AW: Der schwierige Mensch...
Ungewollte Bedeckung
Ist eine Hündin ungewollt gedeckt, so steht man vor der Frage, was man mit den Welpen anfangen soll. Natürlich kann hier der Tierarzt eingreifen und einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführen. Also wieder ein künstlicher Eingriff in ein durchaus natürliches Geschehen,- etwas, über das man durchaus unterschiedlicher Auffassung sein kann. Als Biologe sieht man so was nicht gerne!
Uns hindert ein nicht immer ganz zweckmäßig abgefasstes Tierschutzgesetz, den selben Weg zu beschreiten, den die Natur in einem solchen Falle weist, und der auch bei Naturvölkern nicht als unmoralisch, sondern als einfache Notwendigkeit betrachtet wird. Nach unserem Tierschutzgesetz darf aber ein Tierarzt keine gesunden Welpen töten, auch wenn man damit rechnen muss, dass man niemand findet, der sie ernähren will. So kommen sie also in ein Tierheim… auch keine beglückende Lösung…
Die Erfahrung- wie wir sie hier auch in der Haustierbiologischen Station Wolfswinkel immer wieder machen- lehrt, dass jede Hündin nicht nur schwächere Welpen tötet, sondern auch völlig gesund geborene, wenn die Witterungsverhältnisse für eine Aufzucht unter Naturbedingungen untragbar sind. Die Althündin tötet die Welpen ihrer Tochter, ohne von jenen daran gehindert zu werden.
Für die Hündin bedeutet der Verlust neugeborener Welpen überhaupt nichts! Bitte jetzt nicht erschüttert aufhören zu lesen, für diese Behauptung gibt es nämlich eine Erklärung:
Sie mag noch so viel Milch am Tage der Geburt entwickelt haben- wird sie nicht gebraucht, bilden sich die Milchdrüsen zurück, die Hündin verlässt das Lager. Für eine normale Hündin gilt, dass sie nur das als Welpe ansieht, was kräftig saugt, was sich lebhaft bewegt und bei Unbehagen klagend schreit. Liegt nichts dergleichen in der Wurfkiste, dann ist für sie die Angelegenheit erledigt, sie geht zur gewohnten Tagesordnung über. Das erscheint sehr herzlos, ist es aber nicht. Es ist vielmehr die natürliche Einstellung zum Leben, in welcher der Tod noch nicht zum Schreckensgespenst verzerrt worden ist.
Auch eine Hündin, die aus irgendwelchen Gründen körperlich geschwächt ist, sei es durch Krankheit, sei es durch einen Unfall, wird ihre neugeborenen Welpen nicht aufziehen. Man muss hierbei immer von der Überlegung ausgehen, dass es für die Erhaltung der Art wichtiger ist, dass ein erwachsenes, bereits bewährtes Tier am Leben bleibt; Es kann sich mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder fortpflanzen, als man das von Neugeborenen später einmal erwarten kann, die noch gar nicht bewiesen haben, dass sie überhaupt bis zum fortpflanzungsfähigen Alter überleben, sich durchsetzen werden. Man weiß von Wölfen, dass nur etwa 30% der Nachkommen auch wirklich zur Fortpflanzung gelangen. Eine Zahlenangabe, die man sogar wahrscheinlich als zu hoch gegriffen ansehen kann!
Solche Überlegungen helfen dem Hundehalter, dessen Hündin versehentlich fremdgegangen ist, natürlich nicht unmittelbar- sie sollen nur dazu beitragen, die Dinge etwas sachlicher zu betrachten. Es hilft auch darüber nachzudenken über das vernünftige Töten und der Notwendigkeit.
Wer also nicht die Absicht hat, mit der Hündin zu züchten, sollten den absolut harmlosen Eingriff der Sterilisation machen lassen. Man hat damit viele Sorgen los, und die Hündin bleibt dennoch bin in das hohe Alter gesund. Eine Wesensveränderung tritt nicht ein. Sie wird bei vernünftiger Ernährung und ausreichender Beschäftigung auch nicht dick!
Eliminieren- nicht eliminieren
Noch einmal: In der Natur kann sich kein Tier fortpflanzen, dessen Konstitution nicht voll in Ordnung ist. Rangniedrigere Wölfe haben dabei überlebens- Chancen, denn sie können sich bei der Ernährung und Aufzucht der von den ranghöchsten, also konstitutionell bestveranlagten Wölfen stammenden Welpen nützlich machen. Zur Fortpflanzung kommen sie nie, sie dürfen als Rüden nicht einmal das Beinchen heben. Als Hündin werden sie gewöhnlich nicht einmal läufig. Die sexuellen Funktionen werden durch den „sozialen Status“ weitestgehend unterdrückt. Freilich nur solange wie sie im sozialen Agrement mit den Altwölfen stehen. In der Natur geht es nicht anders.
Bei Wölfen wie bei Dingos ist es dann üblich, die Junghunde wegzujagen, denn nun ist die Chefin wieder läufig. Nur die Nesthäkchen dürfen bleiben, weil sie schließlich keine Konkurrenz sind, sondern ergebene Diener. Man kann in einer Gruppe von Geschwistern, die man ohne die Eltern nach dem Absetzen zusammen aufwachsen lässt, die einzelnen Konstitutionen ganz deutlich am Ausdruck ablesen. Die Schwächeren werden immer viel welpenhafter bleiben als der Rüde und die Hündin, die in dieser Gruppe die stärkste Konstitution haben und daher auch als Rudelführung in Erscheinung treten. Trotzdem ist der „letzte“ in dieser Gruppe nicht eigentlich ein „Rangniederer“, so nach unserer Vorstellung. Er ist einer, der dazugehört, der in die Gruppe integriert ist im Sinne des sozialen Agreements- er hat alles, was die anderen auch haben, mit Ausnahme der Fortpflanzungsmöglichkeit.
Auslese muss nicht gleich „töten“ bedeuten. Es besteht für die Gruppe wirklich kein Grund einen solchen Rangniedreren zu töten. Wäre seine Konstitution aber so schlecht, dass er kaum Abwehrstoffe gegen Parasiten hervorbringen kann, dass er schließlich schwächer und schwächer wird- dann wäre er für die Geschwister ein Todeskandidat. Hart- aber vernünftig.
Unter Naturverhältnissen kommt so was aber nicht vor, denn die Auslese beginnt sehr früh- guckt im Thema „Die Lebensphasen des Hundes“.
Sind es aber wirklich immer die kräftigsten Welpen, die einmal die besten Hunde werden? Man denke an die fetten Faulpelze, die zwar dank ihrer Masse die anderen verdrängen, nicht aber dank ihrer Aktivität. Ob eine derartige Auslese sinnvoll ist?
Wir wissen heute, dass das Geburtsgewicht nicht entscheidend ist für die künftige Konstitution des Hundes. Einer, der in einem Normalwurf von sechs oder sieben Welpen bei der Geburt der kleinste ist, kann sich innerhalb von einer Woche zum Stärksten entwickeln. Kann er das aber auch in einem Wurf, in dem es zwanzig Welpen versuchen, an die Milchquellen zu gelangen?
Gewiss, es gibt Hündinnen, die bei größeren Würfen sehr bald zwei „Trinkstuben“ einrichten, indem sie den Wurf trennen, einen Teil der Welpen in ein anderes Lager tragen und nun abwechselnd beide Gruppen zum Säugen aufsuchen.
Nun haben viele Züchter Angst, dass bei einer größeren Zahl von Welpen zu viele zu kurz kommen. Das ist sicher auch der Fall. Aber durch Zufütterung nach dem sechzehnten oder siebzehnten Lebenstag lässt sich so was ganz gut ausgleichen.
Ein Töten der Welpen, falls das notwendig ist, muss vor dem Erwachen der eigentlichen Sinne durchgeführt werden.
Ein anderes Kapitel ist die Eliminierung von sogenannten „Fehlfarben“. Bei vielen Hunderassen schreibt der Standard vor, welche Farben erlaubt sind. Wenn Welpen geboren werden, die anders gefärbt sind, können sie dem Standard nach nicht anerkannt werden….
Da kommt noch ein weiterer Punkt dazu, den man nicht vergessen darf!- Es gibt Farben, die mit konstitutionellen Mängeln erheblich gekoppelt sein können, Mängeln, die man vor der dritten Woche gar nicht erkennen kann- wie Taubheit oder Blindheit.
Hier wird die Entscheidung durch den Tierarzt wirklich schwierig, denn diese Begleiterscheinungen treten nicht unbedingt vorhersehbar auf…
Andererseits gibt es solche Farben, die keineswegs mit minderen Nebenerscheinungen gekoppelt sein müssen, es in der Regel auch nicht oder auch nur ausnahmsweise sind. Warum sollte man solche Welpen nicht am Leben lassen?
Der Weg zum roten Stempel- welcher anzeigt dass mit dem Welpen nicht gezüchtet werden darf- ist doch eine gute Möglichkeit!
Das aber abgrundtief Böseste, was ein Hundezüchter jedoch tun kann, ist, unter dem Vorwand der „Tierliebe“ jeden von der Hündin verstoßenen oder gewichtsmäßig bedrohlich hinter seinen Geschwistern zurückbleibenden Welpen künstlich aufzuziehen!
Eigentlich fängt nämlich das ganze Hundeleiden beim Züchter an, der so was macht!!!
Dieser Züchter, der auf seine ungeheuere „Tierliebe“ hindeutet, was er alles getan hat, damit diese Welpen „gesund“ aufwachsen konnten!
Eigentlich eine ganz brutale Tierquälerei! – Denn solche Hunde haben dann sehr schwere Geburten, haben Verhaltensstörungen und Erbmängel – welche weiter gegeben werden an die Welpen.
Ein Tipp: Seinen sie freundlich zu dem Züchter, aber kaufen sie ihm BITTE keinen Welpen ab und raten sie allen davon ab dies zu tun!- Denn wer das macht, handelt erstens masochistisch und zweitens unterstützt er die Grausamkeiten, die die Hunde dann ausbaden müssen!
Soooo- das klingt jetzt für viele sicher grausam, aber ich habe nun versucht es besser verständlich zu erklären.
Auch ich hatte es schwer dies zu schreiben, aber es ist notwendig, denn ich bin dafür, dass unsere Hunde ohne Leiden leben dürfen!
LG!
Sharon