alte Dame sich die Gegenwart so verpfuscht hat, weil sie als Antwort auf aktuelle Situatuionen nur starr die Vergangenheit zum Maßstab nahm.
Da hast du nun so viel Zeit investiert und so viel auf dich genommen um mit einem neuen Hund nach hause zu kommen :D:D:D
Et kütt wie et kütt.....
Meiner hat sich auf eine ganz ähnliche Weise sein Bleiberecht gesichert. Ich musste erst kapieren, was ihm schon lange klar war: dass er zu mir gehört :blume2:
Trotzdem, und das ist glaube ich auch eine sehr wichtige Beobachtung in deiner Geschichte:
Der Hund wäre in der Lage und bereit gewesen, sich neuen Gegebenheiten anzupassen und eine neue Bindung ein zu gehen.
Das zeichnet Hund allgemein aus: sie sind Opportunisten und damit in der glücklichen Lage, anders als die alte Dame und die meisten Menschen, die Gegenwart zu genießen ohne der Vergangeheit länger nachzutrauern.
Das Leben ist schön!
Beste Grüße,
Eva
 
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Hallo Geli,
Deine Geschichte war sehr spannend :danke:
Aber was wird nun aus Tino?
Ich denke es war gut für ihn das Du ihn mit zurück nahmst.
Ältere Menschen haben es schwer umzudenken.
 
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Eine echt tolle Geschichte und jetzt konnte ich sie auch mal mit Genuß lesen.
Vielleicht war es ja Vorbestimmung das Timo nun wiederbei Dir ist .
Besser kann er es ja kaum treffen :umarm:
 
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Hallo liebe Eva, liebe Fusselbürste, liebe Siri, :)

danke erstmal für das Lob wegen der Geschichte! Ich möchte ja schreiben, und so ist es eine Übung für mich.
Ich denke auch, es war gut, dass ich ihn wieder mitnahm. Wenn auf dem Hintergrund einer südländischen Auffangstation so etwas recht einfaches wie das Verteidigen eines Leckerchens nicht verstanden wird, sondern als persönlicher Affront erlebt wird, sind weitere Katastrophen programmiert.
Das Irre ist ja, weder die alte Frau, noch die beiden Krafts haben Tino's Verhalten überhaupt mit dem Leckerli in Verbindung gebracht!
Er war nur auf einmal ein "böser, gefährlicher Hund".

Die alte Frau konnte sich in dieser- eingesperrten- Situation auch nicht helfen.
Es hätte eine Reihe von Möglichkeiten gegeben.
Dem Hund süß zu flöten, wäre die erste gewesen.
Um den Hund von hinten herumzugehen, die zweite.
Gut, jetzt hatte sie Angst, diese Möglichkeiten schieden also aus.

Dem Hund irgendwas in den Flur zu schmeissen, um ihn abzulenken, die dritte. Und möglichst so, dass es kollerte, um damit die Neigung eines JEDEN Hundes anzusprechen, hinterherzuspringen. Eine Nuß, einen Apfel, ein Stück Nippes von der Fensterbank. Es stand genug herum!

No.4. wäre gewesen, dem Hund direkt was an den Kopf zu werfen: Ein Strickzeug, ein Sofakissen, meinetwegen sogar die Sofadecke über den Hund - um in seiner anschließenden Verblüffung zu entkommen.

No.5., ihn mit einem Schluck Wasser aus der Blumenkanne zu begießen.

Aber die gute Frau Weikertschlag fand keine dieser Möglichkeiten.
Ihr Kopf war nicht mehr in der Lage, flexibel zu reagieren.

Daraus ergibt sich auch die Antwort, wohin mit Tino?
Zu Leuten, die das noch können.

Ich werde ihn noch eine Zeitlang behalten und in Ruhe in der Umgegend selber suchen.
" Suche mutige Adoptiveltern für Auffanglager-geschädigten Spitzmischling, mit zum Teil unmöglichem Benehmen, aber einem Herzen aus Gold",
war die Formulierung für eine Zeitungsanzeige, die mir spontan in der S-Bahn einfiel, als ich Frau Weikertschlag verließ.
Das ist nicht das Gelbe vom Ei, ich werde es auch nicht so lassen, es drückt nur meine Gegenreaktion auf das Geschehen aus.

Liebe Eva, ich möchte schon noch, dass er geht. Aber es soll mehr in der Nähe sein, und die Leute jünger. Und wenn das auch nicht funzt - dann bleibt er. Zwei Versuche habe ich noch.

Ja, das Leben ist schön!

Viele liebe Grüße an Euch,

Geli :blume2:
 
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Hallo liebe Geli! :blume2:

Auch ich fand deine Geschichte sehr spannend! Fast wie aus einem Buch! ;)

Der arme Tino… dann war das halt nicht "die Richtige" für den Kleinen. Ist schon traurig, aber bestimmt besser so. Ihr findet schon noch jemanden, der besser mit ihm umgehen kann!
Leider ist das so bei vielen älteren Leuten... die wollen/können halt nicht mehr umdenken, auch wenn sie merken, dass ihre Methoden sie nicht weiterbringen. Dann schiebt man es eben auf das Tier...

Ich bin schon gespannt, wie es für Tino weiter geht. Ich hoffe, beim nächsten Mal klappts, aber man wird ja sehen, was die Zukunft so für den Kleinen bringt ;)
 
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Hallo liebe Leute, :blume2:

nachdem ich kaum noch dazu komme hier zu schreiben, wird es doch Zeit, jetzt mal das Ende der Tinogeschichte zu erzählen.

Es ist jetzt schon 6 Wochen her, da rief mich Regina, die Tierschutzfrau, über die ich Tino habe, abends an. Es hätten sich neue Leute für Tino gemeldet, ob die was wären wusste sie nicht, sie könnten jedenfalls nicht mit Computern umgehen, von daher keine mails schreiben, aber sie wären nur ca 60 km von mir entfernt und sie würden sich freuen, wenn ich sie noch an diesem Abend zurückrufen würde.
Dies versprochen - dies getan.

Ich hatte Frau Hannelore Meister ( ich nenne sie mal so) aus Mülheim am Apparat. Sie ist Ende 50, wie ihr Mann im Vorruhestand.
Sie erzählte folgendes: " Ja, also, hmm... wir haben heute Tinos Bild im Internet gesehen, und hmmm, da dachten wir...na, wir dachten: Das ist unser Hund! Ich weiß, das klingt jetzt etwas seltsam", fuhr sie eilig fort, " aber die Sache ist so: Wir suchen nämlich schon seit zwei Jahren nach einem Hund, der aussieht wie Tino! Wir waren schon in so vielen Tierheimen, das kann ich Ihnen gar nicht sagen! Und hinterher immer wieder diese Enttäuschung!
Wir suchen so einen Hund, denn wir fahren seit Jahren in ein Appartement an der Nordsee, und die Besitzerin hat so einen, der sieht ganz genauso aus.
Fussel heißt der. Und Fussel hat sich uns seit Jahren angeschlossen. Was lieben wir diesen Hund! Die Besitzerin wollte ihn uns schon schenken, aber der Fussel ist ja 15, ich meine, so einen alten Hund darf man nicht mehr verpflanzen. Und erst recht nicht, wenn der da den ganzen Tag frei rumstromert auf einem riesigen Gelände, in allen Häusern besuchen geht, an den Strand läuft, und wir hier in Mülheim nur den kleinen Garten haben.

Also, wir suchen seit zwei Jahren so einen Hund. Und jetzt hat uns unser erwachsener Sohn die letzte Woche einen Computer mit Internetanschluss geschenkt und angebastelt - und da haben wir gegoogelt. Erst haben wir geguckt unter Golden Retriever x Collie, denn das soll Fussel sein; Sie wissen schon, diese holländischen Goldies, die so rötlich sind.
Aber da haben wir nix gefunden. Jetzt hat der Fussel auch noch so einen aufgedrehten Spitzschwanz, und da habe ich heute zu meinem Mann, dem Willi, gesagt: "Guck doch mal unter Spitzmischling!" Na, und da war Tino! Das ist unser Hund!"
"Ahh -ja," meinte ich überrascht. Eine halbe Minute Schweigen fiel, dann sprach sie weiter. "Also, der Fussel, das ist nun kein einfacher Hund, das ist ein Rabauke. Andere Hunde bellt er gewaltig an, hören tut er nicht immer, er gräbt ständig Löcher und fängt Mäuse. Ohne sein Einverständnis darf keiner da bei den Appartements eine Tür passieren! - Und er ist doch sooo ein Goldschatz!"

Noch war ich skeptisch. Noch dachte ich, so ein Retriever-Colliemischling ist doch sehr viel größer als mein Spitz, der klar, auch ganz viel von diesen holländischen roten Goldie in sich hat.
Noch wiegelte ich die Begeisterung vorsichtig ab, erzählte auch, wie schwierig Tino mitunter war. Die liebe Lore ließ das völlig kalt. Nichts konnte sie abschrecken.
Wir verabredeten ein Programm, nachdem das Ehepaar so oft und so lange zu mir komme sollte, zunächst mit mir und Tino, dann mit Tino alleine Freizeitaktivitäten unternehmen sollte, bis es zwischen ihnen und Tino gefunkt hätte, sie sich ihrer Wahl absolut sicher waren, und der Hund selber mitgehen wollte.

Sie kamen zum ersten Mal an einem Mittwochnachmittag. Ich hatte Bonnie und Tino gesagt, dass wir Besuch erwarten, und beide lungerten schon aufgeregt vor dem Törchen. Als sie dann aus dem Auto stiegen und nahekamen, habe ich sie in den höchsten Tönen den Hunden gegenüber angekündigt und gelobt, um Tinos wache Verteidigungsbereitschaft zu brechen.
Lore und Willi flöteten ebenso süß, und es funktionierte: beide Hunde begrüßten sie wie liebe Bekannte. Der an Türen und Törchen mitunter sehr argwöhnische Tino vergaß seinen Argwohn, ging im Stand auf die Hínterbeine und legte Lore zärtlich seine Pfötchen auf die ausgestreckten Hände, während sein Kopf sich danach an ihren Bauch kuschelte.
Frau Meister kamen die Tränen. "Das ist unser Hund!" flüsterte sie.

Im Haus, am Kaffeetisch, zeigte sie mir Fotos von Fussel, der tatsächlich genau aussieht wie Tino, gut, etwas heller an der Brust. Ich konnte es fast nicht glauben. Und dieser Fussel, er hatte ganz ähnliche Macken wie Tino, so dass sie fast alle kannten!
Schon auf dem ersten Spaziergang schloss sich Tino Willi ganz stark an, Lore liebte er auch, aber Willi war eindeutig sein Mann. Tino hörte bei beiden auf's Wort, bei Willi aber mit einer Freude, die nicht zu übersehen war.
Er wollte gefallen!

Zurück im Haus war Lore traurig. " Er ist dein Hund!" sagte sie ihrem Willi.
"Er liebt dich!" Wie als hätte es Tino gehört, ging er zu ihr hin und drängte seinen Kopf zärtlich zwischen ihre Knie. Rieb ihn daran, schaute sie an, reichte das Pfötchen!!!!! Sie streichelte ihn entzückt.
Herr Meister legte lächelnd den Arm um seine Frau: " Ich finde, Tino hat eine gute Entscheidung getroffen. Außerhalb des Hauses ist er mein Hund - drinnen ist er deiner."
Nun kam Lores Stunde. Sie schäkerte mit Tino, ließ ihn sitzen, leckerte ihn, ließ ihn Platz machen - und als sie gehen wollte sprang er hinter ihnen her - ins Auto.

"Es ist noch zu früh," sagten Willi und ich. " Kommt lieber noch mal wieder und geht mit Tino alleine, und danach nehmt ihr ihn mit" , meinte ich. Inzwischen sagten wir Du.

Es folgten zig Telefongespräche und mails über alles Wissenswerte, was den Hund betraf. Über sein allergisches Reagieren auf EG-Zusatzstoffe und wie man futterseits am besten damit umgeht; über das was er an Verhalten bereits kann und das, was er noch nicht kann.
Eine Woche später gingen sie alleine mit Tino spazieren. Nach dem Kaffeetrinken sprang er zu ihnen ins Auto und fuhr an mir vorbei, ohne mir einen Blick zu schenken, als habe es mich nie gegeben.
Das war, weil er sich der Zukunft öffnete.

Er war dann schon etwas traurig und unsicher. Lore rief an dem Tag noch dreimal an und sagte: " Hör mal, der Schwanz hängt!" "Lenkt ihn ab!" meinte ich. " Geht mit ihm raus, spielt mit ihm, gebt ihm leckeres zu fressen! Füttert ihn mit der Hand, lasst ihn sitzen dabei - das bindet! Morgen wird es schon besser sein! - Ach, und du hast ihm doch die Bachblüten gegen Umstellung gegeben?" " Natürlich!" sagte Lore.

Eine Woche ließen sie ihn nicht von der Leine. Dann stand auch mein Kontrollbesuch bei ihnen an, zu dem sie mich mich dem Auto abholten und später wieder zurückbrachten, weil ich schlecht beim Autofahren auf längeren Strecken gucken kann.
Ich zeigte ihnen noch mal das Abrufen mit den einzelnen Signalen , die ich anwende, es ging absolut problemlos.
Seitdem läuft Tino bei ihnen frei und sie gehen sogar gemütlich mit ihm joggen. Wenn er sich beim Graben nach Mäusen schmutzig macht, und Lore wegen der Lehmpfoten schon nicht mehr recht weiß was tun, springt Köti in den nächsten Bach und macht sich sauber. So wird das Vertrauen immer größer.

Der kleine Kerl aus der maltesischen Auffangstation hat ein Schlafkörbchen neben ihren Betten, eines im Wohnzimmer, eine Couch für sich, ein weiches Fell unter dem Küchentisch. Er hat Spielsachen, mit denen sie mit ihm spielen. Er bekommt eine Kost aus 1/3 Dose/Trofu, 1/3 barf und 1/3 Selbstgekochtem.
Nie bleibt er allein, er wird immer mitgenommen.

Lore und Willi freuen sich über den Hund, als sei er ihr eigenes Kind.
Und in diesem Vertrauen hat er noch mehr seiner anfänglich schlechten, schwierigen Eigenschaften abgelegt.
Ich habe schon viel erreicht bei ihm, Lore und Willi sind mir da in guter Spur gefolgt.
Gestern rief Lore wieder an, nachdem sie jetzt ihre gesetzlich vorgeschriebene Hundeprüfung mit null Fehlern bestanden haben, und Tino das erste Mal in einer Tierarztpraxis geimpft wurde - und zwar ohne zu beissen.

Lore sagte: "Wir lieben Tino so sehr! Es ist, als hätte er immer zu uns gehört! Alle Leute, die ihn sehen - sie lachen!
Hinter seiner früheren Fassade steckt ja so ein Goldschatz! Wenn er manchmal - selten noch - bös knurrt, sagen wir einschmeichelnd: "Wie brummt der Teddy?" - Und dann schaltet der um in Spielknurren! Die Spannung ist dann raus!
Mensch, Geli, wie kann man nur mit einem Hund soviel Glück haben wie wir?"

Ich sage Gute Nacht für heute.;)
Alles Liebe,
Geli :)
 
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Liebe Fusselbürste, liebe Pink Floyd, :)

ein Dankeschön für Eure offene, warmherzige Anteilname!
Ja, es ist fast wie ein Märchen, Pink Floyd.
Es wirkt fast so, als habe dieser Hund auf diese Leute gewartet - und diese Leute auf ihn. Sie mussten erst Internet bekommen, das war alles.

Tino war insgesamt 10 Monate bei mir, Fusselbürste. Und ich bin sicher, ohne diese 10 Monate in guter Unterbringung wäre er nicht vermittelbar gewesen.
Danke für Dein Lob!

Euch beiden liebe Grüße,
Geli :blume2:
 
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Hallo Geli,
ich lese immer gerne wie viel Vertrauen Du in die Hunde steckst.
Ich selber bin da ganz anderst, habe allerdings auch schon andere Erfahrungen machen müssen.
Zum Glück sind meine immer ohne Verletzungen ausgekommen.
Nur einmal hat mein Rüde ein Blutiges Ohr gehabt, weil seine Freundin ihn gebissen hat. Er ist ein Raubein und sie hat meiner Meinung nach HD und hatte Schmerzen. Seid dem bin ich noch vorsichtiger und an Fremde Hunde lasse ich meine Hunde auch nicht ran. Ich weiß ja nie ob die Geimpft sind oder nicht. Einen Hund habe ich schon verloren und nochmal will ich sowas nicht erleben.
 
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Liebe Geli,
lange hab ich nichts mehr von mir hören lassen, aber wir haben wirklich harte Zeiten hinter uns. Doch nun schau ich hier rein, und darf direkt ein so schönes Happy-End lesen. Mir sind direkt die Tränen in die Augen geschossen. Ich möchte mich dem Lob anschließen, ein Hund, der bei dir das Leben kennen lernen darf, macht es seinen neuen Hundeeltern leichter. Um so schöner, wenn dann die Liebe alles weitere regelt.
Ich freu mich jedenfalls für Tino und natürlich für Willi und Lore.
Alles Liebe
Petra
 
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Liebe Petra, :)

es tut mir leid, dass Ihr so harte Zeiten hattet! Ich weiß jetzt nicht um was es geht, denn ich komme hier auch kaum noch zum Lesen oder zum Schreiben, aber fühle Dich gedrückt! - Wie man an Tinos Schicksal sieht, gibt es auch immer wieder ein AUFWÄRTS!

Liebe Fusselbürste, :)

ja, schlechte Erfahrungen sind nicht gut. Und oft verleiten sie uns dann, aus Vorsicht, Dinge zu meiden. Wahrnehmung ist ja immer subjektiv, die Welt ist immer wie jeder Mensch sie sieht.
Und obwohl mein letzter Hund Lucy auch gebissen wurde - und gerade noch als Welpe! - und gerade auf einer gesetzlichen Hundefreilauffläche, habe ich doch ganz viel Vertrauen in die Spezies Hund. Immerhin war dieser Biss der einzige wirkliche in 28 Jahren aktiver Hundehaltung als Erwachsene.

In meine und die mir anvertrauten Hunde habe ich sowieso bald großes Vertrauen. Allerdings gibt es fremde Kötis, bei denen ich auch besorgt bin, und gerade solche, die an kurzer Leine weggehalten werden.
Dann kann ich der freilaufenden Bonnie sagen: "Lass den Hund!" - Und sie geht nicht hin. Sie meidet ihn, ignoriert ihn, schenkt ihm keinen Blick. Das hatte ich auch schon Lucy beigebracht, und Tino hat es sich von Bonnie abgeschaut. - Also, warum sollte ich da Sorge haben?
Es geht immer darum, selbst für den Hund wichtiger zu sein, als jeder andere äußere Reiz.

Vielleicht kommt bei mir erleichternd hinzu, dass kurz nach meiner Geburt ein Chow-Chow gekauft wurde. ( Vater's Baby! - 1956 waren die Väter noch von der Babypflege ausgeschlossen, selbst wenn sie sooo gerne mittun wollten.)

Mit diesem Hund bin ich aufgewachsen, von Kleinkind an. Und er hat mich auch gebissen! Meine Eltern hatten mir immer gesagt, ich solle Poldi nicht am Schwanz ziehen und nicht zwacken. Aber sag das mal 'nem 3, 4 jährigem Kind! Es ist verantwortungslos, ein Kind in diesem Alter mit einem Hund allein zu lassen! Natürlich habe ich ihn nun extra - wenn keiner hinsah - am Schwanz gezogen und gezwackt! Hab ihm die Nasenlöcher zugehalten! Und irgendwann machte es dann "schnapp" und ich hatte einen Poldizahn im Oberarm. Obwohl ich noch ganz kein war, war mir klar, dass dieser Biss an mir lag. Ich habe ihn meinen Eltern verschwiegen und so getan, als sei nichts. Und Poldi war -1960 - garantiert nicht geimpft. Aber ich! So passierte nix und das Loch im Oberarm bildete eine Kruste und heilte zu. (Deshalb ist es vollkommen wurscht , ob andere Hunde geimpft sind oder nicht, Hauptsache Deine haben einen ausreichenden Impfschutz.)

Nun, jedenfalls seitdem und in den Jahren die folgten, habe ich - instinktiv lernend - sehr genau hingeguckt, was mit dem Hund ging und was nicht.
Poldi war ein unkastrierter Rüde, niemand ging je mit ihm spazieren, bis auf mich, das Kind, und zwar leinenlos. Was auch immer ich tat und machte, wo auch immer ich spielte, er folgte mir einfach auf Schritt und Tritt.
Die Kinder aus der Neubausiedlung, die damals hinter unserem alten Haus entstand, riefen: " Guckt mal die! Die hat einen Löwen!"

Es war die Zeit, in der gutartige Hunde in Orten noch freiliefen, ihre Verabredungen trafen und zum Haufenmachen allein auf's Feld gingen.
Und wenn Poldi Nachmittags mal zwischendrin verschwand, weil er ein Rendevous mit einer Dame erschnüffelte, war's für mich ( und die Familie) auch in Ordnung. Zu Hause würden wir uns schon wiedersehen.

Nachbars Rex durfte nicht freilaufen. Er war ein Schäferhund in Zwingerhaltung, draussen durfte er nur an der kurzen Leine sein, sonst hätte er andere Hunde - und gerade andere Rüden - gebissen. Er war Poldis Erzfeind. Wenn er ihn an der kurzen Leine sah, tobte er und bellte er wie blöd. Poldi bellte dann auch, geiferte direkt - aber er ging nicht hin.

Aus diesem frühen Lernen, aus dieser Kindersicherheit, dass leinenlos geht, leitet sich natürlich ein enormes Vertrauen ab, Fusselbürste.
Das ist, wie als würde ich etwas wiederholen, was ich schon immer kannte.

Und wenn ich mir die letzte Passage über Rex angucke, wird mir auch klar, weshalb ich heute noch gerade Hunden an kurzgehaltener Leine Misstrauen entgegenbringe.

Alles Liebe,
Geli :blume2:

Nachsatz:
Jetzt ist es aber wurscht, woher man das Vertrauen hat. Okay, eine gute Kindheitserinnerung macht es sicherlich bedeutend einfacher. Es ist ja immer eine Empfindungsspirale zwischen Hund und Halter.
Halter vertraut meinetwegen, Hund erweist sich aber doch als schnappig, kann nicht abgerufen werden. Sofort sinkt Halters Vertrauenspegel. Halter wird Hund jetzt noch besser beobachten, ihn noch kürzer anleinen.
Hund macht also die Erfahrung, dass ihm nicht vertraut wird. Los kommt er nimmer, also steigt er bald bellend ins Geschirr. - Spirale runter.

Andere Möglichkeit:
Halter vertraut meinetwegen, Hund erweist sich aber doch als schnappig, kann nicht abgerufen werden. Halter vertraut weiterhin, denn nichts kann sein Vertrauen erschüttern. Locker und spielerisch arbeitet er mit dem Hund am Abrufen, macht sich interessant, klatscht in die Hände zum Kommen, kann die Gebärdensprache des Hundes einordnen. Hund kriegt mit, dass ihm vertraut wird, dass er sich anständig benehmen soll. Hund möchte den Erwartungen des tollen Herrlis/ Fraulis folgen, und benimmt sich anständig - Spirale rauf.
 
AW: Neuer Pflegehund

Hallo Geli, das läuft bei meinen Rüden aber nicht.
Selbst im eigenen Grundstück ist er von Nachbars Rüden nicht immer abrufbar. Ist er abrufbar wird er auch gelobt und bekommt belohnung.
Aber das klappt halt nicht immer. Oft spielt dann auch noch meine Hündin verrückt und das Caos ist perfekt.
Deshalb mache ich lieber einen Bogen um andere Hunde. Aber ich Arbeite daran. :D
 
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