AW: Bitte um Tipps für Stubenrein - Schlaf - Training - lang!
Huhu Lissy, :blume2:
ich nutze mal mein Erschöpftsein dieser Stunde und schreib mal meinen Abendtext.*ggg*
Es ist schwer, aus der Entfernung jemandem zu raten, einfach weil ich den kleinen Knödel nicht kenne.
Obwohl Rüden natürlich gerne pinkeln, und Welpen ihre Schließmuskel noch nicht unter Kontrolle haben, ist 25-30 mal Pipi am Tag viel. Vor allem wenn's in die Wohnung geht. Und vor allem, wenn's im Büro anders ist.
Also, irgendwas stimmt nicht - aber was????
Ich werde jetzt hier einfach mal schriftlich "nachdenken" , vielleicht finden Du und ich gemeinsam was heraus.
Zur Hundeerziehung des Welpen:
Zunächst mal kennt sich so ein Würstchen mit nix aus. Von seiner Mama (und dem Rudel, sofern es das gibt) wird er liebevoll angenommen.
Bis ca. zur 7/8. Woche darf er im Prinzip "alles".
Günther Bloch schreibt über die "Erziehungsmaßnahmen" des Wolfsrudels folgende Statistik:
Von ca 400 Begegnungen mit dem Welpen
wird er bis zur 8. Lebenswoche
rund 232 x ignoriert/toleriert, 98x mit dem Schauzgriff gepackt, wenn er was net soll, und 69x zu Boden gedrückt, wenn er sich falsch verhält.
Ab der 9. Woche
wird er von ca. 400 Begegnungen
46x ignoriert/ toleriert, 212x mit dem Schnauzgriff gepackt, und 170 x zu Boden gedrückt.
Also das Verhältniss ignorieren, bzw. tolerieren - zu erziehen kehrt sich völlig um!
Für mich heißt das, dass wir davon ausgehen können, dass unsere Welpen ab dann auch was begreifen können dürfen.
Anderseits werden auch die Wolfseltern beim "Durchgreifen" auch als sehr wohlwollend beschrieben. Ich habe diesbezüglich mit Bonnie einige Erlebnisse haben dürfen, die ich sehr interressant fand:
Wir treffen hier regelmäßig auf der Wiese einen kleinen Boxerwelpen, ca ab der 10. Woche, jetzt mag er 18 Wochen sein.
Bonnie lässt sich nieder und spielt liebevoll mit ihm. Er darf mit ihr
alles machen. Meistens sieht das so aus, dass sie auf der Wiese liegt und er auf ihr herumturnt. Er darf sie an den Ohren ziehen und in den Schwanz zwacken, er darf von vorne auf ihren Kopf krabbeln, so dass sein Po über ihrer Nase hängt, er darf rücklings auf ihrem Rücken sitzen und sie wiederum in die Ohren und in den Hals beissen - er darf nur eines nicht: ihren Ball haben. Dann erfolgt von ihr ein klares, aber lächelndes "Wuff".
( So als würden wir"Pfui" sagen.) Kurz stutzt der kleine Welpe, wedelt gehorsamst, sieht sie lächeln - und zieht es vor, lieber wieder ihren Kopf zu erklimmen, als sich den Ball zu greifen.
Also, sie setzen klare, aber durchaus freundliche Signale.
Ich finde, so sollten wir es auch machen.
Was sind die Bedürfnisse eines Welpen uns gegenüber?
Ein Welpe ist halt noch ein Winzling und kennt sich net aus.
Sein größtes Bedürfnis, ist rein biologisch seine Schutzbedürftigkeit.
Wenn man ein soches Tier allein auf weiter Flur ließe, würde es umkommen.
Folglich: Wo äußert sich die Befriedigung seines inneren ( und normalen) Schutzbedürfnisses mehr, als in der direkten Nähe zur Mutter, bzw. uns Hundeeltern? ( Dein Büro fällt mir dabei ein/ Euer Schlafraum)
Ein allein gelassener Welpe muss rein biologisch bedingt Angst empfinden, denn unversorgt würde er sterben.
Aber sein Schutzbedürfnis geht noch weiter und wechselt zu etwas, was ich mal "Erklärungsbedüfnis" nennen würde.
Ein kleiner, dummer Welpe, dem vieles noch fremd ist, fürchtet sich auch vor vielem: Vor fremden Menschen, vor ( in seinen Augen) seltsamen Gegenständen, vor anderen Hunden, vor lauten und fremden Geräuschen.
Diesem "Erklärungsbedürfnis" können wir Hundeeltern Rechnung tragen, indem wir so normal wie möglich mit angsterregenden Sachen umgehen.
Auf fremde Menschen gehen wir freundlich zu, angsterregende Gegenstände zeigen wir ihm, lassen ihn riechen, und lachen dazu ein wenig, fremden Hunden gehen
wir entgegen, so das er in unserem Schatten segeln kann und sich behütet fühlt, und "fürchterliche" Gerausche kommentieren wir mit einem lachenden: "Och! Haste das gehört?" Wir zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, und Hundi wird es bald ebenso halten.
Wir trainieren ihm auch Geräuschunempfindlichkeit an, indem wir z.B. immer wenn er auf uns zugelaufen kommt, begeistert in die Hände klatschen.
Indem der Welpe sich bei uns geschützt und verstanden fühlt, schaffen wir Vertrauen. Und in seinem Vertrauen, von seinen Hundeeltern angenommen, geliebt, und vor allem verstanden zu werden, will der Welpe uns gehorsam folgen.
Unser Bedürfnis ihn zu erziehen (eben dass er net mehr überall hinpinkelt),
entspricht dem dritten Punkt seiner Welpenbedürfnisse: Wegen seines ursprünglichen, biologisch vorgesehenen Schutzbedürfnis, möchte der Welpe mit seinen Hundeeltern harmonisch und konform sein, denn ein Fehlverhalten seinerseits, würde für ihn, in der freien Natur alleingelassen, den Tod bedeuten. Folglich bemüht er sich zu lernen, um unseren Verhaltenswünschen an ihm zu entsprechen.
Ich nenne das mal das Bedürfnis zur Konformität. Oder weniger kompliziert ausgedrückt: Das Bedürfnis, mit den Hundeltern "im Reinen" zu sein.
Nach dem Motto: "Ich werde in meinen Bedürfnissen verstanden, nun setzte ich alles dran, auch Euch zu verstehen, und mich suuuper zu verhalten."
Parallel läuft bei unserem Würstchen die ganze Zeit ein viertes Bedürfnis ab: Das Bedürfnis zu spielen. Denn unser kleiner Hund ist ja noch ein "Kind", und er lernt über seine unmittelbare Eigenschaft, die Neugier, über das Spiel, das Leben.
Die Neugier motiviert ihn, im spielerischen Umgang mit Menschen und Nahrungsmitteln und anderen Hunden und Dingen, Antwort auf seine aktuellen Lebensfragen zu finden.
Und wie kriegen wir nun unser Bedürfnis zu erziehen ( soll nicht mehr überall hinpinkeln, Z.B) und sein Bedürfnis uns konform zu sein, und sein Spielbedürfnis unter einen Hut?
Erstmal, siehe oben: Durch Verstehen, und liebevolles Verständnis zeigen für seine Schutzbedürftigkeit. Dadurch entsteht Vertrauen.
Und dann: Durch liebevolle Regeln. Junge Hunde erwarten und lieben Regelhaftigkeit nahezu, weil das etwas ist, an dem sie sich orientieren können. Wie, es wird zu bestimmten Zeiten rausgegangen, zu bestimmten Zeiten gibt es Essen, zu bestimmten Zeiten wird geruht.
Es gilt dem Häufchen in der Wohnung immer ein "Pfui", es gilt dem Häufchen draussen immer ein Lob, Abends gibt es immer was zu knabbern (Ochesenziemer, Pansen) , Abends gibt es immer eine Runde spielen, etc.
"Oki," sagt sich Winzling, "hier bin ich verlässlich aufgehoben." Bald kennt Winzling den Rythmus. ( Wobei der im späteren Hundeleben durchaus wechseln kann, Hundz sind da tolerant!)
Aber zunächst ist Sicherheit durch feste Regeln gut.
Es immer
saugut, wenn die Hundeltern im Vorfeld wissen, was sie von dem Welpen in einer Situation erwarten, und da klare Kommandos geben können, bevor das Welpchen Raum hat selbst etwas auszuprobieren. ( So wie das die erwachsenen Hundeeltern ja auch wissen.) Da vorausschauend zu wirken, ist natürlich viel einfacher, wenn man den vierten Hund hat anstatt den ersten.
Bonnie kam letztes Jahr kurz vor Heiligabend. Ihre größe Leidenschaft sind Bälle. Das wußt ich net, ich sah es nur, weil sie sich sofort dranmachte, den Christbaum zu plündern, bzw. die Glaskugeln da abreissen wollte. Bälle!
Also kam von mir ein aus tiefstem Herzen empfundenes "Aus! Das ist gefääährlich! Da musst Du wegbleiben!" Kurzes Zusammenzucken des Kleinen, kurzes Wedeln, kurzes Sehen, dass ich immer noch freundlich war in meiner Zurechtweisung, es vielleicht eher Sorge war - danach waren die Christbaumkugeln kein Thema mehr. Hundi schaute sie nicht mehr an.
Ein Satz im richtigen Tonfall hatte gesessen.
Der Vorteil winkte bei unserem ersten Hundegang auf der Straße: "Bonnie, da kommt ein Auto! Das ist gefährlich! Komm bei Fuß!" Klopfen auf meine Schenkel, bis sie nahe war. - Lob. "Ja, so ist fein! Bei Fuß gehst du! Feiiin! Autos sind gefäääährlich!"
Auch das hatte gesessen. Wenn Autos kommen und sie freiläuft, kommt sie bei Fuß, bzw. geht "an den Rand" wie ich es ihr später beibrachte.
Restaurant: Es ist gut, wenn Du von vorn herein weißt, was Du von dem Hund willst und erwartest, bei mir war klar: "Braver Hund geht unter den Tisch!"
Das brauchten wir nicht groß zu üben - einmal drunter, "Platz!" - und das saß. Gelegentlich, an neuen Orten, wird es wiederholt mit: "Braver Hund geht unter den Tisch." Feierabend. Und kein Problem.
Ich muss dazu sagen, dass ich in der Hunderziehung ein Vielschwätzer bin.
Natürlich benutze ich immer die gleichen Worte, aber ich benutze relativ viele. Das hat den Vorteil , dass der älter werdende Hund über ein gehöriges Repertoir an Worten, Sätzen und Satzgefügen verfügt, die er verstehen kann.
Die weiteren Voraussetzung dazu erzähle ich morgen weiter.
Es immer saugut, wenn die Hundeltern wissen, was sie von dem Welpen wollen, und da klare Kommandos geben können, bevor das Welpchen Raum hat selbst etwas auszuprobieren.
Das ist der Schlüssel.
Dies war jetzt mein heutiger persönlicher "Enspannungsbeitrag", jetzt gehe ich mit meinem Wuff.
Vielleicht fällt Dir zu dem Geschriebenem schon irgendwas auf, und hast eine Idee zum Weiterdenken für Deinen Wuff?
Liebe Grüße,
Geli