AW: Neuer Pflegehund
Huhu Nicoletta,
))
So viel, was du über Tino schreibst (die Kuschelbegeisterung, das Anschmiegen, die Anhänglichkeit, das Frauli-Beschützen) kenne ich auch von meiner Lilli.
Das ist die Spitznatur, gell? Wer sie liebt, und damit umgehen kann, hat wirklich
den Hund seiner Seele gefunden!
Und Tino lernt verblüffend schnell. Das wirst Du von Deiner süßen Lilli sicher auch kennen!
Ich meine, ich mache mit ihm zur Zeit noch gar keine Übungen, bis auf das tägliche, wie freilaufen, Leinegehen, kommen, sitzen, sich anständig benehmen. Der soll erst mal Vertrauen finden.
Aber so putzig: Ich füttere die beiden ja gemeinsam. Und wenn jeder seinen Napf leergefressen hat, wechseln sie zum jeweiligen Napf des anderen, um zu schauen, ob es da nicht noch was auszuschlecken gibt, und wie es daraus riecht.
Am zweiten Abend, hat die offenbar noch hungrige Bonnie, Tino's Napf hinter mir ins Wohnzimmer getragen. Retrieverhunde machen dergleichen ja. - Aber man sah richtig, wie Tino's Augen dabei vor Verblüffung groß wurden. "Waaas? Die
trägt meinen Napf?"
Nächsten Morgen dasselbe Spiel. Bonnie schleppte Tino's Napf hinter mir her in den Garten. Der orange Spitzmischling stand dabei und staunte. Aber nur kurz.
Dann ging er in die Küche, holte seinerseits Bonnies Napf und trug den ebenfalls hinter mir her. - Ich hab so lachen müssen!
Charity schrieb:
Weißt du was mir gerade eben einfällt ... dieses Bonnie-vertreiben macht er doch nur noch während du schläfst, richtig? Kann es sein, dass er ihre momentane Schwäche durch das angeknackste Bein spürt ... sich deshalb stark fühlt?
Nee, das Bonnievertreiben macht er im Hause auch dann, wenn ich wach bin, aber zunehmend wenn ich nicht hingucke, weil er weiß, dass ich mindestens mit einem: "Aus knurren, Tino!" regiere, und ihn erst in dem Moment wieder streichele, wenn er Bonnie vorbeilässt und seine "Frauli verteidigende Aufmerksamkeit" von ihr abzieht.
Aber, dass das Humpeln jetzt so verstärkt bei Bonnie auftritt, hat sicher auch was mit der Anwesenheit Tino's zu tun. Der ist schon eine belastende Aufgabe für sie. So freundlich sie sich bemüht, seine Ablehnung schwächt ihr Selbstwert- und ihr Lebensgefühl.
Und gleichzeitig stärkt ihr Humpeln Tino, der spürt, dass der andere Hund offenbar nicht 100% fit ist. Na, da wolln mer doch mal gucken, ob wir den kranken Hund nicht doch vertreiben können....
Ich mische mich ein, wenn Bonnie eindeutig nicht reingelassen wird, weil Tino mit Spitzbewachermimik in einer Tür liegt. Daran traut sie sich nicht vorbei.
Aber heute hat Spitzköti versucht, ihr den nur halbgeleerten Fressnapf wegzunehmen, weil sie langsamer frisst als er. Da ist sie, zu Recht, ziemlich böse geworden.
Ich weiß, dass die sich nicht verletzend beissen, selbst wenn es situativ auf einmal sehr laut und heftig zugeht.
Und das lasse ich dann in der Regel so stehen, gucke und höre weg.
Die sind relativ gleichstark, das sollen
die untereinander ausmachen!
Meist kommt dann von Tino bald ein enttäuschter Laut, der sich - Entschuldigung ;-) - in seinem Frust total süß anhört. Es ist, wie wenn ein Mensch in einer ganz hohen Tonlage rufen würde: " Ach, Miiiist! - Ich habe mich so bemüht, den anderen zu bescheißen - und es hat wieder nicht geklappt!"
Die beiden haben eine unterschiedliche Sprache, das ist das Problem.
Bonnie kann spielen und Spielknurren, bei dem langjährigen Tierheimhund Tino ist alles schwerer Ernst. Er hat ( über Jahre) nie etwas besessen, hatte kein Herrli, kein Frauli, kein Spielzeug, selbst im Schlaf musste er im Vielhundezwinger Angst haben, von den Größeren gemobbt zu werden, und jederzeit bereit sein, auch im Schlummer aus seiner "erworbenen" Ecke knurrend aufzufahren.
So müssen die Ressourcen, an die er hier herankommt, über sein ohnehin besitzstrebendes Spitznaturell hinweg, offenbar bitter erworben und ernsthaft verteidigt werden.
Ich habe gerade mit den beiden mit einem zerfledderten Tau gespielt.
Bonnie hing spielknurrend an einem Ende, ich spielknurrend in der Mitte, Tino merkte man an, dass sein Interesse erwachte mitzuspielen, und er auch "locker sein" wollte. Er feudelte verspielt nach dem freien Ende des Taus.
Aber sobald er es gepackt hatte, war es mit seiner Spielfreude vorbei.
Das war kein Spielknurren mehr, das war ein bitterböses Besitzknurren.
Die beiden Hunde sind situativ mal wieder 5 Sekunden unblutig aufeinander losgegangen.
Ich habe dann das Tau oben auf den Kachelofen gepackt, beide untergeordnet und sitzen lassen.
Artig, artig.
Anschließend bekam Bonnie das alte Tau und Tino ein feines anderes.
Aber das ist der Unterschied: Bonnie wollte mit ihrem mit mir spielen, Tino nahm seins und schleppte es auf die Couch, um es dort eifersüchtig zu bewachen.
Ich denke, er braucht noch einfach ganz viel Ruhe und zu sich selbst finden.
Ruhe, um zu spüren, dass er hier alles kriegt, und niemand ihm etwas streitig macht.
Lieben Gruß,
Geli :blume2: