Hi Mariele, :kuss1: :kuss1:
heut' bin ich früh da, und auch früh wieder weg...
Zur Beantwortung Deiner Fragen:
Der einzige Unterschied zwischen unseren Meinungen besteht in dem Punkt, ob er sich an das "Verbrechen" erinnern kann was er begangen hat?! Versteht Ihr was ich meine?
Und dazu dann meine Frage: Kann er sich zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens an die Schandtat erinnern oder erinnert er sich aufgrund unserer Reaktion?
Ja! Er erinnert sich an die Schandtat! Ich war auch überrascht über Marlies Erklärung, weil ich es noch nie zuvor gehört hatte, ich will versuchen es nochmal in klaren Worten wiederzugeben:
1. Hund lernt von uns was er darf und was nicht.
2. Mitunter ist der Reiz etwas zu tun, für den Hund größer, als das von uns Gelernte. Das kann in unserer Abwesenheit sein ( Blumenblätter abbeissen, Lacki machen ins Haus), das kann beim Spaziergang sein, wenn der Hund Wild sieht und abhaut.
3. In diesem Moment VERGISST der Hund das Gelernte. Das was er tut, bereitet ihm Lust!
4. Aber in dem Augenblick in dem er Herrchen/ Frauli wiedersieht, fällt es ihm wieder ein. - Genau in dem Moment, wenn wir wieder vor seinen Augen auftauchen, oder der Schlüssel sich in der Tür dreht.
5. In diesem Moment reagiert der Hund schuldbewusst, er schafft eine innerliche Verknüpfung, zwischen seiner Schandtat und unserem Verbot.
Das ist das, was auch für mich so neu war an dieser Erklärung.
Dass es psychologisch so ist, dass diese innere Verknüfung: Schandtat - Chefchens Verbot überschritten - in dem Augenblick für den Hund aktuell wird, wenn er uns danach das erste Mal wiedersieht!
6.Er reagiert schuldbewusst, um sich mit uns wieder gutzustellen!
Dieses Gutstellen, kann ja aber nur erfolgen, wenn der Mensch die Entschuldigung annimmt!
7. Die Entschuldigung annehmen, kann Mensch aber nur, wenn er den Hund zunächst in seiner Missetat bestätigt, damit der Hund sich verstanden fühlt.
Beispiel, Lenchen: "WAS? Du hast schon wieder die Bumenblätter abgebissen?" Daraufhin drückt sich Hundi noch tiefer in sein Körbchen.
Aber ihm wurde bestätigt, dass Blätterabbeissen, genau wie er - kluger Hund - angenommen hat, tatsächlich eine Schandtat ist!
9. Nachdem auf diese Weise die Kommunikation zwischen Hund und Herrn geklärt ist, kann Hundi sich einschmeichelnd wieder annähern, die Verzeihung kann erfolgen.
Es ist so wie: Ich habe zwar Mist gemacht, Herrchen, aber ich
weiß ja, dass es Mist war, sooo gut bin ich immerhin! Deshalb sei mir nicht bös.
Also in dem Annehmen ( tadeln) der Schandtat, steckt auch gleichzeitig für den Hund ein Gewinn: Nämlich zwar gesündigt, aber seine "Sünde" doch selber erkannt zu haben, also doch noch ein "Prima" Hund zu sein!
Vielleicht könnte das Annehmen der Schandtat, bei Hunden die das von ihrem Chef kennen, ja auch durch konsequentes Ignorieren erfolgen, also Liebesentzug, statt Begrüßung. Das muss nun jeder selber wissen.
Wichtig ist nur, dass der Hund eindeutig erfahrt, dass wir
mit ihmnach wie vor einer Meinung sind, dass es
tatsächlich eine Schandtat war! Das unser Verhalten das wiederspiegelt!
Denn wenn da wir uns da unklar verhalten, wird der Hund daran zweifeln,. dass Blumenblätter abbeissen tatsächlich eine Schandtat ist. - Oder ein Lacki machen unter'm Klavier. Und je mehr sich unser nicht reagieren häuft, umso mehr wird er Unsicherheit empfinden. Hund denkt: Gestern war's noch ne Schandtat - heute ist es keine mehr - was ist denn nun richtig? Da er aber Angenommen sein will, wird er sich vorsorglich lieber einmal mehr als einmal weniger unterwerfen, weil ja nix mehr klar ist.
Oder er wir ein "böser" Hund werden, der sich verhält wieder leibhaftige Derwisch, weil in den Regeln die er begriffen zu haben meinte, nicht bestätigt wurde. Und auf diese Weise keine Regeln kennt.
Ich finde das auch eine sehr überraschende, aber schlüssige These.
In diesem Zusammenhang fällt mir das Buch "Ich bin okay - Du bist okay" ein. - Transaktionsanalyse. In diesem Fall geht es natürlich um Menschen, aber immer darum, dass man sich gegenseitig den Inhalt seiner Worte bestätigt, damit der andere weiß, dass er verstanden würde und sich dadurch angenommen fühlt.
Also wenn Hundi ein schuldbewusstes Verhalten zeigt, ist es sinnvoll, wenn der Grund dafür richtig ist, dieses Verhälten zu bestätigen: "Ja, es ist echt Mist, dass du die Blätter abgebissen hast!"
Falls der Grund falsch ist ( was selten vorkommen wird, aber kann ja sein), ist es sinnvoll, die Last vom Hund wegzunehmen: "Was, du schämst dich, die Blätter abgebissen zu haben? Ach Mäusilein! Ist doch alles in Ordnung! Hier hast du die ganze Pflanze! Ja, damit darfst du spielen!"
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Dazu meine Frage dann: Hundi zeigt ja schon ein "einsichtiges" Verhalten - muss ich dann wirklich noch schimpfen/strafen wenn ihm die Situation doch bewusst ist?
Ich hoffe, diese Frage habe ich ausführlich beantwortet.
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Das heißt Du freust Dich erst und schimpfst dann?! Dann wäre meine Frage: wann erinnert sich Bonnie denn, das das Abhauen eine Schandtat ist?
Ja. Ich kann da oft nicht anders, als meiner spontanen Reaktion zu folgen.
Da mein Hund neu ist, bin ich natürlich heilfroh, dass sie, wenn sie abhaut, sehr schnell wiederkommt. - Alles andere wäre gelogen. Gleichzeitig haben mich während der Zeit ihres Abhauens natürlich massive Sorgen geplagt.
Auch die kann ich nicht verstecken und die schleichen sich ebenso in meinen Ton ein. Ich reagiere da sozusagen von Herzen ehrlich. Und ich glaube, dass ist auch okay so, denn ich fürchte mein Hund würde meine Lügen spüren, weil Körperausdruck und Stimmausdruck nicht eindeutig wären.
So ist es eine ganz klare Botschaft: Ich liebe dich, aber ich habe Angst gehabt - mach das nicht nochmal!
Das geht auf dem Hintergrund, dass Bonnie sofort beim Wiederkommen ihr Fehlverhalten einräumt. Sie kommt - zwar bis über beide Ohren freudig lachend, eindeutig glücklich mich wiederzuhaben - aber doch entschuldigend an. Sich freudevoll anschmiegend und anbiedernd, ist sind die richtigen Wörter.
Das ist jetzt anders als im ersten Beisspiel, danach müsste ich zunächst nur tadeln. Und das ist so gesehen natürlich ein Widerspruch. Ich denke, in meiner Stimme und Haltung mischt sich beides. Und sie freut sich ja auch riesig, mich wiedervorzufinden. Ich kann es nicht begründen.
Igendwie stimmt die Kommunikation da zwischen uns. Das Wiedersehen hat die "Freude-ebene" und die "Tadel-ebene", und Bonnie ist dann immer sehr lieb und entschuldigend und erwartet förmlich , dass sich sie an die Leine nehme, an der sie dann schwanzwedelnd, sehr ruhig und auf mich bezogen weiterläuft, wie um ihren Lapsus wieder gutzumachen.
Also, die Verständigung im Sinne der Transaktionsanalyse scheint zu stimmen.
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Geli, Du sagst Deine Ex-Schwägerin ist Uniprofessorin für Tierpsychologie. Heißt das, an dieser Uni kann man Tierpsychologie studieren? Wenn ja, verrätst Du mir bitte um welche Uni es sich da handelt?!
Marlies hat in Bochum studiert, und zwar zunächst Biologie. Das hat ihr aber irgendwie nicht gereicht, und sie hat Psychologie dazu genommen.
Sie hat sich für Tierpsychologie und Verhaltensforschung interessiert, und dank ihres guten Doktorvaters die Möglichkeit erhalten, selbst Versuchsreihen durchzuführen, und an verschiedenen Unis vergleichend zu hospitieren. So hat sie ihren Abschluß in Tierpsychologie gemacht, und auch darüber promoviert. Inzwischen ist sie aber Frau Professor, ihre Habitilation hat sie ebenfalls im Bereich Tierpsychologie gemacht. Sie forscht und unterrichtet an der Uni Bochum.
Weshalb ich sie nie gefragt habe? Wir hatten das Thema nie. Ich hatte einen beneideten, guterzogenen Hund, da gab es keine Diskussions- oder Fragegrundlage. Wir sehen uns eh nur zu den Kindergeburtstagen. Also in der Regel zweimal im Jahr. Und dann reden wir eher über Kinder.
Oder darüber, weshalb sie das versprochene Super-Fleischgericht heute in Bochum stehengelassen hat, und jetzt ein Famileienmitgleid zwei Stunden fahren muss, um es doch noch zu holen...
Sie ist nett, aber wir sind uns nicht so nah.
Ich weiß nicht wo sie Sachen geschrieben hat, oder wo man entsprechendes nachlesen kann.
Ich kann sie aber anrufen und fragen.
Und das mache ich auch, aber nicht mehr heute. Ich habe jetzt gerade noch einen Arbeitstermin vor der Brust.
Bis morgen ihr Lieben, liebe Marie,
viele Grüße,
Geli